Swisscom Nachhaltigkeitsblog 5 Fragen zu Elektroautos – mit überraschenden Antworten

Von Andreas Kindler

9.9.2020

Elektroautos sind immer beliebter. Im Jahr 2019 wurden in der Schweiz doppelt so viele Fahrzeuge angemeldet wie im Vorjahr.
Elektroautos sind immer beliebter. Im Jahr 2019 wurden in der Schweiz doppelt so viele Fahrzeuge angemeldet wie im Vorjahr.
Bild: Opel

Elektroautos erobern die Strassen der Schweiz. Wie nachhaltig sie aber tatsächlich sind, darüber wird aktiv gestritten. Wir klären die fünf wichtigsten Fragen.

Die Schweiz ist im Elektroautofieber: Über 13'000 Fahrzeuge wurden 2019 auf Schweizer Strassen neu zugelassen. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor.

Swisscom mischt ganz vorne mit: Bis 2030 wird die komplette Fahrzeugflotte CO2-neutral. Bei 3'000 Fahrzeugen und insgesamt 65 Millionen zurückgelegten Kilometern pro Jahr ist das ambitioniert – hat aber auch eine grosse ökologische Wirkung.

Mit zunehmender Begeisterung für das Stromauto werden aber auch kritische Stimmen lauter: Wie klimafreundlich ist ein Elektroauto tatsächlich? Kann ich damit in die Ferien fahren und ist es insgesamt nicht teurer? Wir haben die Antworten.

1. Wie weit komme ich mit einer Batterieladung?

Eine bekannte Sorge beim Kauf eines Elektroautos ist die Reichweite. Im Durchschnitt fahren wir in der Schweiz rund 32 Kilometer pro Tag, was mit marktüblichen Elektroautos problemlos machbar ist. Swisscom Academy Trainer Marcel fährt selbst einen Elektrowagen und schätzt dessen Reichweite auf rund 400 Kilometer. Für weitere Strecken ist wichtig, dass genügend Schnellladestationen vorhanden sind. Marcel erklärt: «Ich gebe in meiner Auto-App ein, dass ich nach Clermont-Ferrand (Frankreich) fahren will. Dann berechnet sie mir genau, wo ich eine Pause einlege und mein Auto lade. Entsprechend plane ich meine Fahrt und verbinde Lade- und Mittagspause.»

Marcel ist Trainer bei Swisscom Academy. Seit rund einem Jahr fährt er ein Elektroauto und ist sehr zufrieden damit.
Marcel ist Trainer bei Swisscom Academy. Seit rund einem Jahr fährt er ein Elektroauto und ist sehr zufrieden damit.
Bild: Swisscom

Die Reichweite ist aber nicht das Mass aller Dinge. Bei Swisscom versteht man Elektromobilität als Gesamtkonzept, weshalb bestehende Prozesse laufend optimiert werden. Dazu gehört, mithilfe intelligenter Technologie die benötigten Fahrten grundsätzlich zu reduzieren und verschiedene Transportmittel clever zu kombinieren.

2. Ist ein Elektroauto günstiger als eines mit Verbrennungsmotor?

Aktuell sind Elektroautos in der Anschaffung meist teurer als mit Kraftstoff betriebene Autos. Das Blatt wendet sich aber bereits nach 30'000 bis 65'000 gefahrenen Kilometern. Rechnet man laufende Ausgaben wie Benzin oder Unterhalt ein, ist ein Elektroauto günstiger als ein vergleichbarer Verbrenner. Das Teure an Elektrofahrzeugen ist die Batterie, die aber immer günstiger wird. So hat VW gemäss dem Branchenmagazin electrive wahrscheinlich die 100-Dollar-Marke pro Kilowattstunde geknackt. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 haben die Batterien noch über 1'000 Dollar pro Kilowattstunde gekostet.

3. Haben wir genug Energie, falls die ganze Schweiz auf Strom umsteigt?

Würden sämtliche Autos per sofort auf Elektroantrieb umgestellt, würde der gesamtschweizerische Stromverbrauch um 15 bis 19 Prozent steigen. Das ist aber ein sehr unrealistisches Szenario.

Fakt ist, dass der Strommarkt in Bewegung ist. Entscheidend ist in den nächsten Jahrzehnten nebst dem Erschliessen erneuerbarer Energien ein besseres Lastenmanagement. Sprich, dass Stromproduktion und -bedarf optimal aufeinander abgestimmt ist. Bis der ganze Schweizer Verkehr elektrisiert ist, wird auch der Strommarkt einen Schritt weiter sein.

Der Strommarkt ist in Bewegung. Ein immer grösserer Anteil erneuerbarer Energien und dadurch immer mehr einzelne Stromquellen, die ins Netz einspeisen, fordern smarte Lösungen für das Lastenmanagement.
Der Strommarkt ist in Bewegung. Ein immer grösserer Anteil erneuerbarer Energien und dadurch immer mehr einzelne Stromquellen, die ins Netz einspeisen, fordern smarte Lösungen für das Lastenmanagement.
Bild: Keystone

4. Wie steht es um die graue Energie?

Die Ökobilanz eines Elektrofahrzeugs hängt stark von der Batterie ab. Wie bei vielen anderen Geräten und Produkten spielt die Produktionsweise entlang der Lieferkette eine wichtige Rolle. So sind beispielsweise in Skandinavien gefertigte Batterien klimafreundlicher als solche aus China, weil die nordischen Länder auf erneuerbare Energien setzen.

Aber auch das verarbeitete Material fällt ins Gewicht: Batterien enthalten unter anderem den Rohstoff Kobalt. Bei dessen Förderung werden teilweise Menschenrechte verletzt und es entstehen Umweltschäden. Hier gilt es zu handeln. Die grossen Batteriehersteller sind bemüht, Batterien künftig ohne Kobalt herzustellen. Dennoch: Rohstoffe sind ein endliches Gut. Im Unterschied zu fossilen Brennstoffen haben Elektroautos aber den Vorteil, dass sie Rohstoffe nicht verbrennen und die Batterien deswegen rezyklierbar sind. So entsteht ein sinnvoller Kreislauf. Zudem ist es entscheidend, mit welchem Strommix man das Fahrzeug lädt. Der Strom aus Schweizer Steckdosen stammt zu rund 62 Prozent aus erneuerbaren Energien.

5. Habe ich das gleiche Fahrerlebnis wie mit einem Verbrennungsmotor?

Swisscom Academy Trainer Marcel findet: «Mit einem Elektroauto zu fahren, ist ein einmaliges Erlebnis. Es beschleunigt frappant besser und rekuperiert Energie beim Bremsen. Zudem bin ich wendiger im Verkehr und kann schneller auf Situationen reagieren. Auch die Ruhe des Motors möchte ich nicht mehr missen, obwohl ich früher Freude an einem schönen Motorensound gehabt habe.»

Wer Innovation auch im Kopf zulässt und sich vom Motorensound löst, erfährt im Elektroauto eine ganz neue Art des Autofahrens.
Wer Innovation auch im Kopf zulässt und sich vom Motorensound löst, erfährt im Elektroauto eine ganz neue Art des Autofahrens.
Bild: AdobeStock

Über den Nachhaltigkeitsblog

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Andreas Kindler ist zuständig für Energie- und Umweltmanagement.
Andreas Kindler ist zuständig für Energie- und Umweltmanagement.
Bild: Swisscom
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