Coronavirus – Schweiz Maskenfreies Leben kommt in der Schweiz langsam an

lt, sda

17.2.2022 - 14:15

Am ersten Tag nach der Abschaffung der Maskenpflicht hat sich die Schweiz vorsichtig an die neuen Freiheiten herangetastet. Nicht allen fällt die Umstellung leicht, und vor allem für die vulnerablen Gruppen ist sie mit grossem Unbehagen verbunden.

lt, sda

Von Zürich über Bern und Lausanne bis nach Genf: Zwei Jahre Pandemie haben bei den Schweizerinnen und Schweizer Spuren hinterlassen. Vor allem in den Bahnhöfen war am Donnerstagmorgen noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren, wie Augenscheine von Reporterinnen und Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zeigten.

Kann die Maske schon auf der Rolltreppe weg? Wie sieht es auf dem Busperron aus? Im Hauptbahnhof Zürich auf jeden Fall ergab sich ein klares Bild. Je höher die Etage, desto weniger Masken: So stiegen in den unterirdischen Bahnhöfen die Pendlerinnen und Pendler – wie vorgeschrieben – noch fast durchwegs mit korrekt getragenen Hygienemasken vor Mund und Nase aus.

Auch auf der Rolltreppe behielt sie die grosse Mehrheit an. Doch schon im Shoppinggeschoss schien etwa die Hälfte der Umhereilenden oder Herumstehenden maskenlos unterwegs zu sein. «Komisch, so plötzlich wieder ohne», meinte ein Mann zu einer Verkäuferin und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. «Jetzt muss ich mich wieder häufiger rasieren.»

Disziplin in Zug und Tram

In den Berner Zügen, Trams und Bussen bewiesen die Fahrgäste trotz der Lockerungsschritte am frühen Morgen Disziplin. Personen ohne Maske waren keine unterwegs. Und auch auf den Perrons in Bahnhöfen und an Haltestellen trug eine Mehrheit Masken.

Auch im Bahnhof und an der Metrostation in Lausanne konnten weiterhin zahlreiche Passagiere mit Masken beobachtet werden: Sie wollten lieber noch ein bisschen vorsichtig bleiben, sagte einige von ihnen.

Erleichterte Brillenträger

In den Cafés und Restaurants hingegen genossen die Kundinnen und Kunden die neuen Freiheiten: Insbesondere Brillenträger zeigten sich erleichtert, dass ihre Gläser durch das Maskentragen nicht mehr ständig beschlagen und geputzt werden müssen. Nun habe er sein «Recht auf Kondensation» halt verloren, scherzte ein Gast in einem Café in Bern.

In Genf waren viele Geschäfte noch nicht auf die Lockerungen vorbereitet und liessen die roten Massnahmen-Plakate hängen. In den Tea-Rooms hingegen waren die Masken verschwunden. Die Angestellten waren froh, dass sie jetzt nicht mehr die Zertifikate der Kundinnen kontrollieren mussten.

Endlich können wir wieder frei atmen, sagte auch ein Sandwich-Verkäufer in Lausanne. Und eine Ladenangestellte freute sich mit einem grossen Lächeln, dass sie nun endlich die Gesichter der Kundinnen wieder sehen konnte. Trotzdem respektiere sie diejenigen, die weiterhin eine Maske tragen wollten, sagte sie.

Auch im Kunstmuseum Basel war vorerst noch eine gewisse Zögerlichkeit im Umgang mit der neuen maskenlosen Freiheit zu spüren: Einige Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland trugen sie noch in den Sammlungsräumen, wenn auch zum Teil schon unter dem Kinn.

Schutzbedürftige machen sich Sorgen

Dass die Pandemie mit der Aufhebung der Maskenpflicht nicht einfach so zu Ende ist, spüren im Moment vor allem die vulnerablen Bevölkerungsschichten: Ältere, Immunsupprimierte und Kinder unter fünf Jahren. Auf diese Gruppen müsse man den Blick nun richten, sagte Virologin Isabella Eckerle im SRF-Tagesgespräch.

Hätte man auf diese Menschen Rücksicht nehmen wollen, dann hätten man die Maskenpflicht beibehalten sollen. «Low Cost, high Gain» wäre das gewesen – also eine etwas lästige Massnahme, die niemanden gross beeinträchtigt hätte, mit der aber die Risikogruppen «sehr sehr gut» geschützt worden wären.

Stephanie de Borba von der Krebsliga sagte am Morgen auf SRF, sie hätten sich eine schrittweise Aufhebung der Massnahmen gewünscht. Denn Krebsbetroffene könnten auch nach drei Impfdosen kaum Antikörper aufbauen.

Dadurch seien sie einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt und trügen das Risiko für einen schwereren Verlauf. Sie müssten sich nun selber gut schützen, aber nur wenn sich auch das Umfeld solidarisch verhalte, sei das Ansteckungsrisiko deutlich geringer.