Der Obduktionsbericht einer kurdischen Politikerin, die bei der türkischen Syrien-Offensive ermordet wurde, lässt Schaudern – genau wie der Wunsch von Präsident Erdogan, Ankara zur Atommacht zu machen.
US-Präsident Donald Trump übernimmt den Jargon von Recep Tayyip Erdogan. Denn auch sein türkischer Amtskollege wolle, dass die Waffenruhe («oder Pause») in Nordsyrien halte. Es gebe «grosse Fortschritte» in der Region und «guten Willen» auf beiden Seiten.
Die USA hätten «das Öl gesichert» und die Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates hätten nun sogar zwei Aufpasser: Türken und Kurden. Als der US-Präsident das vor drei Tagen twitterte, bekam er sogar ein Feedback aus Ankara. Erdogan schreibt, er wolle bloss Terroristen bekämpfen – und der Region Frieden und Stabilität bringen.
Guter Wille, Frieden und Stabilität? Das tönt so anders als die Informationen aus dem Kriegsgebiet, die aus unabhängigen Quellen stammen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft Ankara Kriegsverbrechen vor: Generalsekretär Kumi Naidoo sagte, das türkische Militär sei «ausgesprochen kaltblütig», wenn es um das Leben von Zivilisten gehe, und habe «unerlaubte, tödliche Angriffe in Wohngebieten» durchgeführt.
Gemeint ist Artilleriebeschuss mit Phosphormunition, deren Einsatz durch die Genfer Konvention verboten ist. Der türkische Verteidigungsminister hatte entsprechende Vorwürfe der Kurden jedoch zurückgewiesen – und der Gegenseite vorgeworfen, selbst mit solcher Munition geschossen zu haben, um Ankara schlecht dastehen zu lassen.
Outsourcing von Kriegsverbrechen
Amnesty wiederum wirft der Türkei vor, ihre Kriegsverbrechen kurzerhand «auszulagern»: Sie lasse der Syrischen Nationalen Armee, die mit dem Militär Hand in Hand arbeitet, einfach freie Hand. Rund 30 Splittergruppen sind in dieser Armee vereint – darunter sind islamistische Bewegungen wie die von Saudi-Arabien unterstützte Armee des Iaslam (Dschaisch al-Islam), die Sultan Murad Brigade und Ahrar al-Sharqiya, die «Männer des Ostens».
Syrien-Gespräche in Genf anberaumt
Bundesrat Ignazio Cassis hat sich mit dem UNO-Sondergesandten für Syrien getroffen. Nun soll in Genf ein Verfassungsausschuss tagen. Dieser wird 150 syrische Delegierte umfassen, wie das Aussendepartement (EDA) am Montag mitteilte. Das Ende Oktober in Genf beratende Gremium hat das Mandat, einen Vorschlag für eine syrische Verfassungsreform auszuarbeiten. Cassis sicherte dem UNO-Sondergesandten Geir Pedersen die volle Unterstützung der Schweiz als Sitzstaat für diesen Schritt zu. Diese Unterstützung hatte er im September auch an einer Sitzung für Frieden in Syrien im Rahmen der UNO-Vollversammlung in New York deutlich gemacht. (sda)
Letztgenannte sollen auch für den Tod von Hevrin Khalaf verantwortlich sein. Der gepanzerte Wagen der Generalsekretärin der Zukunftspartei war am 12. Oktober in Nordsyrien gestoppt worden. Die 34-Jährige wurde aus dem Wagen gezerrt und was dann geschah, ist nun durch die Obduktion ihrer Leiche klargeworden: Die Politikerin wurde auf brutalste Weise ermordet. (Anmerkung der Redaktion: Sensible Menschen sollten den kommenden Absatz überspringen)
Erst wurde ihr gemäss Bericht mit einem stumpfen Gegenstand zwei Beinknochen gebrochen, dann wurde sie an den Haaren weggeschleift, wobei sich die Kopfhaut gelöst hat. Gestorben sei sie dann durch einen Kopfschuss aus nächster Nähe: Dass noch mehrere Kugeln ihren Rücken durchsiebten, konnte das Opfer nicht mehr spüren.
Mit «gutem Willen» Köpfe rollen lassen
Laut Amnesty zeige Videomaterial, wie Khalaf nach dem Gemetzel von ihrem Mördern als «Schwein» beschimpft werde. «Sie konnten mir nicht einmal ihren Leichnam zeigen», klagte die Mutter des Opfers laut dem kanadischen Sender CBC. «Es gab keinen Teil, der nicht von Kugeln durchlöchert war.»
Antikriegsdemonstrationen in der Schweiz
Anti-Kriegs-Demonstrationen in der Schweiz
In Luzern, Genf und Bern haben am Samstag Demonstrationen gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien stattgefunden.
Demonstration in Luzern gegen den Krieg in Nord Syrien und die Gleichgültigkeit des Westens.
