Frauen und Mode – eine Geschichte mit vielen Kapiteln. Lange Zeit hatten Frauen in der Modebranche nur wenig zu sagen. Wie sieht es heute aus? Und: Machen Frauen anders Mode als Männer?
Ein Aufschrei ging letzten Herbst durch die Modewelt: Phoebe Philo – bis 2018 verantwortete sie die Designs des französischen Modehauses Celine –, verliess die Marke. Das allein gab vielen Anlass zur Trauer, schienen Philos Designs doch einen weiblichen Nerv zu treffen:
Ansprechende Designs für erwachsene Frauen mit einem hohen Anspruch an Ästhetik, aber auch einem Leben abseits der Mode. In Philos Fussstapfen trat ein Mann: Hedi Slimane hatte zuvor bereits bei Yves Saint Laurent für Furore gesorgt und sollte nun die kreativen Geschicke im Hause Celine leiten.
Seine erste Kollektion sorgte jedoch für viel Stirnrunzeln: Röcke, die knapp über dem Po enden, viel Glitzer und Ausschnitte bis zum Nabel wurden von Magermodels auf dem Laufsteg präsentiert – es war eine Kollektion für 20-jährige Groupies, die sich in glamourösen Clubs die Nacht um die Ohren schlagen. Keine für erwachsene Frauen. Viele fühlten sich um zehn Jahre zurückversetzt.
Selten zuvor wurde so deutlich, dass Männer offenbar anders Mode machen als Frauen. Celine wurde von Slimane eine grosse Portion Sex-Appeal verordnet – oder zumindest das, was sich ein Mann darunter vorstellt. Der sogenannte «Male Gaze», wie man ihn auch bei Roberto Cavalli oder Dolce & Gabbana antrifft und den männliche Designer naturgegeben mitbringen, er gerät zunehmend aus der Mode.
Nie zuvor wurden so viele Modehäuser von Frauen geführt
Entwerfen Frauen also tatsächlich anders? Eine Ausstellung hat sich dem Thema gewidmet. «Femmes Fatales. Strong Women in Fashion» arbeitet das Thema auf und gibt spannende Einblicke in eine Jahrhunderte alte Geschichte von Unterdrückung, Stolz und Vorurteilen. Aber vor allem widmet sich die Ausstellung den vielen starken Frauen in der Mode und zeigt, was Mode zu bewegen vermag – nicht nur in der Geschichte der Schneiderkunst, sondern auch in jener der Frauenbewegungen.
Madelief Hohé, Leiterin der Modesammlung des Gemeentemuseums in Den Haag und Kuratorin von «Femmes Fatales», sagt dazu: «Nie zuvor wurden so viele Modehäuser von weiblichen Designern geführt, von denen einige ihren Ansichten über Frauenrechte und Politik sehr lautstark Ausdruck verleihen. Die Zeit war reif für die erste Modeausstellung, die sich ausschliesslich weiblichen Designern widmet. Denken Sie nur an Maria Grazia Chiuri bei Dior, Sarah Burton bei Alexander McQueen und, bis vor Kurzem, Phoebe Philo für Celine.»
Doch es gab schon in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts starke Frauen in der Mode: Elsa Schiaparelli, Coco Chanel, Jeanne Lanvin. Sie wagten es in der Zwischenkriegszeit, als Frau ein eigenes Geschäft zu gründen und ihren eigenen Kopf zu haben. Coco Chanel wurde in ihren Anfängen in ihre Schranken gewiesen und als «Näherin»verspottet , denn genau diese Rolle war Frauen bis dahin in der Mode zugedacht. Die Coutouriers waren ausschliesslich männlich, Frauen wurde die handwerkliche Näharbeit überlassen. Dieses Konzept wurde durch Frauen wie Chanel auf den Kopf gestellt. Das macht sie bis heute zu Vordenkerinnnen und Vorbildern.
Mode und Feminismus – da war schon immer eine starke, nicht immer ganz unproblematische Verflechtung, das ist bis heute so geblieben: Angela Missoni nahm die Pinken Pussy Hats der Women's March Bewegung direkt in ihre Runway-Show auf und setzte so ein Zeichen. Die Sufragetten-Bewegung vor 100 Jahren hatte ebenfalls eine eigene «Uniform» – erstmals konnten sich Frauen frei bewegen in ihrer Kleidung, ganz ohne Korsett und Schnürungen. Feministinnen verbrannten in den 70er-Jahren ihre BHs als Zeichen gegen sexuelle Unterdrückung. Immer wieder flammen DIskussionen auf, ob eine feministische EInstellung mit Interesse an Mode vereinbar sei.
Schon immer haben Frauen Kleidung genutzt, um Botschaften zu vermitteln. Und sie tun es heute mehr denn je: 2016 präsentierte die Italienerin Maria Grazia Chiuri ihre erste Kollektion für Dior. Zum ersten Mal überhaupt war eine Frau verantwortlich für die Entwürfe des französischen Traditionshauses.
Ein Stück ihrer ersten Kollektion erregte besonders viel Aufmerksamkeit: «We should all be feminists» prangte in schwarzen Lettern auf dem weissem Baumwollstoff eines schlichten T-Shirts. Chiuri fühlte sich dazu inspiriert von der Wahl Donald Trumps, den Women's Marches rund um den Globus, der #Metoo-Bewegung. Chiuri sagt dazu: «Wenn du als Frau Mode für Frauen machst, geht es nicht nur darum, wie du darin aussiehst. Es geht darum, wie du dich fühlst und wie du denkst.»
Nachdem Taryn Brumfitt ein Vorher-Nachher-Bild von sich auf Facebook teilt, stellt sich ihr ganzes Leben auf den Kopf.
Bild: Screenshot / Arte / Majestic
Das Foto ging in den sozialen Netzwerken viral. Und Taryn Brumfitt brachte damit eine Diskussion über den Leidensdruck auf den Frauenkörper ins Rollen.
Bild: Arte / Majestic
Die dreifache Mutter Taryn Brumfitt wollte nicht mehr hinnehmen, dass Medien, Werbung und Gesellschaft ein Körperbild vorgeben, nach dem Frauen sich selbst und andere immer wieder beurteilen.
Bild: Arte / Majestic
Das Plus-Size-Model Stefania Ferrario (l.) erzählt im Film von Taryn Brumfitt, wie sich vieler ihrer Kolleginnen zur geforderten Dünn-Figur hungern.
Bild: Arte / Majestic
Auch Nora Tschirner (r.) ist im Film von Taryn Brumfitt zu sehen. Die Schauspielerin sagt, «Embrace» hätte für sie etwas «Augenöffnendes».
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