14 Ausländer vermisst IS bekennt sich zum Terror von Sri Lanka – Vergeltung für Christchurch

DPA/SDA/phi

23.4.2019

311 Menschen sind bei den Anschlägen von Sri Lanka gestorben – 37 von ihnen sind Ausländer. Das Attentat war offenbar ein Racheakt für den Massenmord in Christchurch in Neuseeland.

Die Anschläge in Sri Lanka waren nach ersten Erkenntnissen der Regierung als Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März gedacht. Das erklärte Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene am Dienstag im Parlament des Inselstaates.

Die Zahl der Toten stieg ihm zufolge inzwischen auf 311 – darunter sind 37 Ausländer, von denen zwei aus der Schweiz gekommen waren. Mehr als 500 Verletzte wurden nach Angaben der Polizei noch in Krankenhäusern behandelt. Unter den getöteten 37 Ausländern sind auch zwei Schweizer. 14 Ausländer werden nach Angaben des Aussenministeriums Sri Lankas noch vermisst.

IS bekennt sich: Vergeltung für Christchurch?

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat das Attentat inzwischen für sich reklamiert. «Diejenigen, die den Angriff ausgeübt haben, der vorgestern Mitglieder der US-geführten Koalition und Christen in Sri Lanka zum Ziel hatte, sind Kämpfer des Islamischen Staates», hiess es in einer am Dienstag von dem IS-Propaganda-Sprachrohr Amaq veröffentlichten Mitteilung. 

Der Attentäter, der sich am 21. April in einer Kirche in Negombo in die Luft gesprengt hat.
Der Attentäter, der sich am 21. April in einer Kirche in Negombo in die Luft gesprengt hat.
Bild: Twitter

Die Anschläge in Sri Lanka waren nach ersten Erkenntnissen der Regierung als Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März gedacht. Das erklärte Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene im Parlament des Inselstaates. 

Vieles über die Täter und ihre Hintergründe bleibt nochunklar. Einer der Attentäter war nach Angaben eines Kabinettsministers vor wenigen Monaten wegen der Beschädigung von Buddha-Statuen festgenommen worden. 42 Personen wurden in Zusammenhang mit der Attacke verhaftet: Bei neun Festgenommenen handelte es sich um Mitarbeiter einer Fabrik, die einem der anderen Täter gehörte. Mehr als 20 Häuser seien inzwischen durchsucht worden, sagte die Polizei.

Interpol unterstützt Ermittlungen

Sirisena berief ein dreiköpfiges Team ein, das die Anschlagsserie untersuchen und in zwei Wochen einen ersten Bericht vorlegen soll. Die internationale Polizeiorganisation Interpol kündigte an, Spezialisten mit Expertise in den Bereichen Tatortuntersuchung, Sprengstoff, Terrorismusbekämpfung und Opferidentifizierung zu entsenden.

Hinterbliebene trauern am 23. April in der Katuwapitiya Kirche in Colombo.
Hinterbliebene trauern am 23. April in der Katuwapitiya Kirche in Colombo.
Bild: Keystone

Die Regierung ist überzeugt, dass die Täter Hilfe aus dem Ausland gehabt haben müssen. «Wir glauben nicht, dass diese Angriffe von einer Gruppe von Menschen verübt wurden, die auf dieses Land begrenzt waren», sagte Kabinettssprecher Rajitha Senaratne. «Es gab ein internationales Netzwerk, ohne das diese Angriffe nicht gelungen wären.»

Bilder von den blutigen Anschlägen:

Nach den Worten Senaratnes gab es vor den Attacken Hinweise auf Anschlagspläne der National Thowheeth Jamaath. Ausländische Geheimdienste hätten bereits am 4. April über mögliche Selbstmordanschläge auf Kirchen und Touristenziele in Sri Lanka informiert. «Wir tragen die Verantwortung, es tut uns sehr leid», sagte Senaratne im Namen der Regierung.

Notstand ausgerufen

Der Staatspräsident Maithripala Sirisena hatte zuvor einen öffentlichen Notstand erklärt. Die zunächst nicht näher benannten Bestimmungen traten in der Nacht zum Dienstag in Kraft, der zu einem nationalen Trauertag erklärt wurde. Am Morgen wurden drei Schweigeminuten abgehalten. Zahlreiche Bestattungen waren geplant.

Sirisena habe den Notstand im Interesse der öffentlichen Sicherheit, der Wahrung der öffentlichen Ordnung und zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen erklärt, hiess es in einer Erklärung des Präsidenten. Die Sicherheitskräfte sollen seinem Büro zufolge weitreichende Befugnisse erhalten. Um das Verbreiten von Gerüchten zu unterbinden, blieb der Zugang zu sozialen Medien gesperrt.

Im Ort Negombo, wo am Ostersonntag eine Kirche angegriffen worden war, gab es eine Massenbeerdigung. In der Nacht zum Dienstag hatte erneut eine Ausgangssperre gegolten. Die meisten Opfer hatte es bei den Anschlägen in den Kirchen gegeben, als gerade Ostergottesdienste stattfanden. In dem Inselstaat sind etwa sieben Prozent der 20 Millionen Einwohner Christen. 

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