Piemont Italienischer Ort zahlt Neubewohnern 9'000 Euro im Jahr

tsha

16.2.2019

Malerisch, aber mit ungewisser Zukunft: das italienische Örtchen Locana.
Malerisch, aber mit ungewisser Zukunft: das italienische Örtchen Locana.
Portale turistico del comune di Locana

Lust auf einen Neuanfang? Ein kleiner italienischer Ort macht Neubewohnern ein unschlagbares Angebot. Doch die Konkurrenz schläft nicht.

Man muss kein Mathematiker sein, um zu sehen, dass Locana ein Problem hat. Jedes Jahr sterben in dem kleinen Dorf im Piemont 40 Einwohner; im selben Zeitraum kommen allerdings nur zehn Babys auf die Welt. Ganz klar: Die Zeit arbeitet gegen den idyllischen Ort mit seinen knapp 1'500 Bewohnern.

Wie CNN berichtet, hat Bürgermeister Giovanni Bruno Mattiet nun eine ungewöhnliche Idee, um neue Bewohner anzulocken. Familien, die nach Locana ziehen, sollen drei Jahre lang bis zu 9'000 Euro jährlich von der Gemeinde erhalten. Einzige Voraussetzung: mindestens ein Kind und ein Jahreseinkommen von 6'000 Euro oder mehr.

«Anfang des 20. Jahrhunderts hatten wir noch 7'000 Einwohner, jetzt sind es keine 1'500 mehr», erklärt Bürgermeister Mattiet gegenüber CNN. «Die Leute sind nach Turin gezogen, um in den grossen Fabriken nach Jobs zu suchen. Jedes Jahr sind unsere Schulen von der Schliessung bedroht, weil es nicht genug Schüler gibt. Ich kann nicht zulassen, dass es so weit kommt.»

Ein Haus für einen Euro

Jetzt hofft Mattiet, vor allem junge, gutausgebildete Leute anzuziehen. «Es gibt hier Dutzende geschlossene Läden, Bars, Restaurants und Boutiquen, die nur darauf warten, dass neue Leute sie übernehmen.» Landschaftlich hat Locana viel zu bieten: saubere Luft, intakte Wälder, ein malerisches Bergpanorama und viele Möglichkeiten für Aktivitäten im Freien. 

Doch Locana ist nicht der einzige pittoreske Ort in Italien, der neue Einwohner sucht. So machte erst vor wenigen Wochen das sizilianische Dörfchen Sambuca Schlagzeilen, in dem Dutzende Immobilien für einen Euro angeboten werden. Der Erwerb ist allerdings an Auflagen geknüpft. Laut CNN verpflichtet sich der Käufer, die erstandene Immobilie innerhalb von drei Jahren zu renovieren und dafür mindestens 15'000 in die Hand zu nehmen.

Und nicht weit von Locana entfernt wirbt das Dorf Borgomezzavalle ebenfalls mit einem grosszügigen Geldgeschenk um Neubürger. Bürgermeister Alberto Preioni bietet hier nicht nur Häuser für einen Euro an, sondern will für jedes Neugeborene im Ort auch noch 1'000 Euro zahlen. Wer in Borgomezzavalle ein Geschäft eröffnet, soll 2'000 Euro erhalten.

Eine sinnvolle Lösung?

«Ich lade jeden ein, selbst zu sehen, wie friedvoll es hier ist», schwärmt Bürgermeister Preioni. «Unsere unberührte Natur bietet einen Ort, um sich von den verrückten Menschenmassen zurückzuziehen.» Auch er verbindet sein Angebot an neue Bewohner allerdings mit einer Auflage: Käufer eines Ein-Euro-Hauses müssen sich verpflichten, das Gebäude innert zwei Jahren zu renovieren.

Professor Andrea Ungari von der römischen Universtität LUISS hält von den grosszügigen Angeboten der italienischen Gemeinden nicht viel. Die strukturellen Probleme der Orte könnten durch einige neue Bewohner nicht gelöst weden, so Ungari gegenüber CNN. Auf lange Sicht müsste die Infrastruktur vor Ort verbessert werden, um den Wegzug der Menschen zu bremsen.

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