SP-Bundesratskandidatin Baume-Schneider: «Ich muss viel arbeiten – Tag und Nacht»

SDA/gbi, aru, nag

30.11.2022 - 00:00

Fünf Fragen an Elisabeth Baume-Schneider

Fünf Fragen an Elisabeth Baume-Schneider

Endspurt für die Bundesratskandidatinnen der SP. blue News hat Elisabeth Baume-Schneider zum Wahlrennen, Sachpolitik und Fussball-WM befragt. Die Antworten der jurassischen Ständerätin gibt es im Video.

29.11.2022

Elisabeth Baume-Schneider ist die Überraschungskandidatin im SP-Feld. Dabei ist die Jurassierin eine gestandene Politikerin – und jetzt vor den Bundesratswahlen dabei, in der Deutschschweiz bekannter zu werden.

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Sie ist im Bundeshaus eine besonders gefragte Gesprächspartnerin in diesen Tagen. Elisabeth Baume-Schneider nimmt als Ständerätin des Kantons Jura an der Wintersession der Eidgenössischen Räte teil.

Und natürlich ist da noch ihre Kandidatur als Nachfolgerin von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Gemeinsam mit der Basler Ständerätin Eva Herzog ist sie auf dem Zweier-Ticker der SP

blue News kann die vielgefragte 58-Jährige in den Gängen des Bundeshauses abfangen und nutzt die Chance, sie für ein Kurzinterview zu befragen. Auch wenn ihr die Zeit eigentlich fehlt, nimmt Baume-Schneider sie sich dennoch. 

Und auch vor pointierten Aussagen schreckt sie nicht zurück: Zum Verhältnis der Schweiz zu Europa sagt sie, es müsse eine Annäherung gelingen – «und vielleicht muss man sogar beitreten». Doch dann ergänzt sie, das werde nicht in den nächsten paar Jahren geschehen. «Ich werde dann nicht mehr im Bundesrat sein.»

Soziale Gerechtigkeit treibt sie an

Die SP-Vertreterin hat sich während ihrer gesamten Karriere für soziale Gerechtigkeit eingesetzt. Sie präsentiert sich – auch dank ihrer ländlichen Herkunft – als bodenständige Sachpolitikerin, die sich für ihre Werte einsetzt.

Elisabeth Baume-Schneider verfügt über eine solide politische Erfahrung, war aber in der Schweiz vor ihrer Kandidatur wenig bekannt. Sie sass von 1995 bis 2002 im jurassischen Kantonsparlament, anschliessend leitete sie während drei Amtszeiten bis 2015 als Regierungsrätin das Departement für Bildung, Kultur und Sport.

Während ihres Präsidialjahrs im Kantonsrat 2000 gebar sie ihr zweites Kind. Das Baby stillte sie jeweils zwischen den Ratsdebatten.

2019 wurde Baume-Schneider in den Ständerat gewählt. Dort präsidiert sie die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Sie ist zweisprachig und sieht sich als Brückenbauerin zwischen den Sprachregionen. Sollte ihr der Sprung in den Bundesrat misslingen, würde sie 2024 das Ständeratspräsidium übernehmen. Sie ist zudem Vizepräsidentin der SP Schweiz.

Vor der Wahl in den Ständerat legte Baume-Schneider eine politische Pause ein. In dieser Zeit leitete sie die Hochschule für Soziale Arbeit und Gesundheit in Lausanne.

In den Freibergen verwurzelt

Die von vielen als Aussenseiterin gesehene Bundesratsanwärterin stammt aus den Freibergen. Diese ländliche Region ist in den Augen von Baume-Schneider in gesellschaftlichen Fragen sehr fortschrittlich sowie kreativ, kulturell aufgeschlossen und weltoffen.

In einer Berndeutsch sprechenden Bauernfamilie aufgewachsen, zeigt sie sich stolz, die Vertreterin einer Randregion zu sein. Die Sozialarbeiterin wurde am 24. Dezember 1963 in Saint-Imier BE geboren. In den Achtzigerjahren engagierte sich Baume-Schneider in der Sozialistischen Arbeiterpartei (vorher Revolutionäre Marxistische Liga), bevor sie der SP beitrat.

Obwohl im linken Flügel der SP beheimatet, ist sie kompromissbereit, sucht Allianzen und bekennt sich zur Kollegialität. Das bescheinigen ihr sowohl Parteifreunde als auch die politischen Gegner. Neben der Solidarität ist ihr eine auf Menschlichkeit ausgerichtete Wirtschaft ein Anliegen. Zudem engagiert sie sich sehr für Umwelt- und Klimapolitik.

Vielfalt verkörpern

Baume-Schneider ist nicht nur die einzige Westschweizerin auf dem Bundesrats-Ticket der SP, sondern auch die einzige Kandidatin aus einer ländlichen Region. Sie lebt in der 1500-Seelen-Gemeinde Les Breuleux JU in den Freibergen auf 1100 Metern über Meer. Ihr war es immer wichtig, Vielfalt zu verkörpern, und sie sieht darin einen Vorteil.

Würde Baume-Schneider gewählt, wäre der erst 1979 gegründete Kanton Jura zum ersten Mal im Bundesrat vertreten. 1999 hatte der jurassische alt Ständerat und Staatsrat Jean-François Roth erfolglos für einen Sitz in der Landesregierung kandidiert.

Mit Alain Berset (SP) und Guy Parmelin (SVP) gehören dem Bundesrat bereits zwei Westschweizer an. Zu ihnen kommt als dritter Vertreter der lateinischen Schweiz der Tessiner Ignazio Cassis. Würde Baume-Schneider für Sommaruga nachrücken, sässen vier Vertreter*innen der lateinischen Schweiz in der Regierung – eine Konstellation, die es bisher erst einmal gab.

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