Sturm aufs KapitolEx-Anführer rechter «Proud Boys» muss 22 Jahre in Haft
dpa
6.9.2023 - 06:09
Sturm auf das US-Kapitol: «Proud Boys» drohen lange Haftstrafen
A RECAP OF THE CAPITOL SIEGE Wegen der Erstürmung des US-Kapitols im Januar 2021 ist der frühere Chef der rechtsradikalen Gruppierung Proud Boys, Henry «Enrique» Tarrio, der «Staatsgefährdung» angeklagt worden. Ihm und weiteren Beschuldigten drohe
07.06.2022
Als Anhänger des damals amtierenden US-Präsidenten Donald Trump im Januar 2021 die Machtübergabe an Joe Biden verhindern wollten, leitete Enrique Tarrio den Angriff aus der Ferne an. Vor Gericht fleht er um Gnade – vergeblich.
06.09.2023, 06:09
06.09.2023, 06:50
dpa
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Ein weiteres führendes Mitglied der rechtsradikalen «Proud Boys» ist in den USA zu einer langen Haft verurteilt worden.
Der ehemalige Anführer der «Proud Boys» ist am Dienstag wegen seiner Beteiligung am Sturm auf das Kapitol in Washington zu 22 Jahren Haft verurteilt worden.
Enrique Tarrio war am 6. Januar 2021 zwar nicht selbst in Washington, er sei aber der Rädelsführer gewesen.
Er habe den Angriff seiner Mitstreiter auf das Kapitol mit dem Ziel angeleitet, nach der Wahlniederlage von Donald Trump die Machtübergabe an den neu gewählten Präsidenten Joe Biden zu verhindern, so die Staatsanwaltschaft.
Tarrios Strafe ist die längste, die bislang im Rahmen der juristischen Aufarbeitung des Aufstands verhängt wurde.
Im Zusammenhang mit den Vorfällen in Washington wurden mehr als 1100 Verdächtige angeklagt. Mehr als 600 von ihnen wurden bereits verurteilt.
Der ehemalige Anführer der rechtsextremen US-Gruppe «Proud Boys» ist am Dienstag wegen seiner Beteiligung am Sturm auf das Kapitol in Washington zu 22 Jahren Haft verurteilt worden. Enrique Tarrio war am 6. Januar 2021 zwar nicht selbst in Washington, er sei aber der Rädelsführer gewesen und habe den Angriff seiner Mitstreiter auf das Kapitol mit dem Ziel angeleitet, nach der Wahlniederlage von Donald Trump die Machtübergabe an den neu gewählten Präsidenten Joe Biden zu verhindern, so die Staatsanwaltschaft. Tarrios Strafe ist die längste, die bislang im Rahmen der juristischen Aufarbeitung des Aufstands verhängt wurde.
Vor der Urteilsverkündung bat Tarrio, ein 39-jähriger Mann aus Miami, um eine milde Strafe und bezeichnete den Kapitolsturm als «nationale Peinlichkeit». Er entschuldigte sich bei den Polizeibeamten, die das Kapitol verteidigt hatten, und bei den Abgeordneten, die in Angst geflohen waren. Mit stockender Stimme brachte er seine Reue darüber zum Ausdruck, seine Familie im Stich gelassen zu haben, und schwor, dass er mit der Politik fertig sei. «Bitte zeigen Sie Gnade», flehte Tarrio. «Ich bitte Sie, mir nicht meine 40er zu nehmen.» Auch Tarrios jüngere Schwester, seine Verlobte und seine Mutter baten den Richter unter Tränen, Gnade walten zu lassen. Als seine Mutter sprach, nahm Tarrio seine Brille ab und wischte sich über die Augen.
Der einst von Trump ernannte US-Bezirksrichter Timothy Kelly bescheinigte Tarrio, er sei von «revolutionärem Eifer» motiviert gewesen, eine Verschwörung anzuführen, die dazu führte, dass «200 kampfbereite Männer das Kapitol umzingelten». Der Richter wies darauf hin, dass Tarrio zuvor öffentlich keine Reue für seine Verbrechen gezeigt habe. Eine harte Strafe sei notwendig, um Nachahmer von der Ausübung politischer Gewalt abzuschrecken. «Das darf nicht wieder passieren. Es darf nicht wieder passieren», wiederholte Kelly.
Die Staatsanwaltschaft hatte 33 Jahre Haft gefordert. «Wir müssen sicherstellen, dass die Konsequenzen für jeden, der mit den Ergebnissen von 2024, 2028, 2032 oder irgendeiner zukünftigen Wahl unzufrieden sein könnte, überdeutlich sind», sagte Staatsanwalt Conor Mulroe. Der Kapitolsturm sei «ein kalkulierter terroristischer Akt» gewesen.
Tarrios Anwalt Nayib Hassan beantragte nicht mehr als 15 Jahre Gefängnis und gab nach der Anhörung bekannt, man werde gegen das Urteil in Berufung gehen. Er beschrieb seinen Mandanten als «Tastatur-Ninja», der zwar dazu neige, «Müll zu reden». Er habe aber nicht wirklich die Absicht gehabt, die Regierung zu stürzen.
Tarrio hatte zwei Tage vor dem Kapitolsturm bei einer Kundgebung in der Hauptstadt ein Transparent der Bewegung Black Lives Matter verunstaltet und war deswegen kurzzeitig verhaftet worden. Ein Richter hatte daraufhin angeordnet, dass er Washington verlassen müsse, was er tat. Der als charismatisch geltende Tarrio habe aber zwei andere Mitglieder der «Proud Boys» beauftragt, die Aktivitäten der Gruppe in seiner Abwesenheit vor Ort zu leiten, hiess es.
Im Zusammenhang mit den Vorfällen in Washington wurden mehr als 1100 Verdächtige angeklagt. Mehr als 600 von ihnen wurden bereits verurteilt.