Reisetipps für Sansibar Sansibar – dort, wo der Pfeffer wächst

Von Vanessa Büchel

21.1.2024

Nicht nur paradiesische Strände warten darauf, auf Sansibar entdeckt zu werden. Auf der tansanischen Insel wandeln Reisende auch auf den Spuren der Gewürze.

Von Vanessa Büchel

21.1.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Sansibar liegt vor der Küste Ostafrikas und ist eine Inselgruppe, die mit Postkartenidyll lockt. Die Strände sind mit Puderzuckersand gesegnet und das Wasser ist kristallklar.
  • Die meisten Touristen reisen auf die Hauptinsel Unguja. Dort herrschen starke Gezeiten. 
  • Für reinen Badeurlaub empfiehlt sich der Norden der Insel, wo sich das Wasser nicht so stark zurückzieht. 
  • Im Landesinnern gibt es den Jozani Forest, wo man unter anderem den ausschliesslich auf Sansibar lebenden Sansibar-Stummelaffe sehen kann.
  • Sansibar hat auch orientalische Einflüsse, was sich im Essen zeigt. 
  • In der Küche der Sansibari finden sich viele Gewürze. 
  • Der Schweizer Raphael Flury lebt seit 2017 auf Sansibar und sorgt mit «1001 Organic» für faire Bedingungen für Kleinbauern, die Gewürze anbauen. 
  • Neu wohnt auch Rahel Wäfler in Stone Town, sie unterstützt «1001 Organic» als Head of Retail.

Es ist eine Explosion an unterschiedlichen Blautönen, die sich mir am Strand auf Sansibar eröffnet. Das Wasser ist glasklar, der Sand blendend weiss – ich bin im Paradies gelandet. Wenn da nur nicht diese starken Gezeiten wären, die die Insel vor dem Festland Tansanias beherrschen. Täglich verschwindet das Wasser für mehrere Stunden, zieht sich zurück in weite Ferne. Reine Badeferien sind unter diesen Bedingungen schwer. Ein Hotel mit Pool ein Muss. 

Aber es gibt sie: die Orte, die verschont von diesem Naturspektakel sind. Am nördlichen Punkt des Eilands – in Nungwi oder Kendwa zum Beispiel – kann man rund um die Uhr wunderbar planschen. Obwohl die starke Ebbe auch etwas Faszinierendes an sich hat und Einblicke freigibt, die sonst verborgen bleiben, ist der Norden für Badehungrige wohl die beste Wahl. 

Im Jozani Forest leben rund 3'000 Affen – und das Buschbaby

Doch die Insel ist nicht nur Sand und Meer. Wer sich vorwagt und abseits von den paradiesischen Stränden etwas erleben will, der wird im Hinterland fündig. Dort erstreckt sich der artenreiche Dschungel, der auch während regenärmeren Zeiten sein sattes Grün nicht verliert. Im Jozani Forest gibt es rund 40 verschiedene Vogelarten, reichlich Affen – darunter auch der ausschliesslich auf Sansibar lebende Sansibar-Stummelaffe –, Schlangen oder Buschbabys zu entdecken.

Rund 3'000 Affen leben im Wald, wie unser Guide Shaban erzählt. Er arbeitet als Freiwilliger im Nationalpark und liebt seine Heimat in vollen Zügen. «Wenn ich verreise und weg von Sansibar bin, dann fehlt mir vor allem die Atmosphäre – hier lachen, weinen, geniessen und plaudern die Leute zusammen. Man grüsst sich und ist füreinander da», erklärt Shaban. 

