Nach tagelanger Irrfahrt auf dem Mittelmeer ist das Rettungsschiff "Aquarius" am Mittwoch in Malta eingetroffen. Das Schiff der Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen hat 141 Flüchtlinge an Bord.
Die Migranten stiegen nach der Ankunft im Hafen von Valletta in Polizeibusse. Diese brachten sie nach Behördenangaben zu einem Empfangszentrum. Fünf EU-Staaten hatten sich zuvor zur Aufnahme der Flüchtlinge bereit erklärt.
Es handelt sich dabei um Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Spanien. Die maltesische Regierung erklärte am Abend, Italien werde ebenfalls einige der Migranten aufnehmen.
Die "Aquarius" war am Nachmittag im Hafen der Hauptstadt Valletta angekommen. Die Flüchtlinge an Bord stammen überwiegend aus den afrikanischen Staaten Somalia und Eritrea, deren Bürger in der Regel gute Chancen auf Asyl haben.
Das Schiff hatte sie am Freitag von Booten vor der libyschen Küste aufgenommen. Danach begann das lange Warten auf die Zuweisung eines sicheren Hafens.
Erst am Dienstag erklärte sich schliesslich Malta dazu bereit, die "Aquarius" einlaufen zu lassen - nachdem Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Spanien angekündigt hatten, die Geretteten aufzunehmen.
Retter wollen weitermachen
Die Hilfsorganisationen bekräftigten am Mittwoch, dass sie allen Schwierigkeiten zum Trotz weiter Menschen aus Seenot retten wollen. Die Schutzsuchenden hätten Vergewaltigung, Menschenhandel und Misshandlungen hinter sich, sagte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, Florian Westphal, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Berlin. "Daraus entsteht auch für uns die absolute Überzeugung (...), dass in dieser humanitären Krise weiter gerettet werden muss."
Es dränge sich der Verdacht auf, dass die Behörden versuchten, den Hilfsorganisationen Steine in den Weg zu legen, sagte Westphal. "Selbst wenn alle zivilen Seenotrettungsschiffe unterwegs sind, ertrinken leider immer noch viel zu viele Menschen." Die Regierung des britischen Überseegebiets Gibraltar will der "Aquarius" die Flagge entziehen.
Wie schon im Juni
Bereits die letzte Rettungsfahrt der "Aquarius" im Juni war erst nach tagelanger Irrfahrt zu Ende gegangen. Die populistische Regierung in Italien, die in der Migrationspolitik einen harten Kurs fährt, verwehrte der "Aquarius" mit mehr als 600 Flüchtlingen an Bord damals die Einfahrt in einen Hafen.
Das Schiff steuerte schliesslich Spanien an. Auch andere Schiffe, die Menschen aus Seenot gerettet hatten, konnten über Tage hinweg nicht anlegen, weil ihnen zuerst kein Hafen zugewiesen wurde.
Die privaten Seenotretter werden unter anderem von populistischen Parteien beschuldigt, das Handwerk der Schlepper zu unterstützen. In Deutschland erklärte der stellvertretende AfD-Bundessprecher Georg Pazderski am Mittwoch in einer Mitteilung: "Alle Migranten, die vor der afrikanischen Küste aufgegriffen werden, müssen in den nächsten afrikanischen Hafen zurückgebracht werden, um Nachahmer abzuschrecken und den Schleppern das Handwerk zu legen." "Schlepperschiffe" wie die "Aquarius" müssten aus dem Verkehr gezogen und die Besatzungen müssten hinter Gitter gebracht werden.
Appell des UNHCR
Das Uno-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) forderte am Mittwoch von Europa eine einheitliche Regelung für das Anlegen von Schiffen mit geretteten Flüchtlingen. Schiffe sollten künftig nicht mehr auf See festsitzen.
Das UNHCR begrüsste, dass Malta der "Aquarius" die Hafeneinfahrt erlaubte. Doch es hätte gar nicht erst dazu kommen dürfen, sagte der Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, nachdem der "Aquarius" tagelang verwehrt worden war, in Häfen einzulaufen.
"Es ist falsch, gefährlich und unmoralisch, Rettungsschiffe auf dem Mittelmeer umherirren zu lassen, während Regierungen darum konkurrieren, wer die geringste Verantwortung übernehmen kann", erklärte Grandi.
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