Jasmin Paris schreibt Geschichte: Die Britin ist die erste Frau, die den Barkley Marathon geschafft hat. Es war ein knapper Wettlauf gegen die Zeit – nur 99 Sekunden unter dem Zeitlimit bricht sie im Ziel zusammen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Rund 160 Kilometer und 18'000 Höhenmeter umfasst der verrückte Barkley Marathon.
- Jasmin Paris hat ihn als erste Frau absolviert.
- Die 40-jährige Britin erreichte 99 Sekunden unter dem Zeitlimit das Ziel und brach dort erschöpft zusammen.
- Insgesamt schafften es dieses Jahr fünf Läufer in der vorgegebenen Zeit ins Ziel.
- Der Barkley Marathon gilt als einer der härtesten Ultramarathons. Er findet im US-Bundesstaat Tennessee statt.
Es sind berührende Bilder: Jasmin Paris erreicht nach 59 Stunden, 58 Minuten und 21 Sekunden das Ziel des wohl anspruchsvollste Ultralaufs der Welt. Im Ziel des Barkley Marathons bricht die 40-jährige Britin schliesslich zusammen und sackt völlig erschöpft auf den Boden.
Dabei ist Paris nicht nur eine der wenigen Glücklichen, die diesen verrückten Lauf überhaupt absolviert, sondern die erste Frau in der Geschichte des Barkley Marathons, die es unter den vergebenen Bedingungen ins Ziel schafft. Und das nur 99 Sekunden unter dem Zeitlimit.
Wie heisst es so schön? Aller guten Dinge sind drei. Und das beweist Paris, für die es 2024 die dritte Teilnahme am Barkley Marathon war. Während sie vor zwei Jahren eine kleinere Version – den sogenannten «Fun Run» – lief, rannte sie 2023 die gesamte Strecke, leider aber nicht in der vorgeschriebenen Zeit.
100 Meilen, das entspricht etwa 160 Kilometern, müssen die Teilnehmenden zurücklegen und 18'000 Höhenmeter bezwingen, was etwa zweimal dem Mount Everest entspricht. Das Rennen, das im Frozen Head State Park im US-Bundesstaat Tennessee stattfindet, besteht aus insgesamt fünf Runden an 20-Meilen-Schleifen, die in Wirklichkeit angeblich aber eher 26 Meilen lang sein sollen. Und ein Zeitlimit von 60 Stunden darf nicht überschritten werden.
Nur 17 Personen meisterten zuvor den Barkley Marathon
Mit ihrer unglaublichen Leistung schafft Paris, was nur wenige vor ihr geschafft haben: Seit 1989 und bis vor diesem Jahr waren es nur 17 Personen, die den Barkley Marathon in der vorgeschriebenen Zeit gemeistert haben.
Damit geht sie als erste Frau in die Geschichte ein, die diesen verrückten Lauf erfolgreich hinter sich gebracht hat. Vor ihr ins Ziel liefen Sieger Ihor Verys (58:44:59 Stunden), John Kelly, Jared Campbell – die beiden Letzteren beendeten das Rennen bereits zum dritten beziehungsweise vierten Mal – und Greig Hamilton.
Ein weiterer Rekord in diesem Jahr: Zuvor meisterten noch nie fünf Läufer die Herausforderung am selben Rennen in der vorgegebenen Zeit. In manchen Ausgaben des Rennens schaffte es auch gar niemand ins Ziel.
Paris, Tierärztin und Mutter zweier Kinder, lief schliesslich nach ihren vier Vorgängern gezeichnet von all den Torturen und Strapazen ins Ziel. Der wohl verrückteste und geheimnisvollste Run der Welt darf nur ohne GPS-Uhren bezwungen werden. Unterwegs gibt es nur zwei Wasserstellen, ansonsten müssen sich die Läuferinnen und Läufer selbst verpflegen.
Das genaue Streckenprofil kennt ausser dem Rennleiter niemand. Erst vor Ort erhalten die Teilnehmenden mehr Infos dazu. Und ausserdem ändert sich die Strecke jedes Jahr auf Neue.
Ultramarathon inspiriert durch einen Gefängnisausbruch
Wie der ganze Marathon ist auch das Anmeldeverfahren dazu ganz schön ausgefallen. Denn wer mitmachen will, muss eine Art Bewerbungsschreiben an den Rennleiter Gary Cantrell, auch als «Lazarus Lake» bekannt, schicken. Doch einfacher gesagt als getan: Die Kontaktdaten von Lazarus Lake sind nicht einfach so bekannt und es gibt nicht etwa ein simples Anmeldeformular.
Wird man schliesslich auserkoren, dabei zu sein, erhält man ein Kondolenzschreiben. Jährlich werden nicht mehr als 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugelassen. Mitbringen muss man die Startgebühr von 1,60 US-Dollar, ein Autokennzeichen aus dem jeweiligen Heimatland und in jedem Jahr noch eine weitere Sache, die sich ändert. In diesem Jahr war es beispielsweise ein weisses T-Shirt.
Auch der Beginn des Rennens ist ausgefallen. Erst, wenn sich Lazarus Lake eine Zigarette anzündet, dürfen die Teilnehmenden lossprinten.
Die Idee zum Barkley Marathon hatte Gary Cantrell zusammen mit Karl Henn. Inspiriert durch den Gefängnisausbruch von James Earl Ray – er war der Attentäter von Martin Luther King Jr. – riefen die beiden den Ultralauf ins Leben. Ray kam damals auf seiner Flucht in knapp 55 Stunden zwölf Meilen, das sind rund 19 Kilometer, weit. Cantrell war überzeugt, da liege mehr drin.
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