Sansibar Infos

  • Inseln: Sansibar ist eine zu Tansania gehörende Inselgruppe vor der Küste Ostafrikas. Unguja ist die Hauptinsel des Sansibar-Archipels, sie wird häufig auch als Sansibar bezeichnet wird. Pemba und Mafia sind die grössten Nebeninseln. 
  • Hauptstadt: Sansibar auf der Insel Unguja 
  • Einwohner: rund 1,9 Einwohner, davon etwa circa 1 Million auf Unguja
  • Fläche Unguja: etwa 1'666 Quadratkilometer
  • Amtssprachen: Swahili und Englisch
  • Währung: Tansania-Schilling
Das Sansibar-Archipel liegt vor dem Festland Tansanias.
Das Sansibar-Archipel liegt vor dem Festland Tansanias.
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Gewürze zu fairen Bedingungen

Die Würze ihres Lebens ist für die Sansibaris der Zusammenhalt. In der Küche greifen sie dagegen gerne auf eine Vielfalt an Geschmäckern zurück. Sansibar gilt nicht umsonst als die Gewürzinsel. Dort auf dem paradiesischen Eiland gedeiht im grünen Hinterland so ziemlich alles – von Pfeffer über Zimt bis hin zu Nelken.

«Sie greifen auf alle möglichen Gewürze beim Kochen zurück und das macht das Essen so spannend auf Sansibar. Auf Pemba hatte ich zum ersten Mal Pilau-Reis – unglaublich lecker!», schwärmt die Schweizerin Rahel Wäfler (30), Head of Retail bei «1001 Organic». Da Sansibar über Jahrhunderte ein wichtiger Stopp für Handelsschiffsrouten war, findet man hier einen Schmelztiegel an Kulturen. Auch zahlreiche orientalische Einflüsse hat die Insel inne, was sich auf dem Teller zeigt.

Seit rund drei Monaten lebt Wäfler in Stone Town, der Altstadt von Sansibar, der Hauptstadt der Inselgruppe. Die gebürtige Bernerin hat quasi über Nacht entschieden, auszuwandern. «Ich war in Taiwan, als ich angerufen und gefragt wurde, ob ich Interesse an einem Job auf Sansibar hätte. Für mich war in dem Moment klar: Das ist das Richtige! Ich bin dann hurti für zehn Tage in die Schweiz, um alles zu organisieren und meine Sachen zu packen», erinnert sich Wäfler.

Die 30-Jährige hatte kurz zuvor ihren Job in der Luftfahrt gekündet und reiste durch Asien. «Ich habe so viele Jahre dasselbe gemacht und wollte einfach etwas Neues sehen – und dann wurde ich 30, der perfekte Zeitpunkt für mich, mein Leben zu verändern.» Ein gemeinsamer Bekannte stellte den Kontakt zu Raphel Flury her. Der junge Schweizer lebt seit 2017 in Tansania und revolutioniert seither den traditionellen Gewürzhandel. Mit dem Unternehmen 1001 Organic verfolgt er das Ziel, Direktverkauf von frischen Biogewürze nach Europa zu fördern. «Wir konnten hier in Afrika durchsetzen, dass unsere Gewürze nach europäischen Standards zertifiziert sind und direkt an die Schweizer Haustür geliefert werden», sagt Wäfler.

1001 Organic

  • 2017 wurde der gelernte Jurist Raphael Flury (33) nach Sansibar abgeworben, um unter der Gewürzmarke «1001 Organic» faire Bedingungen im Gewürzhandel voranzutreiben. Denn noch immer wird dieser von einzelnen Grossproduzenten beherrscht, während die lokalen Gewürzbauern nicht das bekommen, was ihnen zusteht.
  • «1001 Organic» bringt die Gewürze direkt und erntefrisch vom Bauer in den Gewürzschrank in der Schweiz oder in anderen europäischen Ländern. Und das zertifiziert nach europäischen Standards.
  • Dank Direktverkauf von frischen Biogewürzen direkt nach Europa verdienen nicht nur die Bauern mehr Geld, da die Zwischenhändler überflüssig werden, sondern erhalten Konsumentinnen und Konsumenten auch frischere Gewürze.
  • Das Gewürzunternehmen beliefert namhafte Kunden wie «La Cucina» oder die Firma Jägermeister, welche ihre Nelken direkt von «1001 Organic Sansibar» bezieht. In der Schweiz sind die Gewürze in den Claro Weltläden oder über den Onlineshop erhältlich.
  • Ziel von «1001 Organic» ist es, irgendwann auch im Grosshandel wie bei Migros oder Coop erhältlich zu sein. Das Unternehmen will seine Gewürze bei jeder Schweizerin und jedem Schweizer bekannt machen, damit alle von deren Qualität profitieren und einen guten Zweck leisten können.