Der Kundgebungszung beim Start auf Berns Grosser Schanze.
Von wegen «guter Wille»: Die angeprangerten Grausamkeiten decken sich mit den martialischen Tönen, die der Präsident höchstpersönlich von sich gibt: Demnach hat Erdogan geschworen, die «Köpfe [militanter Kurden] zu zermalmen» – und eben jener Recep Tayyip Erdogan, dessen Schergen einen Hilfskonvoi an der Einfahrt nach Rais al-Ain hinderten, will nun auch noch, dass die Türkei Atommacht wird.
«Einige Staaten haben Atomraketen», soll Erdogan laut «New York Times» im September gesagt haben. Aber der Westen bestehe darauf, «dass wir sie nicht haben können. Das kann ich nicht akzeptieren.» Egal, was der Atomwaffensperrvertrag sagt. «Die Türken sagen schon seit Jahren, dass sie dem Beispiel des Iran folgen wollen», bestätigte John Hamre vom Washingtoner Center for Strategic and International Studies.
«Neue Gebiete wieder von Kurden besiedelt»
«Aber dieses Mal ist es anders, denn Erdogan hat gerade den Abzug der USA aus der Region erreicht.» So weit wie Teheran sei Ankara noch lange nicht, aber weiter als Saudi-Arabien: Es dürften noch Jahre vergehen, bis die türkische Forschung bereit für den Bau einer Atombombe sei, glauben Experten. Es sei denn, Ankara könne diese Waffe irgendwo kaufen oder gar amerikanischer Atomsprengköpfe habhaft werden, die auf dem Nato-Stützpunkt in Incirlik lagern.
Die Türken könnten es aber auch aus eigener Kraft schaffen, denkt Olli Heinonen, ein früherer Inspektor der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien. «Sie vergrössern ihre nukleare Expertise. Das ist Stoff mit hoher Qualität.»
Donald Trump ficht das nicht an. Für ihn ist die Welt in Ordnung, könnte man annehmen, wenn man einen Tweet von gestern liest. «Neue Gebiete werden wieder von Kurden besiedelt.» So kann man die ethnische Vertreibung aus dem Grenzgebiet natürlich auch nennen.
Bilder des Tages
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
Zu zweit durch dick und dünn – und durch heiss und eiskalt: Dieses Liebespaar sprang am Valentinstag in Hamburg ins kalte Wasser.
Fasnächtliche und farbenfrohe Puppen zieren das Dorf Seelisberg im Kanton Uri über die Fasnachtstage. Die Fasnacht 2021 ist im Kanton Uri aufgrund der Corona-Ppandemie praktisch verboten, es duerfen maximal nur 5 Personen unterwegs sein, aber als einer der wenigen Kantone ist in Uri das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. (13.02.2021)
Die Pandabären-Geschwister Paule (r) und Pit (l) spielen in ihrem Gehege im Zoo Berlin im Schnee. (13.02.2021)
Halb Euroopa friert. Diese Heidschnucken in Braunschweig jedoch lassen sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken. (13.02.2021)
Sahara-Sand färbt Schnee und Himmel orange im Skigebiet Anzère in der Schweiz.
Menschen drängen sich in der Einkaufsstrasse Via del Corso in Rom nachdem die Corona-Massnahmen gelockert wurden.
Irgendwo dort versteckt sich die A7: Nahe Hannover herrscht dichtes Schneetreiben auf der Autobahn.
