MarokkoJournalistin nach Abort in Marokko begnadigt
SDA
16.10.2019 - 23:14
Eine in Marokko wegen «illegaler Abtreibung» verurteilte Journalistin ist am Mittwoch aus dem Gefängnis entlassen worden. Nur wenige Stunden nach der Begnadigung durch König Mohammed VI. wurde sie auf freien Fuss gesetzt, wie Marokkos Justizministerium mitteilte.
Die 28-Jährige Hajar Raissouni war Ende September von einem Gericht in der Hauptstadt Rabat wegen «illegaler Abtreibung» und des Führens einer ausserehelichen Beziehung zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Der Fall hatte eine Welle von Protesten ausgelöst.
Auch Raissounis sudanesischer Verlobter und ihr Frauenarzt, die zusammen mit der Journalistin verurteilt worden waren, wurden freigelassen, wie die Behörden AFP bestätigten. Das Justizministerium erklärte, der König wolle dabei helfen, «die Zukunft der Verlobten zu bewahren, die trotz des Fehlers, den sie begangen haben, eine Familie im Einklang mit unseren religiösen und rechtlichen Vorschriften gründen wollen».
Die 28-Jährige hatte den Vorwurf, sie habe eine Abtreibung vornehmen lassen, immer bestritten. Laut eigener Aussage war sie wegen innerer Blutungen behandelt worden. Es handele sich um einen «politischen Prozess», sagte Raissouni bei ihrer Verurteilung Ende September. Die Journalistin arbeitet für eine arabischsprachige Zeitung, die bereits mehrfach mit den Behörden aneinandergeraten war.
Fall löste öffentliche Debatte aus
Der Fall hatte in Marokko eine Debatte über Persönlichkeitsrechte und die Pressefreiheit ausgelöst. Er fand auch weit über die Grenzen des Landes hinaus Beachtung: Die Organisation Reporter ohne Grenzen erklärte, der Umgang mit Raissouni sei eine «Einmischung in das Privatleben von Journalisten» mit der Absicht, sie zu verleumden.
In Marokko steht Sex ausserhalb der Ehe unter Strafe. Verboten sind ausserdem Abtreibungen, es sei denn, das Leben der Mutter ist in Gefahr. In dem nordafrikanischen Land finden Schätzungen zufolge täglich zwischen 600 und 800 illegale Abtreibungen statt. Im vergangenen Jahr wurden mehrere tausend Menschen wegen ausserehelicher Beziehungen, 170 wegen Homosexualität und 73 wegen Schwangerschaftsabbrüchen verurteilt.
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