Viel Handarbeit hinter jedem Gewürzbeutel

Wäfler führt mich durch einen der insgesamt drei Stores in Stone Town. Irgendwo inmitten des schmalen Gassengewirrs gibt es hier Gewürze zu kaufen, die direkt vom Bauer stammen. «Das Gewürz wird vom Bauer gekauft, dann in unserer Produktionsstätte weiter getrocknet sowie von Hand sortiert. Hinter jedem dieser Beuteli steckt viel Handarbeit», erklärt mir Wäfler und zeigt mir die Vielzahl an Gewürzen, die in den Regalen hübsch aufgereiht nebeneinander stehen.

Das Lieblingsgewürz der jungen Auslandsschweizerin ist Hibiskuspulver. Wäfler meint schmunzelnd: «Das kann man Tees, Smoothies oder Joghurt beimengen. Und dann bekommt alles einen pinken Touch – die Farbe ist halt einfach cool.»

Gassenwirrwarr und Holztüren aus 1'001 Nacht

Mittlerweile hat sich Wäfler gut eingelebt, aber der Start in Afrika war für sie nicht ganz einfach. «Ich muss zugeben, dass der erste Monat wahnsinnig tough war. Es waren einfach so viele Eindrücke, so viel Neues, und dann wirst du immer beobachtet auf den Strasse, sprichst die Sprachen nicht … Aber langsam kommt es gut. Mittlerweile habe ich ein Network an Leuten, die mich unterstützen. Ich sehe ein Leben hier», so Wäfler. Dass Raphael ebenfalls aus der Schweiz kommt, habe ihr viel geholfen.

Wohnen tut die junge Gewürzhändlerin mitten im Gassengewirr der UNESCO-geschützten Küstenstadt. Auch ich lasse mich darin treiben und gebe mich dem bunten Mischmasch hin. Ohne einen Guide wäre ich wohl längst verloren – die engen Strassen sind gespickt von Menschen, die ihre Kunst anbieten, auf den gepflasterten Gehsteigen Bao spielen oder geschäftig zu einem Termin hetzen. Immer wieder bleibe ich staunend vor einer dieser Holztüren mit detaillierten Schnitzereien stehen. Sie sind das Highlight der Altstadt und erinnern an 1'001 Nacht.

Zwischen den Häusern aus weissem Stein, die eng aneinander stehen und nur wenig Sonnenlicht in die schmalen Strassen lassen, spürt man die vielen Einflüsse aus unterschiedlichen Kulturen. Während ein Chor vor einer der wenigen Kirchen Gospel singt, hallt kurz später der Muezzin durch die Gassen Stone Towns, in denen sich am späten Nachmittag die Hitze staut.

Während ich mich dem Schmelztiegel Stone Towns hingebe, denke ich an Sansibar – die wilde Schönheit Ostafrikas. Verheissungsvoll klingt bereits der Name der Insel und lädt zum Träumen ein. Beim Gedanken an dieses chaotische Paradies, in das man sich einfach irgendwie verlieben muss, werde ich nostalgisch und schwelge in gut gewürzten Erinnerungen, die wohl für immer ihren Nachgeschmack hinterlassen werden. 

