Drogenbericht Rauschgifthandel trotzt Coronakrise – Gefährliche Drogen auf dem Vormarsch

SDA/afp/twei

22.9.2020

Der Drogenhandel musste durch die Coronakrise kaum Einbussen hinnehmen. Immer mehr wird online gedealt. (Symbolbild)
Der Drogenhandel musste durch die Coronakrise kaum Einbussen hinnehmen. Immer mehr wird online gedealt. (Symbolbild)
Bild: Keystone/dpa/Daniel Reinhardt

Zahlreiche Branchen leiden unter der Coronakrise – nicht aber der Drogenhandel. Besonders online boomt das Geschäft. Bei der beschlagnahmten Menge Kokain wurde sogar ein Rekord aufstellt.

Der Drogenhandel in Europa ist durch die Corona-Pandemie kaum beeinträchtigt worden. Der Strassenhandel habe wegen der Corona-Beschränkungen zwar abgenommen, heisst es im am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA).

Konsumenten und Dealer hätten sich jedoch zunehmend dem Handel im Darknet, in Online-Netzwerken und via Heimlieferungen zugewandt. Zudem wurde im Untersuchungszeitraum 2018 so viel Kokain in Europa beschlagnahmt wie noch nie.

2018 wurden europaweit 181 Tonnen Kokain sichergestellt – rund 40 Tonnen mehr als im Vorjahr. Dies deute auf eine «hohe Verfügbarkeit» von Kokain auf dem europäischen Markt hin, heisst es in dem Bericht. Zudem scheine die Droge zunehmend auch in Ländern verfügbar zu sein, in denen sie früher nicht üblich war. Bei Heroin sei derweil ein Anstieg der beschlagnahmten Menge von 5,2 (2017) auf 9,7 Tonnen (2018) registriert worden.

In diesen europäischen Städten wird am meisten Kokain konsumiert

Neue Drogen auf dem Vormarsch

Im laufenden Corona-Jahr 2020 deuten die Menge der beschlagnahmten Drogen und Geheimdienstinformationen den Experten zufolge nicht auf eine «unmittelbare grössere Störung» des Drogenhandels hin. Auch die Herstellung synthetischer Drogen und der Anbau von Cannabis scheinen durch die Pandemie «nicht ernsthaft beeinträchtigt worden zu sein».

Man müsse unter anderem befürchten, dass «einige der betroffenen Gruppen im Zuge der wirtschaftlichen Folgen der (Corona)Krise anfälliger für Drogen und eine Involvierung in den Drogenmarkt werden», sagte EMCDDA-Direktor Alexis Goosdeel bei der Vorstellung des Berichts. Das werde «unsere bereits ausgelasteten Einrichtungen noch stärker unter Druck setzen». Man müsse deshalb «rasch handeln, um neue Bedrohungen zu erkennen und zu bewältigen», forderte der Belgier.



Die Nachfrage nach Drogen, die gewöhnlich in sozialem Kontext genommen werden, wie MDMA und Kokain, nahm aber während der Coronakrise ab. Allerdings seien neuere Drogen wie die psychoaktiven Benzodiazepine stärker nachgefragt worden – «möglicherweise zum Teil bedingt durch den Mangel an etablierteren Drogen».

Corona bewirkt langfristige Änderungen im Drogenhandel

Die organisierte Kriminalität habe «ihre modi operandi» schnell an die Corona-Pandemie «angepasst», so der Befund der Experten. Der Schmuggel per Flugzeug habe nachgelassen, der Handel per Schiff sei hingegen auf gleichbleibendem Niveau geblieben.



«Die Ereignisse des Jahres 2020 werden wahrscheinlich langfristige Auswirkungen auf die künftigen Herausforderungen im Drogenbereich haben», heisst es in dem Bericht. Die Experten befürchten demnach, dass kriminelle Banden ihre Ware zunehmend in legalen Lieferungen verstecken und vermehrt Schiffsverbindungen und grosse Häfen für ihren Schmuggel nutzen.

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