Auf Blacklist gelandet Thailand verweigert Dutzenden Schweizern Einreise

smi

15.3.2024

Dutzende Schweizer dürfen nie mehr nach Thailand – wegen verfälschter Angaben eines Honorarkonsuls.
Dutzende Schweizer dürfen nie mehr nach Thailand – wegen verfälschter Angaben eines Honorarkonsuls.
Carola Frentzen/dpa

Ihre Visumanträge wurden von einem Honorarkonsul verfälscht. Deshalb dürfen nun Dutzende Schweizer 99 Jahre lang nicht mehr nach Thailand einreisen. Einzelne sassen deswegen sogar in Thailand im Gefängnis.

smi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Mehrere Dutzend Schweizer*innen sind von Thailand mit einer Einreisesperre belegt worden.
  • Schuld ist ein ehemaliger thailändischer Honorarkonsul, der die Visumanträge der Schweizer*innen mit falschen Angaben weiterleitete.
  • Die Schweizer*innen wussten nicht, dass der Honorarkonsul ihre Anträge verfälschte.
  • Einige sassen sogar in Thailand deswegen in Haft.

Sie lieben Thailand, dürfen aber 99 Jahre lang nicht mehr einreisen. Der Grund: Sie haben unwissentlich über ein Konsulat aufgrund falscher Angaben ihr Visum erhalten. Sie sind Schweizer reiferen Alters und völlig unschuldig – dessen sind sie selber überzeugt, und auch der «Blick» stellt die Sachlage so dar. 

Beat W. war schon 20-mal im südostasiatischen Land. Nach seinem letzten Besuch habe er einen Anruf der Schweizer Botschaft erhalten. Er stehe auf einer schwarzen Liste Thailands und habe grosses Glück gehabt, dass er bei der Ausreise nicht verhaftet worden sei.

Ganz anders die Geschichte von Franz L. Der 77-Jährige verbrachte acht Tage in Ausschaffungshaft. Zusammen mit 300 Personen sei er in einem Raum festgehalten worden. Sie hätten auf dem nackten Boden geschlafen. Für 8'000 Franken kaufte er sich schliesslich frei, berichtet der «Blick». 

Ein weiteres Ehepaar wurde an der kambodschanisch-thailändischen Grenze verhaftet. Glück im Unglück hatte jene Frau, die schon am Check-in in Zürich abgewiesen wurde.

Honorarkonsul hat Visumanträge verfälscht

48 weitere Schweizer*innen hat der Blick ausfindig gemacht, die Thailand mit einer Einreisesperre über 99 Jahre belegt hat. 

Die aus Thailand verbannten Schweizer*innen haben über den thailändischen Honorarkonsul im österreichischen Dornbirn ihr Visum bezogen. Sie taten dies laut «Blick», um sich die Reise auf die thailändische Botschaft in Bern zu sparen.

Der inzwischen von Thailand abgesetzte Honorarkonsul wollte das Ausstellen der Visa zusätzlich beschleunigen. Deshalb setzte er für die Reisewilligen statt ihres Schweizer Wohnorts einen in Österreich ein. So hätten die Visa in Wien statt in Bern ausgestellt werden können.

Doch die thailändische Botschaft bemerkte die falschen Angaben und sanktionierte nicht nur den Honorarkonsul, sondern auch die Schweizer*innen, die mit den erschwindelten Visa unterwegs waren.

EDA interveniert, Thailand hält an Sperre fest

Besonders hart trifft der Thailand-Bann das Ehepaar Iris und Viktor G. Ihr Sohn lebe seit über 20 Jahren in Thailand, sei dort verheiratet und habe ein Kind – ihren Enkel. Zudem leidet Viktor G. an starkem Rheuma, weshalb sie seit Langem den Winter bei ihren Verwandten in Thailand verbrächten.

Wenn Thailand nicht von seiner harten Linie abrückt, werden die G.s genauso wie die weiteren Schweizer*innen nie mehr in das südostasiatische Königreich reisen können.

Der abgesetzte Honorarkonsul gibt seinen Fehler zu, äussert im «Blick» Bedauern und versucht laut Blick auch, sein Vergehen wiedergutzumachen. Er ist aber überzeugt, dass die thailändische Botschaft weiss, dass die Schweizer*innen keine Schuld an ihren gefälschten Visumanträgen haben. Er versuche, die Vertreter Thailands dazu zu bewegen, die Gesperrten von der schwarzen Liste zu nehmen. Bislang ohne Erfolg.

Das Eidgenössische Departement des Äusseren gibt bekannt, die thailändischen Behörden wiederholt gebeten zu haben, die schwarze Liste aufzuheben. Weitere Interventionen seien in den nächsten Wochen geplant, zitiert der «Blick» das EDA. 

Transparenz-Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels stand in der Oberzeile des Titels fälschlicherweise, die Betroffenen seien mit «gefälschten» Visa nach Thailand gereist. Die Redaktion hat die entsprechende Stelle angepasst und bittet um Entschuldigung.