Gut zu wissen

  • Hinkommen: Edelweiss fliegt von Zürich (22.40 Uhr) mit einem kurzen Stopover in Kilimandscharo nach Sansibar (Ankunft am Folgetag 11.20 Uhr) und anschliessend direkt nonstop retour nach Zürich (Rückflug um 12.30 Uhr). Flüge gibt es jeweils dienstags und freitags bis Februar 2024 und dann wieder ab Juli 2024. Wer mehr Zeit hat und noch mehr erleben will, kann so Safari auf dem Festland Tansanias mit Badeurlaub auf Sansibar kombinieren. Spannend: Sportgepäck darf man gratis aufgeben! Weitere Infos auf flyedelweiss.com.
  • Übernachten: Wer reine Badeferien machen will, sollte am besten im Norden ein Hotel suchen, dort sind die Gezeiten nicht so stark wie an den anderen Stränden auf der Insel. Bekannte Strände und Ferienorte sind aber auch Paje und Jambiani im Südosten der Insel. Das Hotel Little Pompeji leitet ein Schweizer Ehepaar. Es liegt zwar nicht direkt am Strand, hat aber einen Pool und ist eine kleine Oase in Jambiani. Ausserdem gibt es dort die besten Ravioli inselweit. Eine Nacht in einem Standard-Doppelzimmer gibt es ab rund 100 Franken pro Nacht. Bei einem Abstecher in die Stadt empfiehlt es sich, direkt im Strassenwirrwarr von Stone Town zu nächtigen. Ein hübsches Hotel in einem historischen Gebäude ist das Dhow Palace Hotel, wo man für eine Nacht im Doppelzimmer circa 130 Franken bezahlt. In dessen Schwesternhotel Emerson on Hurumzi gibt es zudem ein sehr leckeres Restaurant, das «Secret Garden».
  • Herumkommen: Für die Fortbewegung auf der Insel gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Wer mutig genug ist, mietet sich ein Auto, so kommt man am flexibelsten rum. Was es hier aber im Vorfeld zu wissen gilt: Die Strassen sind nicht überall gut ausgebaut (Ein SUV lohnt sich!) und der Polizeidienst ist von Korruption geprägt. Es kann also gut sein, dass man vor allem als Reisende – aber auch die Locals sind betroffen – angehalten wird und ein Bussgeld in ein Büchlein legen muss, damit man nicht zum «Court» beordert wird. Dies sehen die Polizisten dann als «Tip» oder «Gift» für ihren Dienst. Taxis sind nicht ganz günstig auf Sansibar, aber eine sichere Variante, um von A nach B zu kommen. Auch private Fahrer für Ausflüge können eine gute Möglichkeit sein. Busse, die sogenannten Dala Dalas, sind eine kostengünstige Variante, um die Insel zu entdecken, aber werden von Touristen nur wenig genutzt. Sie sind meistens privat betrieben und bezahlt wird erst im Bus selbst – auf keinen Fall sollte man vorher jemandem Geld geben. Auch unbedingt darauf achten, dass man den gleichen Preis wie die Einheimischen bekommt. Für grosses Gepäck gibt es keinen Platz, es kann sein, dass man dafür extra zahlt und der Koffer auf dem Dach oder den Knien landet.
  • Essen: Sansibar ist bekannt für seinen Reichtum an Gewürzen. Vor allem Biryani- oder Pilau-Reis sind mit diesen angereichert und sorgen für Geschmacksexplosionen. Ein Gericht, das man unbedingt probieren sollte: das leckere Maharage – eine Art Kidneybohnen-Kokos-Curry. Fisch gibt es frisch zubereitet an vielen Ecken und in Restaurants, immer köstlich abgeschmeckt mit einer Vielzahl an Gewürzen.
  • Bezahlen: Es hat sich einiges getan auf Sansibar. Mittlerweile gibt es vielerorts Bankomaten, die es lange Zeit nur am Flughafen und in der Stadt gab. In den meisten Restaurants und Shops kann man auch mit Bankkarte bezahlen, jedoch nur mit einer kleinen zusätzlichen Servicegebühr. Es lohnt sich, Bargeld abzuheben, vor allem auch für Trinkgeld, Marktstände oder – falls man ein Mietauto hat – Benzin. Denn nicht überall wird elektronisches Bezahlen akzeptiert. 
  • Anschauen: Der aussergewöhnlichste Strand auf Sansibar ist Mtende Beach im Süden der Insel. Während der Flut ist der Strand nahezu komplett überspült und bei Ebbe ragen vielen Steine aus dem Wasser. Ein Spektakel, das man gesehen haben muss! Der beste Zeitpunkt, um den Strand zu besuchen: rund zwei Stunden nach Ebbe oder Flut.

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