Ukraine dementiert Beteiligung an Nord-Stream-Sprengungen
Die Ukraine hat Berichte über eine mögliche Beteiligung an der Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee im September zurückgewiesen. Verteidigungsminister Oleksij Resnikow sagte, die Regierung in Kiew habe damit nichts zu tun.
08.03.2023
Ende September reissen Explosionen Löcher in Nord Stream 1 und 2. Die deutsche Bundesanwaltschaft hat ein Schiff im Visier, mit dem die Täter vielleicht den Sprengstoff transportierten. Doch vieles ist noch unklar.
dpa/phi
08.03.2023, 14:23
08.03.2023, 15:48
dpa/phi
Bei ihren Ermittlungen zu den mysteriösen Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 sind deutsche Ermittler einen wichtigen Schritt vorangekommen: Möglicherweise haben sie das Schiff aufgespürt, mit dem die Täter den Sprengstoff transportierten.
Die Bundesanwaltschaft teilte mit, dass das verdächtige Schiff bereits im Januar durchsucht worden sei. Die Durchsuchung habe im Zeitraum 18. bis 20. Januar «im Zusammenhang mit einer verdächtigen Schiffsanmietung» stattgefunden. Ein deutsches Unternehmen habe das Schiff vermietet – gegen dessen Mitarbeiter bestehe aber kein Tatverdacht.
Die Auswertung der sichergestellten Spuren und Gegenstände dauere an, so eine Sprecherin auf Anfrage. «Die Identität der Täter und deren Tatmotive sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Belastbare Aussagen hierzu, insbesondere zur Frage einer staatlichen Steuerung, können derzeit nicht getroffen werden.»
Was genau gefunden wurde, teilte sie nicht mit. Nach Recherchen von ARD, SWR und «Zeit» sollen die Ermittler auf dem Tisch in der Kabine des Schiffes Sprengstoff-Spuren entdeckt haben.
Medienberichte über pro-ukrainische Gruppe als Saboteure
Die Medien hatten am Dienstagabend unter Berufung auf geheimdienstliche Hinweise berichtet, dass eine pro-ukrainische Gruppe für die Explosionen im September 2022 verantwortlich sein könnte. Beweise dafür, wer die Zerstörung der Pipelines in Auftrag gegeben habe, seien aber nicht gefunden worden.
Nach diesen Berichten wurde die fragliche Jacht von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet, welche «offenbar zwei Ukrainern gehört». «Ein» sechsköpfiges Team, bestehend aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin, habe den Sprengstoff damit zu den Tatorten gebracht. Welche Nationalitäten diese Leute hätten, sei unklar. Sie hätten offenbar gefälschte Pässe verwendet.
Weiter hiess es in den Medienberichten, die Gruppe sei am 6. September 2022 von Rostock aus in See gestochen. Die Ausrüstung sei vorher mit einem Lieferwagen in den Hafen transportiert worden. Den Ermittlern sei es gelungen, das Boot am folgenden Tag erneut in Wieck am Darss im Landkreis Vorpommern-Rügen und später an der dänischen Insel Christiansø, nordöstlich von Bornholm, zu lokalisieren. Im Anschluss an die Operation sei die Jacht ungereinigt zurückgegeben worden.
Kiew: Es gab keine Regierungsbeteiligung
Kiew bestreitet eine Regierungsbeteiligung an den Unterwasser-Explosionen. Mychajlo Podoljak, Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, twitterte: Obwohl es ihm Spass mache, amüsante Verschwörungstheorien rund um die ukrainische Regierung zu sammeln – die Ukraine habe mit dem Vorfall nichts zu tun und auch keine Informationen über pro-ukrainische Sabotagegruppe.
Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow verneinte eine Beteiligung seines Ministeriums ebenfalls. Dass ukrainischen Spezialkräften so ein Einsatz zugetraut wird, sei «eine Art Kompliment», sagte Resnikow am Rande eines informellen Treffens mit den Verteidigungsministern der EU-Staaten in Schweden. «Aber das ist nicht unser Tätigkeitsfeld.» Die Story sei schräg, weil sie nichts «mit uns» zu tun habe.
Deutsche Politikerinnen und Politiker wie Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warnten vor voreiligen Schlüssen. Möglich sei auch eine False-Flag-Aktion, die Kiew belasten solle, so Pistorius. Der Kreml verwies einmal mehr auf westliche Regierungen als Verursacher.
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