Iran-Proteste Zweiter Demonstrant ist  hingerichtet worden

dpa/dor

12.12.2022 - 06:41

Iran: Erstmals seit Protesten Demonstrant hingerichtet

Iran: Erstmals seit Protesten Demonstrant hingerichtet

Iran: Erstmals seit Protesten Demonstrant hingerichtet.

10.12.2022

Im Iran ist nach Angaben der Staatsmedien ein zweiter Demonstrant im Zuge der systemkritischen Proteste hingerichtet worden. Dem Mann war die Tötung zweier Sicherheitskräfte vorgeworfen worden – die Anklage lautete auf «Krieg gegen Gott».

DPA, dpa/dor

Der Iran hat die Hinrichtung eines zweiten vor dem Hintergrund der landesweiten Proteste Festgenommenen bekanntgegeben. Das dem Justizwesen unterstellte Nachrichtenportal Misan identifizierte den getöteten Mann am Montag als Madschidresa Rahnaward. Er war dafür verurteilt worden, am 17. November angeblich zwei Angehörige der Sicherheitskräfte in Mesched, der Hauptstadt der Provinz Chorassan, erstochen und vier weitere verletzt zu haben.

Das Staatsfernsehen verbreitete Videoaufnahmen, die angeblich zeigen, wie Rahnaward einen Mann ersticht und dann wegrennt. Der Misan-Bericht identifizierte die Toten als «studentische» Basidsch, paramilitärische Freiwillige unter dem Kommando der iranischen Revolutionsgarden, die in grösseren Städten eingesetzt wurden und dort Demonstranten angriffen und festnahmen – in vielen Fällen mit Gegenwehr.

Der Bericht nannte kein Motiv für den angeblichen Angriff. Rahnaward sei bei dem Versuch festgenommen worden, ins Ausland zu fliehen, hiess es.

Vielfach kritisierte Tribunale

Die erste Hinrichtung eines im Zusammenhang mit den aktuellen Protesten Festgenommenen hatte es am Donnerstag gegeben. Die Proteste hatten sich am Tod der 22-jährigen Mahsa Amini am 16. September, nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei, entzündet. Sie haben sich zu einer der grössten Herausforderungen für die iranische Theokratie seit der Islamischen Revolution 1979 entwickelt.

Misan berichtete, Rahnaward sei im Revolutionären Gericht von Mesched verurteilt worden. Die Tribunale sind international vielfach kritisiert worden, weil sie Angeklagten nicht die Möglichkeit einräumen, selbst Anwälte auszuwählen oder die gegen sie vorgebrachten Beweise zu sehen. Rahnaward war unter dem Vorwurf «Moharabeh» – Krieg gegen Gott – veruteilt worden. Darauf steht die Todesstrafe.

Aktivisten warnen, dass weitere Hinrichtungen folgen könnten. Bislang seien mindestens ein Dutzend Menschen wegen ihrer Beteiligung an den Demonstrationen hinter verschlossenen Türen zum Tode verurteilt worden. Mindestens 488 Menschen wurden seit Beginn der Demonstrationen nach Angaben iranischer Menschenrechtsaktivisten getötet. Weitere 18'200 Menschen wurden festgenommen.