Belarus 5000 Trauernde bei Beerdigung des gestorbenen Demonstranten in Minsk

AFP/tpfi

20.11.2020

«Ich gehe raus» - Das waren die Worte von Roman Bondarenko, in einer Chatgruppe bevor er vor sein Haus ging und dort Augenzeugen-Berichten zufolge von Maskierten zusammengeschlagen wurde.
«Ich gehe raus» - Das waren die Worte von Roman Bondarenko, in einer Chatgruppe bevor er vor sein Haus ging und dort Augenzeugen-Berichten zufolge von Maskierten zusammengeschlagen wurde.
Bild: Keystone/EPA/STR

Im Beisein von rund 5000 Menschen ist in der belarussischen Hauptstadt Minsk der regierungskritische Demonstrant Roman Bondarenko beerdigt worden. Trauernde trugen rote und weisse Blumen - die Farben der Opposition - zu einer Kirche am Rande der Stadt, wie ein AFP-Reporter am Freitag berichtete. Der 31-Jährige war einen Tag nach seiner Festnahme im Krankenhaus gestorben.

«Roma, du bist ein Held», riefen die Menschen und applaudierten. Zudem riefen einige Teilnehmer «Ich gehe hinaus». Es war eine Anspielung auf die letzten Worte, die Bondarenko in einen Gruppenchat geschrieben hatte.

Die im litauischen Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja schrieb auf ihrem Telegramkanal: «Es steht nicht in unserer Macht, Roman zurückzubringen, aber wir können versuchen, dafür zu sorgen, dass sich solche Verbrechen nie wiederholen.»

Bondarenko war am 11. November im Zentrum von Minsk festgenommen worden. Zeugen berichteten von Handgreiflichkeiten zwischen Regierungsgegnern und Zivilpolizisten.

Machthaber Alexander Lukaschenko kündigte am Freitag neue Erkenntnisse zum Tod von Bondarenko an. «Haben sie etwas Geduld, nächste Woche werden wir Ihnen alles erzählen. Glauben sie mir, es wird sehr interessant sein», sagte Lukaschenko laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta.

Nach Angaben der Behörden wies  Bondarenko bereits zum Zeitpunkt seiner Festnahme Körperverletzungen auf, zudem sei er alkoholisiert gewesen. Auf der Polizeiwache habe sich sein Zustand verschlechtert und er sei er in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Auch dort sei Alkohol in seinem Blut nachgewiesen worden.

Ein Arzt, der Bondarenko behandelte, wies die Darstellung der belarussischen Behörden zurück. Am Donnerstag leitete die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen einen Arzt ein, in dessen Krankenhaus Bondarenko behandelt wurde. Es werde wegen der «Offenlegung medizinischer Geheimnisse» ermittelt, hiess es.

Seit der von massiven Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahl am 9. August gibt es in Belarus Massenproteste gegen Lukaschenko. Die Sicherheitskräfte gehen brutal gegen die Demonstranten vor; tausende Menschen wurden festgenommen, es gab bereits mehrere Todesfälle.

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