GrossbritannienLondon sagt Kiew Kampfpanzer zu – Russland verstärkt Raketenangriffe
SDA
14.1.2023 - 16:52
Grossbritannien will der Ukraine Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 zur Abwehr des russischen Angriffskriegs zur Verfügung stellen. Das sagte der britische Premierminister Rishi Sunak in einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, wie der britische Regierungssitz Downing Street am Samstag in London mitteilte.
14.01.2023, 16:52
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Das russische Militär nahm unterdessen Ziele in zahlreichen Regionen der Ukraine unter Raketenbeschuss. Nach vereinzelten Angriffen am Vormittag verstärkte Moskau den Beschuss im Laufe des Tages deutlich. Im ganzen Land gelte Luftalarm, teilten die ukrainischen Behörden mit. Neben Regionen wie Odessa im Süden, Charkiw im Osten und Lwiw (Lemberg) im Westen war einmal mehr auch die Hauptstadt Kiew betroffen.
London erhöht mit Ankündigung zu Panzerlieferung Druck auf Berlin
Die Ankündigung aus London, Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern, wurde weithin als politisches Signal an Berlin gewertet, den Widerstand gegen eine Lieferung von Leopard-Panzern aufzugeben. Wie viele Panzer London abgeben will, war zunächst unklar. Berichten zufolge soll jedoch ein Dutzend im Gespräch sein.
Der britische Nachrichtensender Sky News zitierte Regierungsinsider, wonach der Zeitpunkt gewählt worden sei, um die Ukraine bei der Vorbereitung einer Frühjahrsoffensive zu unterstützen. Der Mitteilung zufolge begrüssten Sunak und Selenskyj andere ähnliche Ankündigungen, einschliesslich des Angebots Polens, etwa 14 Leopard-Panzer zur Verfügung stellen zu wollen.
Selenskyj dankte Sunak per Kurznachrichtendienst Twitter für die Entscheidung, «die uns nicht nur auf dem Schlachtfeld stärken wird, sondern auch das richtige Signal an unsere anderen Partner senden wird». Neben Panzern versprach Sunak auch Artilleriesysteme.
In Moskau teilte die Sprecherin des Aussenministeriums, Maria Sacharowa, mit, dass wegen der Fortsetzung eines «antirussischen Kurses» Londons weitere Regierungsmitglieder, Vertreter der Sicherheitsstrukturen und Medien auf die bestehende russische Sanktionsliste gesetzt worden seien. Die bereits im April angelegte Liste wurde demnach um 36 Namen ergänzt, darunter Aussenminister James Cleverly und Generalstabschef Patrick Sanders.
Morawiecki will in Berlin über Kampfpanzer für die Ukraine sprechen
Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki kündigte an, Panzerlieferungen bei einem Besuch in Berlin am Montag zu thematisieren. Er werde mit Vertretern mehrerer Parteien darüber sprechen, sagte Morawiecki am Samstag dem Radiosender Rmf.fm. Polens Ministerpräsident nimmt am Montag an einer Festmatinee der CDU/CSU-Bundestagsfraktion teil. Anlass ist ein Jubiläum von Wolfgang Schäuble: Der CDU-Politiker ist seit 50 Jahren Mitglied im Bundestag.
Auf die Frage, ob er glaube, dass er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) überzeugen könne, Leopard-Kampfpanzer der Ukraine zu überlassen, sagte Morawiecki: «Keine Ahnung.» Er gehe auch nicht davon aus, dass eine solche Entscheidung in den kommenden Tagen getroffen werde. Morawiecki betonte erneut, Polen habe bereits beschlossen, die Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern.
Panzer gelten als wichtig für die Rückeroberung besetzter Gebiete. Bislang erhielt die Ukraine aber nur Kampfpanzer aus sowjetischer Produktion, die im Bestand osteuropäischer Nato-Länder waren.
Die Ukraine fordert seit langem die Lieferung des deutschen Leopard 2, der den russischen Panzern technisch überlegen ist. Die Bundesregierung lehnt diesen Schritt bislang aber unter dem Verweis ab, andere Verbündete hätten auch keine modernen Kampfpanzer an die Ukraine abgegeben. Dahinter stand auch die Befürchtung, die Nato könne in den Krieg in der Ukraine hineingezogen werden. Die Zustimmung Berlins ist jedoch nicht nur bei einer Lieferung aus Deutschland notwendig, sondern in der Regel auch bei den Beständen anderer Staaten.
Insgesamt ist der Leopard 2 ein sehr viel weiter verbreiteter Panzer als der britische Challenger 2. Ausser Grossbritannien hat ihn bislang nur der Golfstaat Oman im Bestand. Das macht ihn angesichts möglicher Lieferanten und der Verfügbarkeit von Munition und Ersatzteilen weniger attraktiv für Kiew als den Leopard, den weltweit insgesamt 20 Länder nutzen.
Kiew beklagt russische Raketenangriffe auf zivile Ziele
Angesichts der russischen Raketenangriffe rief das Präsidentenbüro in Kiew die Menschen am Samstag auf, Schutz zu suchen. Die Präsidialverwaltung veröffentliche ein Foto von einem schwer zerstörten Wohnhaus in Dnipro. Demnach wurden dort unter den Trümmern Menschen vermutet. Der Leiter des Präsidialamts in Kiew, Andrij Jermak, zeigte sich entsetzt: «Russen sind Terroristen, die bestraft werden für alles. Alle ohne Ausnahme.» Er sagte, dass die Flugabwehr und Luftstreitkräfte ihre Arbeit erledigten. «Wir werden zurückschlagen», betonte er.
Behörden berichteten auch von neuen gezielten Angriffen auf die Energie-Infrastruktur. Vielerorts kam es zu Stromausfällen, die Menschen sassen im Dunkeln. Es waren die ersten Angriffe dieser Art seit dem Jahreswechsel.
Zuvor hatten die ukrainischen Luftstreitkräfte vor möglichen neuen Angriffen gewarnt. Demnach waren zahlreiche Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95 tagsüber in der Luft. Im Schwarzen Meer hatten zudem russische Kriegsschiffe Stellung bezogen, von denen ebenfalls immer wieder Raketen abgefeuert werden.
Bereits am Morgen gingen nach Angaben des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko Raketentrümmer in der Hauptstadt nieder. Ein Brand in einem unbewohnten Gebäude wurde gelöscht. Am Nachmittag berichteten Medien von einer Rauchwolke am Hauptbahnhof der Millionenmetropole.
Syriens neuer Interimsregierungschef Mohammed al-Baschir hat vor zu grossen Hoffnungen auf eine rasche Besserung der allgemeinen Lage im Land gewarnt. In den Kassen gebe es nur syrische Pfund, die wenig oder nichts wert seien, sagte er in einem Interview mit einer italienischen Zeitung. Finanziell gehe es dem Land sehr schlecht. Dessen ungeachtet versprach Baschir, Millionen ins Ausland geflüchteter Syrer in die Heimat zurückzuholen.
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