Deutschland Aufstand gegen mögliche Merkel-Nachfolgerin Kramp-Karrenbauer

dpa/AFP

8.3.2019

Annegret Kramp-Karrenbauer (links) ist Angela Merkel bereits als Generalsekretärin der CDU gefolgt. Wird sie auch nächste Kanzlerkandidatin der Partei?
Annegret Kramp-Karrenbauer (links) ist Angela Merkel bereits als Generalsekretärin der CDU gefolgt. Wird sie auch nächste Kanzlerkandidatin der Partei?
Bild: Kay Nietfeld

Wird Annegret Kramp-Karrenbauer nächste deutsche Bundeskanzlerin? Teile der Regierungspartei SPD wollen das verhindern – unter anderem wegen eines Toilettenwitzes der CDU-Chefin.

Kurz vor dem Jahrestag der neuen schwarz-roten Koalition ist in Deutschland in Teilen von Union und SPD ein Streit über die Zukunft der Regierung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgebrochen. Die Werte-Union, eine besonders konservative Gruppe von Unionspolitikern, brachte am Freitag einen baldigen Wechsel im Kanzleramt ins Gespräch. Dies wünschten sich viele Mitglieder der CDU, sagte der Vorsitzende der Werte-Union, Alexander Mitsch, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Kramp-Karrenbauer könne dann «die begonnene Politikwende, insbesondere beim Thema Einwanderung, dort praktisch umsetzen», so Mitsch. Der Wechsel im Kanzleramt «sollte dann auch mit einer Umbesetzung des Kabinetts einhergehen», forderte er. «Insbesondere im Wirtschaftsressort müssten dringend neue Impulse gesetzt werden.»

Ärger wegen Witz

Mehrere SPD-Politiker schlossen für den Fall eines vorzeitigen Rückzugs von Merkel aus, dass ihre Partei CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer zur Kanzlerin wählen könnte. Der Chef des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, sagte dem «Spiegel»: «Wenn Frau Merkel versuchen sollte, ihre Kanzlerschaft an Frau Kamp-Karrenbauer zu übergeben, gäbe es sofort Neuwahlen.» Juso-Chef Kevin Kühnert warnte: «Würde Merkel abtreten, wäre das quasi die Aufkündigung der Geschäftsgrundlage dieser Regierung.»

Dem Bericht zufolge wollen zahlreiche Sozialdemokraten vermeiden, dass Kramp-Karrenbauer mit einem Amtsbonus als Kanzlerin in den nächsten Bundestagswahlkampf ziehen kann. Allerdings legte sich auch die Union in der Frage der nächsten Kanzlerkandidatur bislang nicht fest.

Empörte Reaktionen

Kramp-Karrenbauer hatte vor wenigen mit einer Fastnachtsrede in Stockach empörte Reaktionen ausgelöst. Zu der Einführung von Toiletten für das dritte Geschlecht hatte sie gesagt: «Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist die Toilette.»

Kramp-Karrenbauer habe mit ihren Äusserungen zur Migrationspolitik und ihrem umstrittenen Karnevalsauftritt die Bündnisfähigkeit mit der SPD beschädigt, kritisierte nun der nordrhein-westfälische SPD-Landeschef Sebastian Hartmann. «Es ist kein konservatives Profil, sondern ein reaktionäres Profil, bei dem Themen, die in der Vergangenheit durch die Union nicht befriedet wurden, recht brachial aufgegriffen werden», sagte Hartmann der Deutschen Presse-Agentur. Seiner Partei riet er, nun die Nerven zu behalten. «Die CDU hat ein Problem, nicht die SPD.»

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