Team bestätigt Tod von Kremlgegner «Wir fordern, dass Nawalnys Körper umgehend der Familie übergeben wird»

sda

17.2.2024 - 12:18

Mit Blumen und Bildern gedenken Menschen vor der russischen Botschaft in Berlin dem Oppositionspolitiker Alexej Nawalny. (Foto: Fabian Sommer/dpa)
Mit Blumen und Bildern gedenken Menschen vor der russischen Botschaft in Berlin dem Oppositionspolitiker Alexej Nawalny. (Foto: Fabian Sommer/dpa)
Keystone

Alexej Nawalnys Team hat den Tod des Kremlgegners bestätigt, wie seine Sprecherin Kira Jarmysch am Samstag bei X mitteilte. Dies unter Berufung auf Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja.

17.2.2024 - 12:18

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  • Der Tod von Alexej Nawalny wurde von seinem Team bestätigt.
  • Das teilte seine Sprecherin Kira Jarmysch am Samstag unter Berufung auf seine Mutter mit.
  • «Wir fordern, dass der Körper von Alexej Nawalny der Familie umgehend übergeben wird», sagte seine Sprecherin.
  • Die Umstände seines Todes sind weiter unklar.

Das Team des Kremlgegners Alexej Nawalny hat dessen Tod bestätigt. Das teilte seine Sprecherin Kira Jarmysch am Samstag bei X unter Berufung auf Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja mit. Sie war in das Straflager im Norden Russlands gereist und habe dort die Todesnachricht erhalten.

Der Tod des 47-Jährigen soll demnach am 16. Februar um 14.17 Uhr Ortszeit (10.17 Uhr MEZ) eingetreten sein. Zuvor hatte bereits der russische Strafvollzug über Nawalnys Tod informiert, der seit 2021 inhaftiert war.

Umstände des Todes weiterhin unklar

Ein Mitarbeiter des Straflagers jenseits des Polarkreises habe mitgeteilt, dass sich Nawalnys Leichnam in der Stadt Salechard zur Untersuchung befinde, teilte Jarmysch weiter mit. Demnach konnte die Mutter die Leiche zunächst nicht identifizieren. Die Stadt liegt rund 50 Kilometer vom Straflager entfernt.

Mitarbeiter des staatlichen Ermittlungskomitees hätten die Leiche abgeholt, teilte Jarmysch weiter mit. «Wir fordern, dass der Körper von Alexej Nawalny der Familie umgehend übergeben wird», sagte seine Sprecherin. Die Umstände des Todes sind weiter unklar.

Nawalnys Team schrieb auf Telegram, als dessen Mutter und dessen Anwalt die dortige Leichenhalle aufgesucht hätten, sei diese geschlossen gewesen. Dem Anwalt sei am Telefon mitgeteilt worden, dass Nawalny nicht dort sei. Der Anwalt von Nawalnys Antikorruptionsstiftung, Iwan Schdanow, schrieb auf X, Gefängnisbeamte hätten der Mutter und einem Anwalt am Samstag nur gesagt, die Todesursache sei «plötzlicher Tod».

Der nach vielen Tagen in immer wieder angesetzter Einzelhaft körperlich geschwächte Nawalny war nach russischen Behördenangaben am Freitag bei einem Hofgang im Straflager bei eisigen Temperaturen zusammengebrochen. Wiederbelebungsversuche waren nach Angaben des Strafvollzugs erfolglos.

Mehr als 100 Festnahmen 

Menschenrechtler werfen dem russischen Machtapparat Mord vor. Auch die Mitarbeiter des prominenten Anti-Korruptionskämpfers gingen davon aus, dass Nawalny gezielt getötet wurde.

Nach dem Tod Nawalnys trauern die Menschen in Russland trotz Festnahmen und Drucks der Behörden weiter um den Oppositionellen. Es gab auch am Samstag zahlreiche Festnahmen etwa in Moskau und in St. Petersburg. Medien in vielen Teilen Russlands berichteten, dass trotz Räumungsaktionen und Festnahmen weiter frische Blumen niedergelegt, Kerzen angezündet und Bilder zur Erinnerung an Nawalny aufgestellt wurden.

Nach Informationen von Menschenrechtlern gab es landesweit mehr als 100 Festnahmen. Das Internetportal «ovd.info» berichtete am Samstagmorgen, dass seit Freitag allein in St. Petersburg mehr als 60 Menschen festgenommen worden seien. Festnahmen gab es demnach in zehn Städten, darunter auch in Moskau, Brjansk und Krasnodar. 

«Wie gross doch selbst die Angst des Machtapparates vor einem Toten ist, wenn sogar das Ablegen von Blumen zu seinem Andenken als Verbrechen angesehen wird», schrieb der russische Friedensnobelpreisträger und Gründer der kremlkritischen Zeitung «Nowaja Gaseta», Dmitri Muratow, am Samstag im Nachrichtenkanal Telegram.

Hoffnung auf eine Zukunft nach der Diktatur

Nawalny habe als weltweit anerkannter russischer Oppositionsführer die Hoffnung auf eine Zukunft nach der Diktatur verkörpert, schrieb der Experte Alexander Baunow für die Denkfabrik Carnegie am Samstag. Auch im Straflager sei der Politiker für den Kreml ein Ärgernis geblieben. «Doch zeugt das Streben selbst, eine solche Reizfigur loszuwerden, auch davon, dass das Regime nicht so von sich und seiner Zukunft überzeugt ist, wie es selbst gern erscheinen mag.»

Russlands Machtapparat geht immer wieder mit Gewalt gegen Andersdenkende vor. Proteste werden in dem Land schon seit Jahren nicht erlaubt.

sda