Eine Replik der Saffa-Schnecke fotografiert vor der Schweizer Nationalbank während einer Jubiläumsaktion organisiert von Bern Welcome, zu 50 Jahren Frauenstimm- und -wahlrecht. (06.02.2021)
Ein Porträt von Elisabeth Vischer-Alioth wartet darauf, an eine Hauswand geklebt zu werden, während der Vorbereitungen zur Ausstellung «Hommage 2021: Porträts von mutigen Frauen in der Berner Altstadt». (06.02.2021)
Abgeschirmte Speisekuppel. So geht es auch. Im israelischen Jerusalem speisen Restaurantbesucher abgeschirmt von anderen Gästen in einer Kuppel. Israel plant trotz anhaltend hoher Infektionszahlen erste Lockerungen einleiten. (06.02.2021)
Ein überfluteter Platz beim Flussufer in Saint-Ursanne. Der Fluss Doubs trat nach starken Regenfällen über die Ufer. (31.1.2021)
Während einer Demonstration gegen die Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny führen russische Polizisten einen Mann ab. (31.1.2021)
Imposante Kulisse: In Los Angeles können sich die Menschen unter anderem auf dem Parkplatz des Dodger Stadium gegen Corona impfen lassen. (31.1.2021)
Mehr als zwei Kilometer durch den eiskalten Bodensee: Der Extremschwimmer Paul Bieber hat mit seinem Versuch den deutschen Rekord im Distanz-Eisschwimmen gebrochen. Der 37-Jährige schwamm bei unter fünf Grad Wassertemperatur 2210 Meter weit. 43,03 Minuten brauchte er dafür. (30.1.2021)
Gleich zwei Mal binnen 48 Stunden gab es in Raron im Kanton Wallis infolge der Schlechtwettersituation in den letzten Tagen Felsstürze. (30.1.2021)
Vor einem pittoresken Wolkenhimmel zeigt Max Ross auf einer Slackline im Hillcrest Park im kalifornischen Fullerton sein Können. (30.1.2021)
Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11‘050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
Und dann hatte Hamburg eine Mülldeponie mehr: Im Stadtteil Norderstedt der Hansestadt türmt sich in einem Gewerbegebiet bis zu sechs Meter Müll wie Bauschutt, Teerpappe, Dämmstoffe, Asbest und anderes. Der Unternehmer, der dort bestimmte Stoffe nur zwischenlagern durfte, ist verschwunden. Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach ihm. (27.1.2021)
«Minor Canyon»: Schwere Regenfälle haben im kalifornischen Monterey County zu Schlammlawinen, Überschwemmungen und zu dieser beeindruckenden Mini-Schlucht geführt. (28.1.2021)
Gedenken: Die New Yorker Verkehrsbetriebe ehren 136 Mitarbeiter, die am Coronavirus gestorben sind, mit einer digitalen Gedenkstätte an 107 U-Bahn-Stationen – wie hier in der Moynihan Train Hall im New Yorker Stadtteil Manhattan. (29.1.2021)
Schlange an der Notaufnahme: Rettungssanitäter warten vor dem Santa Maria Krankenhaus in Lissabon, um Covid-19-Patienten zu übergeben. Portugal gehört momentan zu den Ländern mit den weltweit höchsten Neuinfektionszahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. (28.1.2021)
Feuer an der Tankstelle: Die deutsche Rastanlage Hunsrück Ost an der Autobahn A61 ist einer nur knapp einer Katastrophe entgangen, nachdem hier ein Kleintransporter beim Betanken in Vollbrand geriet. Erst die Feuerwehr konnte das Feuer löschen – zuvor hatte der Kassier allerdings richtig reagiert und per Notschalter die ganze Tankanlage ausser Betrieb genommen. (28.1.2021)
Strand ohne Leben: Ein Bademeister arbeitet am leeren Strand von Palma auf Mallorca. Derzeit gibt es Corona-bedingt kaum Touristen auf der Ferieninsel. (28.1.2021)
Da kann man auch grosse Augen machen: Auf einer österreichischen Landstrasse ist eine Waldohreule mit einem Auto zusammengestossen. Der Vogel überstand den Crash mit dem Bruch eines Flügels und wird derzeit auf einer Greifvogelstation aufgepäppelt. (28.1.2021)
Phantompatienten: An der Universität Leipzig warten Dummys mit einem Metallkopf, in den künstliche Gebisse hineingeschraubt werden können, auf Zahnmedizinstudenten. (28.1.2021)
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Auf glühenden Kohlen: Ein Mann produziert im Gaza-Streifen beim dort grössten Produzenten Holzkohle. Als bestes und teuerstes Holz für diesen Zweck gilt das von Zitrusbäumen, aber auch das von Olivenbäumen wird gerne verwendet. (26.1.2021)
Von Ruhe auf einer Parkbank kann hier nicht die Rede sein: Möwen und Tauben schwirren und fliegen um eine Frau in Tokio umher. (26.1.2021)
Schnack beim Snack: Fischer Willy Rivas scherzt im peruanischen Lima mit einem Freund beim Essen in der Fischerbucht in Chorrillos. (26.1.2021)
Banger Blick zum Horizont: Ein freiwilliger Helfer benutzt sein Walkie-Talkie, während er den Vulkan Mount Merapi während einer Eruption überwacht. Der Vulkan, der als einer der gefährlichsten der Welt gilt, ist erneut ausgebrochen und spukte mehrere Stunden glühende Asche und Gestein. (27.1.2021)
Stausee verkommt zu «fliessenden Müllhalde: Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Dickschädeltest: Stirn an Stirn messen zwei Rinder im deutschen Naturschutzgebiet Boberger Niederung ihre Kräfte. (25.1.2021)
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Opfer der Zerstörungswut: Ein Mann räumt in einem Fast-Food-Restaurant in Rotterdam auf. Die Niederlande sind erneut von sogenannten Corona-Krawallen erfasst worden. Hunderte gewaltbereite Jugendliche hatten nach Polizeiangaben in mehreren Städten randaliert und dabei auch die Polizei angegriffen. (25.1.2021)
Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Winterfest: Stammrosen sind im Rosenpark Dräger in Steinfurth, Deutschland, mit Folie kältesicher verpackt. (25.1.2021)
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