Gleichberechtigung Der höchste Protestant der Schweiz befürwortet die Homo-Ehe

SDA

16.8.2019 - 04:20

«Wenn sich der Staat zur gleichgeschlechtlichen Ehe hin öffnet, sehe ich keinen Grund, warum wir ihm nicht folgen sollten» – Teilnehmer des Zurich Pride Festivals demonstrieren am 15. Juni 2019 für gleiche Rechte. 
«Wenn sich der Staat zur gleichgeschlechtlichen Ehe hin öffnet, sehe ich keinen Grund, warum wir ihm nicht folgen sollten» – Teilnehmer des Zurich Pride Festivals demonstrieren am 15. Juni 2019 für gleiche Rechte. 
Bild: Keystone/Melanie Duchene

Die Ehe für alle ist im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund höchst umstritten – er hat noch keine Position bezogen. Anders sein Präsident: Gottfried Locher ist für die gleichgeschlechtliche Ehe und Trauung.

Der höchste Reformierte der Schweiz hat sich in einem Zeitungsinterview für die Homo-Ehe ausgesprochen. Homosexualität entspreche Gottes Schöpfungswillen, sagte Gottfried Locher, Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK). Die Reformierten sind in der Frage gespalten.

Locher sagte gegenüber den Tamedia-Zeitungen vom Freitag, er sei persönlich der Meinung, dass Ehe und Trauung auch für gleichgeschlechtliche Paare gelten sollen. Es stehe der Landeskirche gut an, den neuen gesellschaftlichen Konsens ernst zu nehmen. Die Ehe sei für die Reformierten keine Bekenntnisfrage und gehöre nicht zu den Grundfragen des Glaubens.

Es existiere das bewährte System, dass der Staat die Ehe definiere, die die Reformierten mit dem Segen Gottes ausstatten würden, sagte der 52-jährige Theologe. Das System solle beibehalten werden. «Wenn sich der Staat zur gleichgeschlechtlichen Ehe hin öffnet, sehe ich keinen Grund, warum wir ihm nicht folgen sollten.»

SEK-Präsident Gottfried Locher (r.) mit Rita Famos (l.), Abteilungsleiterin Spezialseelsorge der evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich am 17. Juni 2018 in Schaffhausen. 
SEK-Präsident Gottfried Locher (r.) mit Rita Famos (l.), Abteilungsleiterin Spezialseelsorge der evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich am 17. Juni 2018 in Schaffhausen. 
Bild: Keystone/Ennio Leanza

Thema könnte Kirchen spalten

Die reformierten Kantonalkirchen konnten sich bisher nicht zu einer Parole durchringen. Die Abgeordnetenversammlung soll am 4. November eine Stellungnahme beschliessen. Laut Locher hat das Thema das Potenzial, die Kirchen zu spalten.

Die Öffnung der Ehe für alle Paare unabhängig von der Geschlechterzusammensetzung ist in einer im Juni zu Ende gegangen Vernehmlassung durch die Rechtskommission des Nationalrats auf breite Unterstützung gestossen. Mit Ausnahme der SVP fand das Vorhaben bei grossen Parteien und betroffenen Organisationen Zuspruch. Die Kirchen äusserten sich zurückhaltend.

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