Auf Bitten Kiews hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg eine Sitzung des Nato-Ukraine-Rats einberufen.
28.08.2024, 04:26
SDA
Bei dem Treffen heute wird es nach Angaben von Bündnissprecherin Farah Dakhlallah um die Lage auf dem Schlachtfeld und die wichtigsten militärischen Bedürfnisse des von Russland angegriffenen Landes gehen. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow soll per Videokonferenz zugeschaltet werden.
Als Hintergrund des Treffens nannte die Nato-Sprecherin die jüngsten schweren Angriffswellen Russlands auf ukrainische Infrastruktur und Zivilisten. Der Nato-Ukraine-Rat war zum ersten Mal im vergangenen Jahr beim Nato-Gipfel in Litauen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs zusammengekommen. Das neue Gremium wurde für den Austausch in Krisensituationen geschaffen.
Russland hat die Ukraine in den vergangenen Nächten mit schweren Luftangriffen überzogen. Dabei wurden nach ersten Überblicken der ukrainischen Behörden mindestens vier Menschen getötet – zwei Menschen durch einen Raketentreffer auf ein Hotel in Krywyj Rih und zwei weitere durch Drohnenangriffe auf Saporischschja. Auch in der Nacht zum Mittwoch gab es in vielen Regionen der Ukraine Luftalarm, vor allem im Osten des Landes und auf der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb auf X: «Wir werden unzweifelhaft Russland auf diese und alle anderen Attacken antworten.»
Berichte: Brände in russischen Öldepots
In der Nacht kam es im russischen Gebiet Rostow nach Explosionen zu mehreren Bränden in Öllagern, wie russische und ukrainische Medien berichteten. Der Gouverneur des an die Ukraine grenzenden Gebiets, Wassili Golubew, berichtete auf seinem Telegram-Kanal, es seien vier feindliche Drohnen abgeschossen worden. Es gebe keine Verletzten. Zu möglichen Schäden äusserte er sich zunächst nicht. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen.
Weiter schwere Kämpfe in der Ostukraine
Russische Truppen setzten unterdessen ihre Sturmangriffe rund um den Donbass in der Ostukraine fort. Bei Torezk tobten schwere Kämpfe in der Umgebung der Siedlung Nju Jork (New York), wie der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht mitteilte. Neun Angriffe seien abgeschlagen worden. Bei Pokrowsk wurden 25 russische Angriffe registriert. Auch diese Attacken seien abgewehrt worden, hiess es. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Die Lage dort sei «bei Weitem nicht einfach», sagte Selenskyj. «Sie sind 100.000, wir sind 100.000», beschrieb er die Kräfteverhältnisse. Den russischen Soldaten bleibe keine Wahl, als weiter anzugreifen. «Denn wenn sie sich zurückziehen, werden sie erschossen, von der russischen Armee.»
Auch bei Tschassiw Jar dauerte der blutige Schlagabtausch russischer Angreifer und ukrainischer Verteidiger an. «Früher erlebten wir täglich zwischen 10 und 20 Angriffe russischer Sturmtruppen», sagte Oleh Kalaschnikow, Pressesprecher der dort eingesetzten ukrainischen Brigade. «Jetzt ist es etwas weniger geworden, aber die Intensität hat sich gesteigert.» Tschassiw Jar sei inzwischen ein einziger Trümmerhaufen.
Der frühere Kommandeur der US-Truppen in Europa, General Ben Hodges, sah in dem langsamen Vorrücken der russischen Truppen von Awdijiwka nach Pokrowsk keine besondere Gefahr für die Ukraine. Russland habe das 50 Kilometer entfernte Awdijiwka im Februar eingenommen und sei erst jetzt, knapp sechs Monate später, in die Nähe von Pokrowsk gekommen. «Und das bei fast 1.000 Toten pro Tag», sagte Hodges der ukrainischen Agentur RBK. «Das sind nicht gerade die schnellen Schläge von Marschall Schukow.» Georgi Schukow hatte im Zweiten Weltkrieg die Rote Armee zu Erfolgen in den Schlachten um Moskau, Stalingrad und Berlin geführt.
Der russische Generalstab sei sicherlich entschlossen, sich auf seine Offensive in Richtung Pokrowsk und Torezk zu konzentrieren. «Sie könnten das tun, was ihre Grossväter vor 80 Jahren taten, nämlich einige Durchbrüche in anderen Teilen der Front zulassen und darauf warten, später zuzuschlagen», sagte Hodges. «Aber ich glaube nicht, dass sie die Kompetenz oder die Mittel ihrer Grossväter haben, und viele der besten sowjetischen Soldaten waren natürlich Ukrainer.»
Medwedew: Müssen neue Gebiete Russlands schützen
Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew zufolge muss die russische Armee die von ihr eroberten und inzwischen von Moskau annektierten Gebiete der Ukraine schützen. «Wir haben alle Möglichkeiten, diese Ziele zu erreichen», sagte der Vize-Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrats. Mit den «neuen Regionen der Russischen Föderation» meinte er die Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk. Russland hat diese vier Regionen sowie die Halbinsel Krim inzwischen annektiert und betrachtet sie als Staatsgebiet.
Die meisten Ziele der Spezialoperation, wie Moskau den Angriffskrieg gegen die Ukraine offiziell nennt, seien erreicht. «Und jetzt gibt es etwas andere Ziele, die auch reale Konsequenzen vor Ort haben», betonte Medwedew bei einer Parteiveranstaltung in Moskau. «Wir haben vier neue Subjekte der Föderation, das ist gut für unser Land, denn es ist unser Land.» Doch diese Regionen müssten verteidigt werden. Unklar war, ob Medwedew damit weitere Gebietseroberungen andeutete, um eventuell Pufferzonen rund um die annektierten Gebiete zu errichten.
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«Deswegen haben wir hier noch einmal zusätzliche Mittel mobilisiert, die helfen, die Energieversorgung hier jetzt wieder aufzubauen»
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