Reisebüros erklären SituationSagen Schweizer Touristen jetzt ihre Mallorca-Ferien ab?
Von Vanessa Büchel
29.5.2024
Die Einheimischen auf Mallorca sind aufgebracht. Ihnen platzt gerade der Kragen: Zu viele Touristen auf der Insel – was zu einem Wohnungsnotstand führt. Schweizer Reisebüros spüren von den Problemen bisher noch nichts.
Von Vanessa Büchel
29.05.2024, 04:34
29.05.2024, 09:26
Vanessa Büchel
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Auf Mallorca wurde am Wochenende protestiert – gegen den Massentourismus.
Viele Orte auf der Insel sind stark überlaufen und haben mit den Folgen wie unter anderem Wohnungsnot, Überfüllung und Preisanstiegen zu kämpfen.
Die Buchungslage bei Schweizer Reisebüros bleibt derweil gleich.
Zurzeit spüre man keinen Einfluss von den Protesten.
Am Samstag gingen Tausende Menschen auf die Strassen von Mallorca: Sie protestierten in der Hauptstadt Palma gegen den Massentourismus, der den Einheimischen schon länger sauer aufstösst. Und wie die «Mallorca Zeitung» berichtet, wollen die Organisatoren auch nicht so bald aufhören. Das sei erst der Anfang – und es werde ein «heisser Sommer».
Auch bei Schweizer Ferienmachenden ist Mallorca ein beliebtes Ziel, wie Bianca Gähweiler, Mediensprecherin bei Hotelplan, im Gespräch mit blue News bestätigt: «Mallorca gehört auch in diesem Jahr zu den beliebtesten Sommerdestinationen unserer Kundinnen und Kunden.»
Man sei aktuell zufrieden bei Hotelplan mit der Buchungslage für die diesjährigen Sommerferien, erwarte zudem auch ein gutes Last-Minute-Geschäft.
Keinen Einfluss auf Buchungseingänge
Und auch bei Kuoni wird gerne die Baleareninsel gebucht. «Mallorca zählt kontinuierlich zu den beliebtesten Destinationen von Schweizerinnen und Schweizern», sagt Mediensprecher Markus Flick zu blue News. Aber: «Sie sind aber typischerweise nicht auf der Suche nach Ferien in stark frequentierten Zentren, sondern bevorzugen den sogenannten ‹Slow Tourism› im Landesinnern, Familienferien oder Badeferienziele ausserhalb stark besuchter Orte wie Magaluf oder El Arenal.»
Ob man bei den Schweizer Reiseveranstaltern Angst habe, dass sich die Lage in Mallorca weiter zuspitzen und das die Sommerferien stark beeinflussen könnte? Gähweiler meint: «Wir beobachten die Situation laufend und informieren unsere Kundschaft – falls notwendig – über Anpassungen, welche von den Behörden gemacht wurden.»
Stand heute hätten laut der Hotelplan-Mediensprecherin die Proteste auf Mallorca keinen Einfluss auf die Buchungseingänge sowie das Ferienerlebnis vor Ort.
Qualitative Tourismusentwicklung
Dem stimmt auch Flick zu. Und er fügt an: «Unserer Beobachtung nach unternimmt Mallorca seit geraumer Zeit diverse Anstrengungen für eine qualitative Entwicklung des Tourismus, was wir begrüssen.»
Qualitativer Tourismus schreibe man bei Kuoni gross. Dabei handle es sich um Reisen, bei dem Qualität und nicht Quantität in den Vordergrund rückt. Und das sei schliesslich im Sinne der lokalen Bevölkerung, aber auch der Ferienmachenden selbst.
«Konkret engagieren wir uns generell auf mehreren Ebenen für eine bestmögliche Verteilung von Reiseströmen: Wir fördern das Reisen in der Nebensaison, wir empfehlen, von der ganzen Breite unseres Angebots Gebrauch zu machen, und wir unterstützen noch eher unbekannte, aber attraktive Reisedestinationen beim Aufbau eines nachhaltigen Tourismus.»
Flick sehe hier aber vor allem auch die lokalen Tourismusbehörden in der Pflicht, nachhaltige Konzepte für einen gesunden Tourismus zu entwickeln. «Schliesslich sollten Tourist*innen auf die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung sensibilisiert sein. Beispielsweise ist Airbnb eine Unterkunftsform, von welcher der lokale Tourismus nur bedingt profitieren kann», fügt der Mediensprecher an.
Die Folgen des Massentourismus
Auf Mallorca bleibt die Stimmung weiter angespannt. Viele Reiseziele im Land kämpfen mit den negativen Folgen des Massentourismus wie Umweltzerstörung, Staus, Wohnungsnot, Überfüllung, Preisanstiegen und Wassermangel sowie der Überlastung des Gesundheitssektors und der Abfallentsorgung.
Vor allem auch ein Grund für die Demonstranten, um auf die Strasse zu gehen: Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt, für die der Massentourismus, die illegale Ferienvermietung und der ungezügelte Zuzug von vermögenden Ausländern verantwortlich gemacht werden.
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