Mehr als zwei Jahre nach dem Mord an der regierungskritischen Journalistin Daphne Caruana Galizia auf Malta ist Anklage gegen einen möglichen Hintermann erhoben worden. Dem Unternehmer Yorgen Fenech wurde am Samstag Mittäterschaft an dem Mord vorgeworfen.
Bei der Anklageerhebung am Samstagabend in Valletta befanden sich auch der Ehemann der Ermordeten, ihre drei Söhne sowie ihre Eltern und Schwestern im Gerichtssaal. Caruana Galizia, die regelmässig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte in Malta berichtet hatte, war am 16. Oktober 2017 bei einem Bombenanschlag auf ihr Auto getötet worden.
Der 38-jährige Fenech wurde nach dem Gerichtstermin wieder in Untersuchungshaft genommen. Das Gericht ordnete zudem an, sein Vermögen einzufrieren.
Fenech hatte angeboten, Informationen zu dem Mordfall zu liefern und im Gegenzug Straffreiheit gefordert. Dies war ihm verwehrt worden. Fenech ist Direktor eines Konsortiums, das 2013 von der Regierung den Auftrag erhalten hatte, ein Gaskraftwerk zu bauen.
Auf der Flucht mit Jacht festgenommen
2018 kam heraus, dass ihm auch eine geheime Offshore-Gesellschaft namens «17 Black» gehörte. Caruana Galizia hatte Monate vor ihrem Tod über «17 Black» geschrieben.
Fenech war vergangene Woche auf seiner Jacht vor der Küste Maltas festgenommen worden, als er versuchte, von der Mittelmeerinsel zu flüchten.
Caruana Galizias Familie hält Fenech für einen der Auftraggeber des Mordes. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen hat er im Polizeiverhör aber Muscats langjährigen Büroleiter Keith Schembri beschuldigt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Schembri wurde unmittelbar nach seinem Rücktritt am Dienstag festgenommen. Am Donnerstagabend liess die Polizei ihn überraschend wieder frei.
Gegen drei Männer, die den Anschlag auf die 53-jährige Journalistin ausgeführt haben sollen, laufen Mordermittlungen. Sie sollen den Sprengsatz gebaut und gezündet haben. Jedoch war bislang immer noch unklar, wer hinter dem Auftragsmord steckt.
Premierminister vor Rücktritt
In dem Fall steht auch die Regierung von Premierminister Joseph Muscat extrem unter Druck. Nach Angaben seiner Partei will er im Januar zurücktreten.
Wütende Demonstranten waren in der vergangenen Woche wiederholt gegen die Regierung auf die Strasse gegangen und hatten den Rücktritt des Premierministers gefordert. Sie werfen der Führung ihres Landes Korruption vor und verlangen Gerechtigkeit für Caruana Galizia.
Vor dem Hintergrund der Mordermittlungen war auch Muscats Stabschef Keith Schembri von seinem Posten zurückgetreten. Er und der frühere Energie- und Tourismusminister Konrad Mizzi waren von Caruana Galizia bezichtigt worden, Schmiergelder von Fenech angenommen zu haben. Alle beteuern ihre Unschuld.
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