Grenze zu Mexiko Melania Trump reist noch einmal an die Grenze zu Mexiko

AP

28.6.2018

«Es ist mir echt egal, und euch?» («I really don't care, do u?»): Melania Trump beim Besuch von Mirantenfamilien vor rund einer Woche.
«Es ist mir echt egal, und euch?» («I really don't care, do u?»): Melania Trump beim Besuch von Mirantenfamilien vor rund einer Woche.
Keystone

First Lady Melania Trump wird sich noch einmal vor Ort ein Bild von der Situation der Migrantenfamilien an der Südgrenze der USA machen. Sie wollte am Donnerstag Einwanderungszentren besuchen, in denen Migranten untergebracht wurden, die beim Eintritt in die USA an der Grenze zu Mexiko gestoppt wurden. Details zur Reise der Gattin von US-Präsident Donald Trump liess ihre Sprecherin zunächst offen.

Die First Lady war vor rund einer Woche in die texanische Grenzstadt McAllen gereist, um mit Behördenvertretern über den Umgang mit den festgesetzten Migrantenfamilien zu sprechen. In einer Einrichtung traf sie auch einige der Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden. Überschattet hatte die Reise eine Jacke, die sie anhatte: Auf ihr war der Schriftzug «Es ist mir echt egal, und euch?» («I really don't care, do u?») zu lesen, was für einige Diskussionen gesorgt hatte.

Mehr als 2300 Kinder sind in den vergangenen Wochen von ihren Eltern getrennt worden. Präsident Trump unterzeichnete Mitte vergangener Woche eine Anordnung, die die Familientrennungen beenden soll. Wie bereits voneinander getrennte Eltern und Kinder wieder zusammengeführt werden sollen, klärte diese Anordnung aber nicht. Ein US-Richter ordnete am Dienstag an, dass die Grenzschutzbehörden sie innerhalb von 30 Tagen wieder zusammenbringen müssten.

Melania Trump besucht Kinder-Aufnahmezentrum

Migranten in den USA warten weiter auf Zusammenführung mit Kindern

Gegen die umstrittenen Familientrennungen an der mexikanischen Grenze hat der US-Präsident zwar eine Anordnung erlassen. Für viele Betroffene ist die Lage aber noch immer verzweifelt. Eltern werden nicht einmal über den Aufenthaltsort ihrer Kinder informiert.

Sie kamen aus Honduras, Guatemala oder El Salvador. Sie flüchteten vor Gewalt oder hofften schlicht auf ein besseres Leben. Was ihnen bei der Einreise in die USA dann aber angetan wurde, hätten sie nie für möglich gehalten. Wegen der «Null-Toleranz»-Politik von Präsident Donald Trump nahmen die amerikanischen Behörden ihnen die eigenen Kinder weg. Zum Teil wissen die Mütter und Väter bis heute nicht, wo sie sind.

Migranten-Familie in der texanischen Grenzstadt McAllen.
Migranten-Familie in der texanischen Grenzstadt McAllen.
Keystone

Einige der Eltern wurden inzwischen immerhin aus der Haft entlassen. Fünf von ihnen erzählten Anfang der Woche auf einer Pressekonferenz im texanischen El Paso ihre Geschichten. Bis auf Weiteres sind sie bei einer örtlichen Hilfsorganisation untergekommen. Während sie darauf warten, dass ihre Asylanträge bearbeitet werden, müssen sie elektronische Fussfesseln tragen. Aus Angst vor einer direkten Abschiebung wollten sie alle nur ihre Vornamen nennen.

Iris reiste gemeinsam mit ihrem sechsjährigen Sohn illegal in die USA ein. Als den beiden bei der Festnahme am 15. Juni klar wurde, dass man sie trennen würde, klammerten sie sich zunächst fest aneinander. Die 40-jährige Honduranerin bat inständig darum, dass man sie stattdessen gemeinsam des Landes verweisen möge. Doch die Beamten gingen nicht darauf ein - dafür sei es nun zu spät, hiess es. Am Ende musste die Mutter ihren eigenen Jungen überreden, sich von ihr zu lösen.

