Erneut zwei Tote Das Blutbad in Myanmar findet kein Ende

AP/twei

3.4.2021

Sicherheitskräfte haben in Myanmar erneut mindestens zwei Demonstranten erschossen. Medienberichte über ihr Vorgehen versucht die Junta zu unterbinden. Wer mit Reportern spricht, lebt gefährlich.

Sicherheitskräfte in Myanmar haben erneut auf Demonstranten geschossen und Medienberichten zufolge mindestens zwei Menschen getötet. Die Zahl der seit dem Putsch Anfang Februar in Myanmar getöteten Zivilisten ist nach Angaben des Unterstützerverbandes für politische Gefangene (AAPP) auf mindestens 550 gestiegen. Unter den Getöteten seien 46 Kinder, erklärte der Verband am Samstag. Geschätzt 2751 Personen seien festgenommen oder verurteilt worden.

In der Stadt Monywa eröffneten Sicherheitskräfte laut Berichten in Sozialen Medien das Feuer auf Demonstrantinnen und Demonstranten. Es habe mindestens zwei Tote gegeben, berichtete der Nachrichtendienst Myanmar Now. Außerdem seien wenigstens sieben Personen verletzt worden.



Zwei Schwerverletzte seien von Soldaten festgenommen worden, berichtete Myanmar Now unter Berufung auf ein Mitglied des örtlichen Rettungsdienstes. Ein Video zeigte, wie Protestteilnehmer einen jungen Mann wegtrugen, der offenbar schwer am Kopf verletzt war. Im Hintergrund waren Schüsse zu hören. Unklar war, wie schwer es den Verletzten erwischt hatte.

Trotz Gewaltexzessen gehen die Proteste weiter

Doch weder die Festnahmen noch die Drohung mit tödlicher Gewalt gegen Demonstranten haben die täglichen Proteste gegen die Militärjunta und für die gewählte Regierung stoppen können. Die Putschregierung sieht sich neben den Protesten auch mit Rebellenaktionen aus ethnischen Minderheiten konfrontiert, gegen die sie ebenfalls das Militär einsetzt. Führer der Protestbewegung gegen den Putsch streben ein Bündnis mit ethnischen Rebellengruppen an, um den Druck auf die Junta zu erhöhen.

Eine Vertretung von Rebellen der Karen-Volksgruppe warf der Junta fortgesetzte Bombardements und Luftangriffe auf unbewaffnete Zivilisten an der Grenze zu Thailand vor. Schulen, Wohnhäuser und Dörfer seien zerstört worden. «Die Angriffe haben den Tod vieler Menschen verursacht, auch von Kindern und Schulkindern», erklärte die Karen Nationalunion. »Diese Terroranschläge sind eindeutig ein eklatanter Verstoß gegen lokale und internationale Gesetze.»

Bei den Protesten in Myanmar sind bereits 550 Menschen gestorben. Die Demonstranten kämpfen trotzdem weiterhin für ihre Rechte.
Bei den Protesten in Myanmar sind bereits 550 Menschen gestorben. Die Demonstranten kämpfen trotzdem weiterhin für ihre Rechte.
Bild: Keystone / AP Photo

Seit Ende März sind in von Karen kontrollierten Gebieten nach Angaben der Hilfsorganisation Free Burma Rangers mehr als ein Dutzend Menschen getötet und mehr als 20'000 vertrieben worden. Etwa 3000 flohen nach Thailand, kehrten später aber unter ungeklärten Umständen zurück.

Polizisten richten Pistolen auf Passanten

Am Freitagabend nahmen Polizisten in Zivil fünf Menschen fest, die in Yangon auf einem Markt mit einem Reporter des US-Senders CNN gesprochen hatten, wie lokale Medien berichteten. Zwei Frauen hätten bei der Festnahme um Hilfe geschrien, berichtete Myanmar Now. Ein Polizist habe seine Pistole gezückt und gefragt, wer es wage, den Frauen zu helfen. «Sie haben ihre Pistolen auf jeden gerichtet – auf Passanten und auf Leute im Laden», sagte ein Zeuge.



Die Militärjunta hat sämtliche Medien abgeschaltet – bis auf eine Handvoll vom Militär kontrollierter Betriebe. Einige blockierte Medien veröffentlichen in Sozialen Netzwerken oder anderen noch verfügbaren Kanälen. Am Freitag verfügte die Junta das Abschalten des drahtlosen Breitband-Internets, das viele Menschen im Land als kostengünstigen Zugang nutzen. Kabelbasierte Internet-Verbindungen funktionierten noch, allerdings mit deutlich geringerer Geschwindigkeit.