Drastische Bestrafung So hart geht China mit Militär-Aussteigern um

tsha

17.12.2019

Soldaten der VBA: Wer das chinesische Militär verlässt, hat wenig zu Lachen (Archivbild).
Soldaten der VBA: Wer das chinesische Militär verlässt, hat wenig zu Lachen (Archivbild).
Bild: Keystone

Wer das chinesische Militär verlässt, muss mit harten Strafmassnahmen rechnen, Das geht aus einem Bericht hervor, den die Armee selbst veröffentlicht hat.

Mit mehr als 2,2 Millionen aktiven Soldaten ist die chinesische Volksbefreiungarmee (VBA) die grösste Armee der Welt. Eine wirkliche Wehrpflicht gibt es in China nicht – die aktiven Soldaten sowie die mehr als anderthalb Millionen Reservisten melden sich in der Regel freiwillig zum Dienst an der Waffe. Was aber, wenn ein Soldat die VBA verlassen will? Ein Bericht auf «PLA Daily», der englischsprachigen Nachrichtenseite der Volksbefreiungsarmee, gibt nun Einblicke.

Der Artikel berichtet von einem jungen Rekruten namens Zhang, der im September der VBA beitrat und die Armee wenig später verliess, weil er «nicht in der Lage war, sich ans Militärleben anzupassen, und die Härte und Anstrengungen fürchtete und deshalb nicht weiter dienen wollte», wie es in dem Text heisst. Trotz «geduldiger Ermahnungen» habe Zhang darauf bestanden, entlassen zu werden.

Ende November sei Zhangs Wunsch dann nachgekommen. Der Mann, dessen Alter in dem Bericht nicht genannt wird, wurde für sein Verhalten allerdings schwer bestraft. Ingesamt acht Disziplinarmassnahmen listet der Bericht auf. So darf Zhang zwei Jahre lang nicht ins Ausland reisen, keine Immobilien kaufen und weder Flugzeuge noch Fernzüge nutzen. Es ist ihm verboten, als Beamter zu arbeiten; ausserdem darf er in den nächsten zwei Jahren nicht an die Universität zurückkehren oder «Geschäften nachgehen».

Hohe Geldstrafe

Zhang muss ausserdem eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 4'000 Franken zahlen sowie jene 3'600 Franken erstatten, die seine Ausbildung den Staat gekostet habe. Darüber hinaus wird der Militär-Abbrecher an den Pranger gestellt: «Zhangs Weigerung, den Militärdienst fertig abzuleisten, und die damit verbundenen Strafmassnahmen werden der Gesellschaft über Netzwerke, Fernsehen, Zeitungen und soziale Medien mitgeteilt», heisst es. Dazu gehört offenbar auch die Veröffentlichung des englischsprachigen Artikels über den jungen Mann.

Laut CNN sind derartige Bestrafungsmassnahmen kein Einzelfall; immer wieder würden Chinesen, die das Militär verlassen, öffentlich blossgestellt. Laut Adam Ni geht es den verantwortlichen Stellen darum, ein Exempel zu statuieren. Für den China-Forscher der australischen Macquarie University ist Zhangs Fall ein «Beispiel für die Spannungen innerhalb der VBA. Auf der einen Seite muss sie ein gutes Bild abgeben, andererseits muss sie dafür sorgen, dass Gehorsamsverweigerung und Verhalten, das als schlecht angesehen wird, getadelt wird.»

«Kein guter Arbeitsplatz»

In China gibt es theoretische eine allgemeine Wehrpflicht, die aber nicht angewendet wird, da sich genug Freiwillige für den Dienst an der Waffen melden. Das könnte sich allerdings in naher Zukunft ändern. So heisst es in einem Bericht der US Defense Intelligence Agency, eine Karriere bei der VBA könnte für viele junge Chinesen unattraktiver werden, sollte die Wirtschaft des Landes weiter wachsen. Dann nämlich liessen sich auch in anderen Bereichen attraktive Jobs finden.

Ausserdem seien die Anforderungen an Rekruten heute andere als noch vor ein paar Jahren. Deshalb spreche die VBA gezielt Studenten und Universitätsabsolventen an, die für die neuen technischen Herausforderungen besser geeignet seien. In den Augen der meisten jungen Chinesen, so der China-Experte Ni, sei die VBA aber «kein guter Arbeitsplatz».

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