Ausschluss der Öffentlichkeit Behörden drohen mit Navalny-Bestattung im Gefängnis

AP/tgab

23.2.2024

Gestorbener Kremlgegner – Mutter hat Leiche Nawalnys gesehen

Gestorbener Kremlgegner – Mutter hat Leiche Nawalnys gesehen

Moskau, 22.02.24: Tagelang suchte die Mutter des im Straflager gestorbenen Kremlgegners Nawalny die Leiche ihres Sohnes. Nun erhielt sie Zugang und macht den Behörden schwere Vorwürfe.

23.02.2024

Der Mutter des gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny sei eine Frist von drei Stunden gesetzt worden, um in eine Bestattung unter Ausschluss der Öffentlichkeit einzuwilligen, berichtet der Nawalny-Mitstreiter Iwan Schdanow.

AP/tgab

23.2.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja muss sich entscheiden, ob sie eine private Bestattung ihres Sohnes unter Ausschluss der Öffentlichkeit akzeptiert.
  • Andernfalls drohen die Behörden mit einer Bestattung des Kremlgegners auf dem Gefängnisgelände der arktischen Strafkolonie, wo der 47-Jährige am 16. Februar tot zusammenbrach.
  •  Die Mutter besteht darauf, dass sich die Behörden an das Gesetz halten und den Leichnam 48 Stunden nach Festlegung der Todesursache aushändigen – in diesem Fall am Samstag.

Die russischen Behörden haben nach Angaben eines langjährigen Mitstreiters des in einer arktischen Strafkolonie gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny eine Bestattung des 47-Jährigen auf Gefängnisgelände angedroht. Der Mutter Nawalnys, Ljudmila Nawalnaja, sei eine Frist von drei Stunden gesetzt worden, eine private Bestattung unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu akzeptieren, teilte Iwan Schdanow in den sozialen Medien mit. Andernfalls werde es zu der Bestattung auf Gefängnisgelände kommen.

Nawalnaja weigere sich, die Verhandlungen fortzusetzen. Sie bestehe darauf, dass sich die Behörden an das Gesetz hielten und den Leichnam binnen 48 Stunden nach Festlegung der Todesursache aushändigten, was am Samstag wäre, sagte Schdanow. Sie habe zudem eine Beschwerde eingereicht, in der sie den Behörden die Schändung des Leichnams vorwerfe.

Nach der Nachricht vom Tod des bekanntesten russischen Oppositionspolitikers in der Strafkolonie Nr. 3 in Charp, etwa 1900 Kilometer nordöstlich von Moskau, hatten Hunderte Russen im ganzen Land an improvisierten Gedenkstätten Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Etliche Menschen wurden festgenommen. Seit der vergangenen Woche haben Nawalnys Mutter und die Anwälte des Kremlgegners versucht, dessen Leichnam ausgehändigt zu bekommen, stiessen dabei aber auf erhebliche Widerstände.

Natürliche Todesursache auf Zertifikat

Am Donnerstag erklärte Ljudmila Nawalnaja, die Ermittler hätten ihr gestattet, den Körper ihres toten Sohnes in der Leichenhalle der Stadt Salechard zu sehen. Die Behörden versuchten, sie zu einer geheimen Bestattung zu zwingen, berichtete sie. «Sie wollen es geheim und ohne Trauerzeremonie tun.»

Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch schrieb am Donnerstag im Netzwerk X, vormals Twitter, der Mutter des Kremlgegners sei ein medizinisches Zertifikat gezeigt worden, in dem von einer natürlichen Todesursache die Rede gewesen sei. Jarmysch machte keine Angaben dazu, welche Ursache konkret angegeben wurde. Nawalnys Mutter fordert in einer Klage die Herausgabe des Leichnams.

Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin beschuldigt, ihren Mann getötet zu haben. Die Weigerung, seine Leiche auszuhändigen, sei Teil eines Vertuschungsversuchs. Kremlsprecher Dmitri Peskow nannte die Vorwürfe «absolut unbegründete, unverschämte Anschuldigungen gegen das russische Staatsoberhaupt».