Kolumne Mundart-Chinesisch für Deutsche: Bei mir bist du schön 

Markus Daniel Gessner

19.2.2019

Unser Dialekt – Respekt!
Unser Dialekt – Respekt!
Bild: Keystone

Sosehr wir auch versuchten, uns dem Bühnendeutsch anzunähern: Sprächen wir Schweizer unser Hochdeutsch, komme unweigerlich der Moment, wo die Mundart dazwischengrätsche, meint der Sprachpfleger schmunzelnd – und nennt Beispiele.

Eine Schweizer Skirennfahrerin gibt Interviews auf ORF und spricht dabei ausschliesslich Mundart. Dabei müssen wir im deutschsprachigen Ausland nicht einmal blanke Mundart sprechen, um nicht verstanden zu werden. Wir können nämlich gar nicht anders, als immer wieder «Unverständliches» einfliessen zu lassen.

Ein Paradebeispiel ist der Satz «Schön, bist du bei mir». Man setzt hier ein Komma, weil es sich um eine Ellipse handelt, einen verkürzten Satz. «Schön» steht also für «Es ist schön». Aber im Gesprochenen sieht man keine Kommas.

Das macht es für den Deutschen (oder Österreicher, Luxemburger, Liechtensteiner) noch schlimmer. Er hört: «Schön bist du bei mir.» Und seine Antwort könnte theoretisch lauten: «Danke, ich wollte ja auch nicht hässlich bei dir sein.» Deutsch Sprechende im Ausland würden sagen: Schön, dass du bei mir bist.

Es gibt weitere Aussagen von Schweizern, die Deutsche schmunzeln lassen. Ein Amuse-Oreille aus dem Büroalltag: Der Verkäufer hat Unterlagen vor sich liegen und sagt zu einem deutschen Kunden am Telefon: «Ich kann Sie grad informieren, die Preisliste liegt direkt vor mir zu.» – Eins zu eins aus der Mundart übernommen: «Si liit diräkt vor mier zue.»

Unser Dialekt – Respekt!

Es scheint, als wollten wir Schweizer es absichtlich falsch machen, aus Protest gegen die uns aufgenötigte Verkehrssprache Hochdeutsch. Doch wir sind halt einfach mit diesem jeweiligen kantonal (regional ... lokal ...) gefärbten Dialekt verwurzelt.

Die junge Generation schreibt ihre elektronischen Messages überraschenderweise fast ausschliesslich auf Schwiizertüütsch – im jeweiligen Dialekt, versteht sich. Das ist wahrer Heimatschutz!

Aus dieser Gewohnheit heraus könnten Sätze entstehen wie: «Seit mein Natel runtergefallen ist, geht es nicht mehr so ring, das macht mich hässig, ich muss speditiv ein neues posten.» – Da versteht der Deutsche nur Bahnhof.

Für uns normal – der Deutschen Qual

Auch «normale», gebräuchliche Begriffe lassen Deutsche rückfragen: Morgenessen. – Was, heute nichts mehr zu essen? Schwingbesen. – Ist das denn Kehrwoche-kompatibel? Rindsvoressen. – Wie, das wurde schon einmal gegessen? Ständerlampe. – Dazu fällt mir gerade nichts ein, aber Deutsche sagen dazu Stehleuchte.

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