Abstimmung im Oberhaus Britisches Oberhaus verpasst May krachende Brexit-Niederlage

18.4.2018

Theresa May hat noch eine Chance, die Änderung des EU-Austrittsgesetzes zu verhindern. Foto: Peter Summers/PA Wire
Theresa May hat noch eine Chance, die Änderung des EU-Austrittsgesetzes zu verhindern. Foto: Peter Summers/PA Wire
Source: Peter Summers

Seit Monaten wird im Parlament über das EU-Austrittsgesetz debattiert. Jetzt verpasste das Oberhaus der Regierung bei einer Abstimmung eine schallende Ohrfeige. Wird der Brexit abgemildert?

Die britische Regierung hat bei einer Brexit-Abstimmung im Oberhaus eine empfindliche Niederlage erlitten. Die Lords votierten am Mittwoch mit grosser Mehrheit (348 zu 225) für einen Änderungsantrag zum EU-Austrittsgesetz.

Damit wollen sie erreichen, dass ihr Land nach der Scheidung von der Europäischen Union vielleicht doch noch in der Zollunion bleiben kann. Auf diese Weise sollen befürchtete Konflikte durch die neue EU-Aussengrenze auf der Insel Irland verhindert werden.

«Wir sind sehr enttäuscht»

Abweichler aus den Reihen der Konservativen unterstützten den Antrag der Opposition. Damit ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen: Das Unterhaus kann in einer späteren Phase versuchen, das Abstimmungsergebnis wieder zu kippen. Premierministerin Theresa May regiert seit einer Wahlschlappe nur mit einer hauchdünnen Mehrheit.

«Wir sind sehr enttäuscht, dass das Parlament für diesen Antrag gestimmt hat», teilte ein Sprecher des Brexit-Ministeriums mit. Die Politik sei aber klar: «Wir werden die Zollunion verlassen.»

Feste Grenze zwischen Irland und Nordirland verhindern

Die Opposition will mit der Initiative eine feste Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und dem britischen Nordirland nach dem Brexit verhindern. Alte Wunden in der Ex-Bürgerkriegsregion könnten wieder aufgerissen werden, fürchtet sie. Derzeit ist die Grenze unsichtbar.

Die Regierung beteuert, eine feste Grenze nach dem Brexit auf der irischen Insel verhindern zu wollen. Bislang liegen aber keine klaren Vorschläge auf dem Tisch, wie das umgesetzt werden könnte.

Brexit-Schattenminister Keir Starmer von der oppositionellen Labour-Partei bezeichnete das Abstimmungsergebnis als «einen wichtigen Schritt vorwärts». Die Zollunion sei der einzige praktikable Weg, um Arbeitsplätze zu erhalten, die Produktion zu unterstützen und die feste Grenze in Nordirland zu verhindern.

Das EU-Austrittsgesetz soll die Geltung von EU-Recht in Grossbritannien beenden. Gleichzeitig sollen alle EU-Bestimmungen in nationales Recht übertragen werden, damit am Brexit-Tag kein Chaos entsteht. Pro-europäische Parlamentarier wollen den Gesetzentwurf so umschreiben, dass Grossbritannien eng an die EU gebunden bleibt.

Grossbritannien scheidet am 29. März 2019 aus der EU aus. Danach soll eine knapp zweijährige Übergangsfrist bis Ende 2020 folgen.

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