Ziemlich schlechte Freunde Die Welt schaut auf ihre Hände

Von Daniel Jahn/AFP

25.4.2018

Wenn Angela Merkel am Freitag den US-Präsidenten besucht, dann wird die Weltöffentlichkeit nicht nur auf die Worte der beiden Staatenlenker achten - sondern auch auf ihre Hände.

Denn in Erinnerung geblieben ist ein Moment bei ihrem ersten Treffen im Weissen Haus im März 2017, als Donald Trump einen Handschlag mit der Kanzlerin vor laufenden Kameras unterliess.

Die Szene wurde zum Sinnbild für das verkrampfte persönliche Verhältnis zwischen Merkel und dem US-Präsidenten sowie die starken Spannungen, denen das Verhältnis ihrer Länder seit Trumps Amtsantritt ausgesetzt ist. Diese Spannungen haben seither eher noch zugenommen - Dissens über das Atom-Abkommen mit dem Iran und die US-Strafzölle belasten die bevorstehende Begegnung. Dennoch ist zu erwarten, dass es diesmal mit dem Handschlag klappt.

Ein Rückblick auf Merkels schwieriges Verhältnis zu Trump:

DIE WAHLKAMPFTIRADEN: Vorbelastet ist die Beziehung durch die wilden Attacken des Rechtspopulisten gegen die Kanzlerin im Wahlkampf. Trump malt die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin als warnendes Beispiel an die Wand. Damit habe "diese Frau" ein "totales Desaster" angerichtet, wütet er. Und er sagt Merkel ein bitteres Ende voraus: Die Deutschen würden sie am Ende "stürzen".

DIE MAHNUNG AN DEN SIEGER: Merkel straft Trumps Wahlkampftiraden mit Schweigen. Zu seinem Sieg im November 2016 schickt sie dann aber nicht nur Glückwünsche, sondern auch eine Mahnung nach Washington. Die Kanzlerin erinnert den US-Präsidenten an demokratische Grundwerte, darunter die "Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung".

DER UNTERBLIEBENE HÄNDEDRUCK: Bei Merkels Kurzbesuch in Washington zwei Monate nach Trumps Amtantritt ist unübersehbar, wie sehr die beiden fremdeln. Zwar gibt es zu Beginn durchaus einen Handschlag. Später im Oval Office reagiert Trump aber nicht auf die Bitte der Kameraleute wie auch der Kanzlerin um einen nochmaligen Händedruck. Mit angespannter Miene blickt er von ihr weg. Bewusster Affront oder einfach nur Geistesabwesenheit? Das wird nie richtig geklärt. Inhaltlich sorgen vor allem die hohen deutschen Exportüberschüsse und die aus Trumps Sicht zu niedrigen deutschen Verteidigungsausgaben weiter für Spannungen.

DIE BIERZELTATTACKE: Mit direkter Kritik an Trump hält sich Merkel meist zurück. Doch nach ihren erneuten direkten Erfahrungen mit dem US-Präsidenten - bei einem G7-Gipfel auf Sizilien - wird sie Ende Mai in einer Rede deutlich. Vielleicht ist es das rustikale Ambiente eines bayerischen Bierzelts, das sie dabei inspiriert. "Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei", sagt sie. Die Europäer müssten ihr "Schicksal wirklich in die eigene Hand nehmen".

DER FREUNDLICHE GAST: Beim Hamburger G20-Gipfel im Juli ist zeitweise ein anderer Trump zu erleben. Er überrascht als Charmeur - und spendet sogar höchstes Lob für die Kanzlerin. "Ihre Führerschaft ist absolut unglaublich", säuselt er. Doch bei den Streitthemen bleibt Trump hart. Das gilt besonders für den Klimaschutz. Einige Wochen vor dem Gipfel hat er den US-Ausstieg aus dem Pariser Abkommen angekündigt. Und daran ändert auch die Mammutkonferenz an der Elbe nichts.

DIE VERSPÄTETE GRATULATION: Nach Merkels Sieg bei der Bundestagswahl im  September braucht der US-Präsident vier Tage, um sie zu beglückwünschen. Zum Vergleich: Fünf Monate zuvor hat es nach dem Sieg des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan beim umstrittenen Verfassungsreferendum nur wenige Stunden bis zu seiner Gratulation gedauert. Und Russlands Staatschef Wladimir Putin braucht auch nicht so lange zu warten wie Merkel: Zwei Tage nach seiner Wiederwahl im März diesen Jahres gratuliert Trump am Telefon.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite