Helme schützen Leben. Doch immer noch fährt mehr als die Hälfte aller Schweizerinnen und Schweizer ohne Kopfschutz Velo. Bei vielen steht offenbar die Eitelkeit der Sicherheit im Weg. Dabei gibt es auch coole Helme.
Velohelmen haftet ein unsexy Image an. Für viele Grund genug, darauf zu verzichten, obwohl die Fakten eine andere Sprache sprechen: In der Schweiz ereignen sich jährlich 30'000 Velounfälle, ein Helm halbiert das Risiko einer Kopfverletzung um die Hälfte. Laut einer Umfrage der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu sind hierzulande lediglich 46 Prozent mit einem Helm unterwegs.
Das Problem kennt man auch in anderen Ländern. In Deutschland sorgte unlängst eine Kampagne mit dem markigen Slogan «Looks like Shit. But saves my life» für Aufregung. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wurde für seine Kampagne in den Sozialen Medien harsch angegriffen: Sexistisch sei sie, altbacken, am Thema vorbei.
Aufmerksamkeit wurde dem Thema Fahrradhelm dadurch allerdings tatsächlich zuteil, auch wenn die Frage erlaubt sei, ob man diese mit Models, die sich in Dessous im Bett räkeln, erreichen muss. Fakt ist aber auch: Die Kampagne trifft einen Nerv, denn viele Menschen verzichten aus Eitelkeit auf den Helm und dürften sich von der Aussage der Kampagne durchaus angesprochen fühlen.
Doch sehen Velohelme immer noch «like shit» aus? Oder geht es auch hübsch? Wir haben uns umgesehen.
Für Asphaltcowboys
Die amerikanische Hut-Manufaktur Stetson stellt seit Jahren die Kopfbedeckung für Cowboys und alle, die sich dafür halten, her. Cooler geht's kaum. Das gilt auch für den Velohelm, der in Zusammenarbeit mit der Deutschen Verkehrswacht entstanden ist. Der «Dayton» erinnert optisch dank viel Retro-Charme eher an englischen Landadel als an Asphaltcowboys. Die Oberseite besteht aus Leinen und Seide, Lederpolster sorgen für den nötigen Tragekomfort, alles natürlich der obligaten DIN-Norm EN 1078 für Velohelme entsprechend.
Für den Helm «Fuga» aus der Feder der spanischen Firma Closca standen weniger Hüte als vielmehr Architektur und Design Pate. Der puristische Helm kann in unterschiedlichen Farbvarianten ganz nach eigenem Gusto zusammengestellt werden und überzeugt durch ein schnörkelloses Design und eine besonders praktische Zusatzfunktion: Er lässt sich falten und kann so ganz einfach in der Tasche verschwinden, wenn man ihn nicht trägt.
Matte, elegante Farben mit so klingenden Namen wie «champagne» oder «Salvia» und Kinnriemen aus hochwertigem Leder gibt es beim Sicherheits-Spezialisten Kask. Die Firma mit Sitz in Italien ist auf Schutzhelme für Sport und Arbeit spezialisiert und schafft es, die hohen Ansprüche an Sicherheit mit gutem Design zu kombinieren. Die Modelle aus der Lifestyle-Linie sind zusätzlich mit einem Visier ausgestatten, das sowohl Augen als auch Make-Up schützt und unter dem bei Bedarf auch gleich die (Sonnen)-Brille verschwindet.
Die Entwürfe der US-Firma Thousand überzeugen mit einem coolen Retro-Design, das an Motorradhelme der 60er-Jahre erinnern soll. Die Helme gibt's in klassischen und unaufgeregten Farben mit Bio-Lederriemen sowie einer integrierten Diebstahlsicherung, mit der sich der Helm ganz einfach am Schloss befestigen lässt. Da passt auch der Claim «Finally a Bike Helmet, you actually want to wear».
Wer als Frau bisher auf den Helm verzichtet hat, weil sich der Kopfschutz einfach nicht mit der Frisur vereinbaren liess, wird beim Hamburger Start-Up Rad-Kappe fündig: Bei den schnörkellos designten Helmen stehen Farben wie «Ginger Mint» und «Vanilla Beige» zur Wahl. Der besondere Clou: Die Modelle verfügen am Hinterkopf über eine Aussparung für den Pferdeschwanz.
Aus dem Veloland Dänemark kommt die Idee von Yakkay: Als Basis sucht man sich einen ziemlich schlichten und daher eigentlich optisch eh schon überzeugenden Helm aus – und stattet ihn dann bei Bedarf mit Covers in unterschiedlichen Designs aus: Vom karierten Sherlock-Holm-Modell über die sibirische Pelzmütze bis hin zum geblümten Sommerhut gibt's alles.
Äusserst innovativ ist die Entwicklung zweier schwedischen Studentinnen namens Hövding: Es handelt sich dabei um einen Airbag, der ähnlich einem Schlauchschal um den Hals getragen wird und sich im Falle eines Aufpralls blitzschnell öffnet und so den Kopf und das Genick schützt. Die Hülle für den Hövding ist in unterschiedlichen Designs erhältlich. Dank dem schmalen Format kann der Hövding zudem praktisch mitgenommen und verstaut werden.
Etwas weniger spektakulär sind die Helme von Nutcase, dafür gibt es die relativ erschwinglichen Modelle in unzähligen Designs, Farben und Mustern. Also: Helm auf, gar nicht so schlecht aussehen und den Kopf schützen.
Splitterfasernackt für mehr Sicherheit im Strassenverkehr
Splitterfasernackt für mehr Sicherheit im Strassenverkehr
Bereit zum Start: Auf dem Tower Hill in London bereiten sich Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf den «World Naked Bike Ride» vor.
Bild: Dukas
Bereits zum 15. Mal fand der Protest in London statt - und nirgendwo hat die Veranstaltung, die sich in zahlreichen Metropolen weltweit ereignet, mehr Teilnehmer.
Bild: Dukas
Gemeinsam ist allen Aktionen des «World Naked Bike Ride» , dass man auf die Verletzlichkeit von Velofahrern im Strassenverkehr hinweisen will.
Bild: Dukas
Ausserdem will man gegen die vorherrschende Automobilkultur protestieren ...
Bild: Dukas
... und ein Zeichen gegen Bodyshaming und für die Akzeptanz aller Körperformen setzen.
Bild: Dukas
Insgesamt mehrere hundert Teilnehmer starteten in London von sechs verschiedenen Punkten aus.
Bild: Dukas
Für manche Betrachter und Touristen mag das Spektakel durchaus eine ausserirdische Komponente gehabt haben.
Bild: Dukas
Zwanghaft ist der «World Naked Bike Ride» nicht - man muss auch nicht füdliblutt erscheinen. Das Motto lautet: «As bare as you dare» («So nackt, wie du dich traust»).
Bild: Dukas
In London legen die meisten Teilnehmer aber gerne den grossteil ihrer Kleidungsstücke ab. In Berlin verhielt es sich beim 1. Protest auf Rädern am 9. Juni etwa anders. Hier lautete die Veranstaltung: «Berlin Bikini & Badehose Bicycle Ride», weil komplette Nacktheit bei Demonstrationen in Deutschland nicht erlaubt sind.
Bild: Dukas
Auf der Westminster Bridge kamen alle Gruppen der Nacktradler schliesslich zusammen.
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Zweifellos wird die Veranstaltung auch im nächsten Jahr Hunderte Teilnehmer und Teilnehmerinnen anziehen.
Bild: Dukas
Der nächste «World Naked Bike Ride» in Europa findet am 16. Juni 2018 in Brüssel statt.
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