KonjunkturCorona reisst deutsche Wirtschaft in Tiefe
SDA
15.5.2020 - 10:25
Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal wegen der Corona-Krise so stark eingebrochen wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) fiel von Januar bis März um 2,2 Prozent zum Vorquartal.
«Das war der stärkste Rückgang seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und der zweitstärkste Rückgang seit der deutschen Vereinigung», teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung mit. Exporte, Konsum und Investitionen gingen jeweils spürbar zurück, Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten ebenfalls ein Minus von 2,2 Prozent erwartet.
«Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie haben eine Rezession ausgelöst», erklärte das deutsche Wirtschaftsministerium. Im Vergleich zu anderen grossen Euro-Ländern fällt der Rückgang gering aus: Frankreich als die nach Deutschland zweitgrösste Volkswirtschaft der Euro-Zone stürzte um 5,8 Prozent ab, die Nummer drei Italien um 4,7 Prozent.
Im Januar und Februar zeigten viele Indikatoren noch eine deutliche Belebung an. Das hat sich mit den im März beschlossenen Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus schlagartig verändert: Geschäfte, Hotels und Restaurants mussten schliessen, Fabriken machten dicht, Veranstaltungen wurden abgesagt.
Armageddon kommt noch
«Es ist schier unglaublich, dass man mit Blick auf den Rückgang des BIP im ersten Quartal festhalten kann, dass Deutschland vergleichsweise gut weg kam», kommentierte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. «Doch dies ist alles andere als ein Trost. Die deutsche Volkswirtschaft hat ihr Armageddon erst noch vor sich. Im zweiten Quartal trifft es das BIP umso härter. In Anbetracht des massiven Falls der Wirtschaftsdaten mag tatsächlich so etwas wie Endzeitstimmung aufkommen.»
Die Folgen der Schliessungen dürften vor allem im laufenden zweiten Quartal sichtbar werden. Der Abwärtstrend werde sich im Frühjahr «zunächst noch verstärken», erklärte das Ministerium. Die Commerzbank rechnet mit einem Minus von mehr als elf Prozent, während die Deutsche Bank sogar einen Einbruch von 14 Prozent zum Vorquartal voraussagt.
Die Bundesregierung erwartet deshalb in diesem Jahr die schwerste Rezession der Nachkriegszeit: Das Bruttoinlandprodukt soll um 6,3 Prozent einbrechen.
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