Late Night USA«Hatten Sie Hotel-Sex? Haben Sie die Hände gewaschen? Das Paar davor auch nicht»
Von Philipp Dahm
4.5.2020
Die Coronakrise hat unser Bewusstsein für Hygiene und soziale Nähe geschärft. Dass dabei aber manchmal die Vernunft über die Klinge springt, zeigt Late-Night-Host Bill Maher – und kritisiert den neuen Keim-Wahn.
Wenn mal wieder eine Pandemie anstehe, müsse die Welt eine bessere Lösung parat haben als die, dass jeder zu Howie Mandel wird – das postuliert Bill Maher im «New Rule»-Segment seiner Sendung. Der Late-Night-Host und Namensgeber der HBO-Show «Real Time with Bill Maher» nimmt die neue gesellschaftliche Angst vor Mikroben aufs Korn – und versucht, zu relativieren.
Und auch wenn Bill Maher nun Howie Mandel als «berühmtesten Mysophoben der Welt» vorstellt, muss man den kanadischen Comedian nicht unbedingt kennen. Wichtig ist, dass der 65-jährige Mandel eine krankhafte Angst vor einer Ansteckung mit Viren oder Bakterien hat und «Social Distancing schon praktiziert hat, bevor es cool war», wie der Moderator es ausdrückt. Dass Mandels englischer Wikipedia-Eintrag eigens erwähnt, dass er als Juror einst eine TV-Kandidatin auf die Wange geküsst habe, sagt eigentlich schon alles.
Und nun heisse es «Howie Mandel hat's immer gewusst», glaubt Maher. «Nein, Howie wäre der Erste, der sagen würde, dass er eine Krankheit hat. Eine Zwangsstörung, die sein Leben versaut. Er kann keine Türklinke anfassen oder Schuhe mit Schnürsenkeln tragen, weil sie vielleicht den Boden berühren könnten. Wenn er mal auf die Toilette geht, dann um sie zu putzen.»
Mandel selbst bezeichnete seinen Zwang als Fluch, der ihm in seiner Jugend gerade in Hinblick auf sein Sozialleben viel verwehrt habe – und gedanklich habe er immer «am Rande des Todes» gestanden, gab der Glatzkopf Einblick in sein Seelenleben. «Ich habe die Sorge», schlägt Maher nun den Bogen in die Gegenwart, «dass zwei Monate Quarantäne die Leute auf eine fixe Idee gebracht haben. Die, dass der Mensch seinen seit Millionen von Jahren währenden Kampf gegen die Mikroben gewinnen kann, indem er sie komplett meidet. Und ich bin da, um Ihnen zu sagen: Das geht nicht!»
Es sei keine Option, nur mehr durch Scheiben voneinander getrennt zu essen, kein Konzert oder Sportereignis mehr zu besuchen, sagt der 64-Jährige. Wegen des Immunsystems. «Man hört Leute sagen, Covid-19 sei etwas Neues für unser Immunsystem, das nicht wisse, wie es damit umgehen soll», erläutert Maher und fährt hoch: «Bullshit, natürlich weiss es das. Der Grossteil der Leute, die das Virus hatten, hat sich davon erholt oder nicht mal etwas davon gemerkt. Was, glaubt ihr, hat das bewirkt? Das menschliche Immunsystem!»
Natürlich gebe es Menschen, deren Körperabwehr nicht mit dem Virus klarkämen – und diese gelte es besonders zu schützen. «Aber zwanghaftes Waschen, die Angst vor den eigenen Händen – das darf nicht die neue Normalität werden.» Die Neurosen eines Millionärs wie Howard Hughes seien einst bemitleidet worden, in den 70er-Jahren habe es einen Film gegeben, der John Travolta als Jugendlichen in einer Blase gezeigt habe – und heute gebe es solche Blasen zum Abschotten vor der Umwelt tatsächlich.
Late Night USA – America verstehen
50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten eine der besten Navigationshilfen: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.
«Ich sehe diese heissen neuen Dinge, die online verkauft werden, wie desinfizierende Fussmatten. Weil Covid an deinen Füssen haften kann.» Maher ruft aus: «Ja, es kann überall haften. Mikroben sind allgegenwärtig. Ihr könnt neue Räume entdecken und den Leuten Angst machen, vor der sie sich Schutz kaufen können, aber wir lösen das Problem vom falschen Ende her. Das ist ein Gesundheitsproblem. Man kann das Universum nicht desinfizieren.»
Im Waschtrog lauerten 500'000 Bakterien pro Quadratinch, an der Zahnbürste klebe Schmutz, als hätte man sein Geschäft darauf verrichtet, Keime im Make-up, im Teppich, im Bett, auf der Fernbedienung und dem Schneidebrett. «Im durchschnittlichen Kissen stecken 350'000 Bakterien-Kolonien. Sie sind mit mehr Scheisse gefüllt als der Typ, der sie verkauft.» Ein Seitenhieb gegen den «My Pillow»-Besitzer Mike Lindell, einen prominenten Trump-Supporter. «Ihr Handy enthält zehnmal mehr Bakterien als Ihr Klo, aus dem Ihr Hunde trinkt, um Sie danach abzulecken.»
Auch sein Hund liege gerade wie eine «fucking tote Fliege» in der Auffahrt, wo Autoreifen Gott weiss was abgeladen hätten. Und er habe kein Büsi, aber auch schon mal eine tote Maus vor der Tür. Er wolle nicht mit dem Finger auf seine Hunde zeigen, aber er wehre sich auch aus diesem Grund dagegen, wenn seine Vierbeiner ihm französische Küsse geben wollten.
«Was macht das Leben für einen Sinn, wenn man es nicht lebt?», endet er sein Plädoyer. «Hatten Sie schon mal Sex in einem Hotel? Haben Sie sich zuvor die Hände gewaschen? Nun, das Paar davor auch nicht. Und trotzdem leben Sie noch. Weil Ihr Immunsystem gesagt hat: ‹Ich kümmere mich drum.› Also tun Sie dieses Wochenende etwas Gutes für Ihr Immunsystem. Sie können nicht alle Pathogene fernhalten. Das wäre so albern, als wolle man Einwanderung mit einer Mauer stoppen.»
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