Inzwischen habe sie erfahren, dass ihr Sohn wohl irgendwo im US-Staat Arizona gelandet sei, nachdem ein Sozialarbeiter sich mit einem Verwandten in Verbindung gesetzt habe, sagt Iris. Sobald sie Genaueres wisse, werde sie El Paso verlassen. «Wenn ich mich abends schlafen lege, fange ich sofort an, von meinem Sohn zu träumen», betont die alleinerziehende Frau.

Miriam wurde noch vor Sonnenaufgang von Grenzbeamten aufgegriffen. Ihr vierjähriger Sohn schlief zu dem Zeitpunkt noch tief und fest. Man habe sie glauben lassen, dass sie und ihr Kind nach der Festnahme zusammen bleiben würden, sagt die Frau aus Guatemala. Wenn sie gewusst hätte, dass man sie trennen würde, wäre sie nach eigenen Angaben nie in die USA gekommen.

Der Junge, den die Mutter als winzig und schüchtern beschreibt, wurde in ein Auffanglager in New York gebracht. Ein Kontakt war bisher nicht möglich. Am Telefon sei ihr gesagt worden, dass ihr Sohn wütend sei und deswegen nicht mit ihr reden wolle, berichtet die Migrantin. «Er glaubt, dass du ihn im Stich gelassen hast», habe es geheissen. Miriam hofft trotz allem, dass sie in den USA bleiben darf. Wann sie ihren Sohn wiedersehen kann, ist aber noch vollkommen unklar.

Christian war 17 Tage von Honduras bis zur Grenze zwischen Mexiko und den USA unterwegs. Als er die Grenze gemeinsam mit seiner fünfjährigen Tochter illegal übertrat, wurde er festgenommen. «Sie haben gesagt, ich habe gegen die Gesetze der Vereinigten Staaten verstossen», berichtet der 23 Jahre alte Landarbeiter. Vergeblich habe er darum gebeten, seine Tochter ins Gefängnis mitnehmen zu dürfen. Dank der Hilfe eines örtlichen Beamten habe er schliesslich herausgefunden, dass das Mädchen in einer Einrichtung in Chicago gelandet sei. Vor einer Woche habe er sogar mit ihr sprechen können.

Melvin und sein 17-jähriger Sohn hatten zunächst an einem offiziellen Grenzübergang in El Paso um Asyl gebeten. Nachdem sie dort aber abgewiesen worden waren, versuchten sie eines Nachts aus lauter Verzweiflung, die Grenze stattdessen illegal zu überqueren. Die Honduraner fürchteten sich, da sie Gerüchte gehört hatten, denen zufolge auf mexikanischer Seite, in der Stadt Ciudad Juárez, kriminelle Banden Migranten einsperren und nur gegen Lösegeld wieder freilassen würden. Auf amerikanischer Seite wurden sie dann schnell von den Behörden erwischt und voneinander getrennt. Melvin sagt, er wisse bis heute nicht, wo sein Sohn hingebracht worden sei.

Mario ringt mit den Tränen, als er von seiner Tochter erzählt. Am Montag sei sie zehn Jahre alt geworden, sagt er - und er habe nicht einmal gewusst, wo sie sich an ihrem Geburtstag aufgehalten habe. Auch Mario stammt aus Honduras. Festgenommen wurde er am 25. Mai an einem Grenzzaun. Für Informationen über sein Kind gaben die US-Behörden ihm nach seinen Angaben lediglich eine Telefonnummer. Bisher habe er auf diesem Wege aber noch keine Auskunft bekommen, sagt der 32-Jährige. «Seit sie mir meine Tochter weggenommen haben, habe ich nichts mehr gehört.»

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