Tausende treffen wir tagtäglich unbewusst, andere Entscheidungen bereiten uns wochen- und monatelang Kopfzerbrechen. Ein Jobwechsel zum Beispiel. Was dann weiterhilft, weiss Entscheidungsexperte Philip Meissner.
Cappuccino oder schwarzer Kaffee? Kantine oder Restaurant? Manche Entscheidungen gehen uns ganz leicht von der Hand, viele treffen wir sogar unbewusst. Andere stellen uns dagegen vor grosse Herausforderungen.
Soll ich dem Chef die Kündigung in die Hand drücken? Das Jobangebot annehmen? Die Elternzeit verlängern? Gerade im Berufskontext erscheinen uns Beschlüsse immer wieder so zukunftsträchtig, dass wir tagelang Gedanken dazu wälzen und uns im endlosen Abwägen verlieren.
Was dagegen hilft? Philip Meissner leitet den Lehrstuhl für Strategisches Management und Entscheidungsfindung an der ESCP Europe Berlin und hat ein Buch zum Thema geschrieben. «Entscheidungen werden da besonders wichtig, wo sie die Zukunft beeinflussen», sagt er.
In seinem Buch hat er drei grosse Bereiche ausgemacht, die jedem helfen sollen, die Entscheidungsfindung zu vereinfachen.
1. Über die richtige Frage nachdenken
Zunächst muss man sich damit auseinandersetzen, ob man denn über die richtige Entscheidung nachdenkt. «Wenn jemand zum Beispiel überlegt zu kündigen, weil er oder sie in dem Job unzufrieden ist, könnte das erste offensichtliche Symptom der Unzufriedenheit die Firma selbst sein», sagt Meissner.
«Tatsächlich ist die Ursache aber vielleicht der Chef, mit dem man nicht klarkommt.» Deshalb müsse man der Ursache des Problems auf den Grund gehen. Bringt ein Jobwechsel wirklich die erhoffte Veränderung? «Ansonsten triff man oft eine Entscheidung, die das Problem nicht löst», sagt Meissner.
2. Unterschiedliche Sichtweisen integrieren
Wer eine strategisch kluge Entscheidung treffen will, sollte sich nicht nur auf sich selbst verlassen. «Ich höre mir am besten unterschiedliche Sichtweisen an, auch die von Kritikern», sagt Meissner. Denn oft habe man von sich und seinen Einschätzungen ein allzu positives Bild.
Meissner rät, zum Beispiel Freundinnen und Freunde darum zu bitten, eine andere Perspektive einzunehmen, sich alle erdenklichen Gegenargumente für eine Entscheidung zu überlegen und diese vorzubringen. Dadurch werde man am Ende gezwungen, stärker und offener über ein bestimmtes Thema nachzudenken.
Den richtigen Ratgeber findet derjenige, der auch die Interessen des Gegenübers im Kopf hat. Das heisst etwa: Wer darüber nachdenkt, für den Job von Zürich nach London zu ziehen, sollte bedenken, dass die Zürcher Freunde bei ihren Ratschlägen ein Interesse daran haben, dass man in der Stadt bleibt.
Vielleicht wendet man sich für einen unabhängigen Rat daher eher an jemand anderen. «Idealerweise sucht man sich Ratgeber, die auf eine ähnliche, eigene Erfahrung zurückgreifen können und das Problem, vor dem man steht, bereits gelöst haben», empfiehlt Meissner.
3. Die Angst vor der Entscheidung überwinden
Am Ende hilft alles nichts, wenn man nicht auch tatsächlich eine Entscheidung trifft. «Davor haben viele Angst», sagt der Strategie-Professor. Er empfiehlt eine einfache Denkübung, um das zu überwinden: «Man sollte über die Folgen seiner Entscheidung in fünf Jahren nachdenken.»
Viele hätten bei einem Jobwechsel erstmal das Worst-Case-Szenario im Kopf. Etwa: Wenn ich jetzt den Job wechsle, werde ich in der neuen Stadt bestimmt keine neuen Freunde finden, beruflich den Anschluss verpassen und todunglücklich sein.
«Das sollte man realistischer angehen», sagt Meissner. Und zwar mit der Überlegung: Wie viel Relevanz hat eine Entscheidung in fünf Jahren noch? Wie fühle ich mich zehn Minuten, zehn Tage oder zehn Monate nach einem Beschluss?
«Kurz nach der Entscheidung fühlt man sich relativ gut, nach zehn Tagen hat man vielleicht sogar schon vergessen, dass man die Entscheidung überhaupt sagt Meissner. Diese Gedanken relativieren die Bedeutung, die wir einer Entscheidung zuschreiben.
Eine weitere Überlegung kann ebenso beruhigen, sagt Meissner: Man müsse immer bedenken, dass sich Entscheidungen in der Regel noch beeinflussen lassen und nicht für immer beschlossen sind. Sich das bewusst zu machen, nehme oft schon eine grosse Last von den Schultern der Entscheider.
Bibliografie: Philip Meissner, Entscheiden ist einfach. Wenn man weiss, wie es geht, Campus Verlag, 189 Seiten, ISBN-13: 978-3-593-44126-9, 28.90 Fr.
Coco – der Engel aus Bern, den die Welt nicht verstand
Coco – der Engel aus Bern, den die Welt nicht verstand
Performance-Künstlerin, selbstbekennende transsexuelle Anarchistin, Macho-Frau, seelisch Heimatlose, Model, Lieblings-Zielscheibe der Schweizer Boulevardpresse – Coco.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Olivier G. Fatton begegnete Coco im November 1989 zum ersten Mal. Dieser «lichte und doch so schwermütige Engel» faszinierte den Fotografen vom ersten Moment an.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Bei einem Kaffee in einem Berner Schwulenlokal schliessen sie einen fotografischen Vertrag: Coco posiert für ihn und dafür dokumentiert Fatton ihre Geschlechtsanpassung.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Aus dem Pakt wurde eine Liebesbeziehung, in deren Verlauf Fatton zahlreiche Aufnahmen von Coco machte. Intime Porträts, ...
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
... inszenierte Modefotografie, zuhause, unterwegs, in Clubs und in den Bergen zeigen die zahlreichen Facetten der schillernden Coco.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Und immer wieder diese grossen, melancholischen Augen. Ihre Augen seien ihr zweiter Mund geworden, sagte Coco einmal.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Und weil ihre tausendseitige Autobiographie von Dieben gestohlen wurde, erzählen uns diese Augen vom Leben einer Kameliendame des 20. Jahrhunderts – im Bildband «Coco», der dieser Tag erschienen ist.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
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