Viele Tücken auf dem Weg zum Frieden Historischer Korea-Gipfel: So ticken Kim und Moon

AFP / AP / tsch

26.4.2018

Es ist ein Gipfel, der als historisch bezeichnet werden kann: Am morgigen Freitag treffen Südkoreas Präsident Moon Jae In und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un aufeinander. So läuft die Begegnung ab.

Moon und Kim kommen bei ihrem Gipfeltreffen am Freitag an der Demarkationslinie zwischen beiden Ländern zusammen. Moon werde Kim an den Betonblöcken treffen, welche die Grenze zwischen beiden Staaten in der entmilitarisierten Zone darstellt, teilte Moons Büro am Donnerstag mit. Wenn Kim die Linie übertritt, wird er der erste nordkoreanische Machthaber seit Kriegsende vor 65 Jahren sein, der südkoreanischen Boden betritt.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (r) und der südkoreanische Präsident Moon Jae sind in Seoul auf einem Plakat von Aktivisten zu sehen.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (r) und der südkoreanische Präsident Moon Jae sind in Seoul auf einem Plakat von Aktivisten zu sehen.
Bild: Lee Jin-Man/AP

An dem historischen Gipfeltreffen wird den Angaben aus Seoul zufolge auch Kims Schwester Kim Yo Jong teilnehmen. Auch das protokollarische Staatsoberhaupt Nordkoreas, Kim Yong Nam, wird demnach vertreten sein. Beide hatten bereits im Februar an den Olympischen Winterspielen in Südkoreateilgenommen.

Bei den Gesprächen im Grenzort Panmunjom soll es vorrangig um einen Abbau der militärischen Spannungen zwischen den Nachbarländern gehen. Ausserdem will Moon Kim davon überzeugen, sein Atomwaffenprogramm aufzugeben. Kim und Moon könnten zudem über Wege zu einem möglichen Friedensabkommen beraten. Seit dem Ende des Koreakriegs (1950-53) besteht auf der Halbinsel lediglich ein Waffenstillstand, die beiden koreanischen Staaten befinden sich offiziell noch immer im Kriegszustand.

So ticken Kim und Moon

Die Protagonisten des historischen Gipfeltreffens auf der koreanischen Halbinsel haben einiges gemeinsam - die Sprache etwa und einen ähnlichen kulturellen Hintergrund. Aber das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten: Da wäre Kim Jong Un, Machthaber Nordkoreas, der die dritte Generation einer absolut herrschenden Familiendynastie verkörpert. Ihm gegenüber steht der demokratisch gewählte südkoreanische Präsident Moon Jae In, ein Liberaler, dem es um eine Einbindung des Nordens geht. Die beiden führen Länder, deren sieben Jahrzehnte währende Trennung sich längst nicht nur an der weltweit am schwersten gesicherten Grenze festmacht.

Kim, auf Mitte 30 geschätzt, übernahm nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il Ende 2011 die Macht. Formal herrscht er in seiner Funktion als Vorsitzender der regierenden Arbeiterpartei. Zudem hat er eine ganze Reihe anderer Titel inne, etwa Vorsitzender der Kommission für Staatsangelegenheiten sowie Oberbefehlshaber der 1,2 Millionen Streitkräfte starken Volksarmee. In den Berichten der Staatsmedien wird seinem Namen stets die Würdigung als «Geschätzter Oberster Führer» vorangestellt.

In Regierungsstil und Gestus orientiert sich Kim offenbar an seinem Grossvater. Seine Frisur und seine Gebärden erinnert an Kim Il Sung, ebenso seine Neigung zu regelmässigen Ansprachen. Beobachter glauben, dass Kim Jong Un eine Nostalgie über eine Zeit heraufbeschwören will, in der es den Nordkoreanern wirtschaftlich besser ging als unter dem Vater - in dessen Ära hatte eine Hungersnot Hunderttausende Menschen dahingerafft.

Sohn nordkoreanischer Flüchtlinge

Moon, 65 Jahre alt, trat seine auf fünf Jahre beschränkte Amtszeit im Mai 2017 an. Er hatte eine Neuwahl für sich entschieden, nachdem seine konservative Vorgängerin Park Geun Hye über einen politischen Skandal gestürzt war. Moon ist ein Sohn nordkoreanischer Flüchtlinge, die nach Beginn des Korea-Krieges von 1950 bis 1953 an Bord eines US-Schiffes in den Süden flohen. 

Einst war Moon als Menschenrechtsanwalt tätig. Zudem arbeitete er früher für den Stabschef des 2009 verstorbenen Präsidenten Roh Moo Hyun, ebenfalls ein Liberaler, der 2007 den zweiten innerkoreanischen Gipfel mit Kim Jong Il abhielt. Moon betreute damals Vorbereitungen für jenes Treffen, bei dem eine Reihe von Versöhnungsprojekten in Gang gebracht wurden. Inzwischen liegen diese Initiativen auf Eis.

Einmal an der Macht, fand Moon zunächst wenig Spielraum für einen Abbau der Spannungen. Denn Kim forcierte 2017 das Tempo der Atomwaffentests. Und damit sah sich Moon gezwungen, sich den von Washington vorangetriebenen Bemühungen um drastische Sanktionen gegen den Norden anzuschliessen.

Doch in diesem Jahr änderte sich die Lage dramatisch: Kim schickte nordkoreanische Athleten zu den Olympischen Winterspielen im Süden. Und Moon gelang es, ein für Mai oder Anfang Juni geplantes Treffen zwischen dem nordkoreanischen Machthaber und US-Präsident Donald Trump zu vermitteln.

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