«Will niemandem Angst machen»Moskau warnt Rumänien wegen «anti-russischer» Nato-Basis
Philipp Dahm
21.3.2024
Rumänien baut einen Nato-Stützpunkt mit 2,7 Milliarden Dollar aus: Der Mihail-Kogălniceanu-Militärflugplatz soll doppelt so gross werden wie die Ramstein Air Base in Deutschland. Das macht Russland nervös.
Philipp Dahm
21.03.2024, 21:14
21.03.2024, 21:17
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Rumänien investiert 2,7 Milliarden Dollar in den 57. Militärflugplatz «Mihail Kogălniceanu».
Für 10'000 Nato-Soldaten und ihre Familien soll auf einem 2800 Hektar grossen Gelände eine eigene Kleinstadt entstehen.
Strom und Strassen im Fokus: Die erste Phase der Arbeiten hat begonnen.
Russische Politiker drohen Rumänien nun, die Basis sei bei einem Angriff eines der ersten Ziele – mit Folgen für «Familien und Kinder» von Zivilisten.
Der Ausbau der Basis wurde schon 2019 beschlossen.
Der 57. Militärflugplatz der Rumänischen Luftwaffe mit Namen «Mihail Kogălniceanu» wurde 1955 gebaut – also mitten im Kalten Krieg. Doch während dort einst Mi-23- und Mig-29-Jets einen Einmarsch des Westens verhindern sollten, werden nun 2,7 Milliarden Dollar in die Hand genommen, um einen der grössten Nato-Stützpunkte in Europa zu bauen.
Russland warnt Rumänien jetzt deswegen: Der Bau sei eine «Bedrohung für Bukarest», sagt Andrej Klimow: «Wenn die Rumänen es mögen, ist es natürlich ihre Sache», wird der Vizepräsident des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Russischen Föderationsrates zitiert. «Aber der Nato-Selbstmord-Klub zieht gewöhnliche Zivilisten in solche Abenteuer, die sehr übel für ihre Familien und Kinder ausgehen können.»
Je grösser so eine «anti-russische» Basis sei und je «näher sie an Russlands Grenzen liegt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie eines der ersten Ziele für Vergeltungsschläge ist». Rumänien werde dadurch keine Vorteile haben. «Es wird nur mehr Drohungen geben. Das ist eine Tatsache.»
Und weiter heisst es:
«Ich will niemandem Angst machen. Ich überlege nur.»
Andrej Klimow
Senator des Russischen Föderationsrates
2800 Hektar grosser Stützpunkt
Konstantin Gavrilov nennt den Ausbau des Stützpunktes eine Fortsetzung der «Erosion der Sicherheit in der Schwarzmeer-Region», während es dort früher noch «ein ganzes Spektrum vertrauensbildender Mechanismen zwischen den Anrainerstaaten» gegeben habe, klagt der Leiter der russischen OSZE-Delegation. Gavrilov kritisiert die Einmischung des «aggressiven Nato-Blocks» und drohte mit Gegenmassnahmen.
How new NATO base in Romania motivates Russia to win Ukraine conflict
"This [base] certainly poses a serious challenge to Russia's security and the activities of the Russian Armed Forces in the Black Sea region," Leonid Reshetnikov, a retired lieutenant general of Russia's… pic.twitter.com/EWcNv5pWKU
Der Gegenwind aus Moskau kommt ein wenig spät – und zudem hat die Politik den Ausbau selbst forciert: Wegen der Annexion der Krim 2014 hat Bukarest bereits 2019 beschlossen, den Stützpunkt nach dem Vorbild der US-Air-Force-Basis Ramstein in Deutschland auszubauen. Im Januar 2020 wurde die Enteignung von 1400 Immobilien-Eigentümern genehmigt, um Platz für das Mega-Projekt zu schaffen.
Der 57. Militärflugplatz bei der Stadt Konstanza teilt sich bisher das Gelände mit einem internationalen Flughafen, doch nun werden zwei neue Pisten gebaut. Hinzu kommen auf 2800 Hektar ein neuer Tower, Rollwege, Waffen-Plattformen, diverse Hangar-Anlagen, Simulatoren, Treibstoff- und Munitionsdepots. Neun Jahre sind für den Bau veranschlagt.
Eigene Kleinstadt für Nato-Truppen
Für 10'000 Nato-Soldaten und ihre Familien soll zudem wie in Ramstein eine eigene Kleinstadt hochgezogen werden – inklusive Kindergärten, Schulen, Geschäften, Kino und Spital. Zunächst soll die Infrastruktur der Basis erweitert werden: Den Auftakt machen der Ausbau des Strassen- und Stromnetzes.
Die Arbeiten haben begonnen, weiss «Euronews»: «Der Stützpunkt Mihail Kogălniceanu wird zur wichtigsten dauerhaften NATO-Militärstruktur in unmittelbarer Nähe des Konflikts in der Südukraine werden», wird Analyst Dorin Popescu zitiert.
Bereits jetzt sind 5000 Soldaten aus Nato-Staaten in Rumänien stationiert. Darunter sind 2400 Amerikaner der 101st Airborne Division und weiteres Personal aus Frankreich, Polen und Spanien.