Schulmassaker in TexasDer Ablauf der Bluttat bringt die Polizei in Erklärungsnot
dpa/amo
27.5.2022 - 11:19
Texas: Trauer um die Opfer des Schulmassakers
Nachdem ein 18-Jähriger an einer Grundschule in Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrer erschossen hat, wird Kritik am Verhalten der Polizei laut.
27.05.2022
Was genau passierte in den 90 Minuten zwischen der Ankunft des 18-jährigen Angreifers an der Schule in Uvalde und dessen Tötung durch die Polizei? Diese Frage wühlt die Eltern der getöteten Kinder auf.
DPA, dpa/amo
27.05.2022, 11:19
dpa
Nach dem Schusswaffenmassaker an 19 Schulkindern und zwei Lehrkräften bringen neue Details zum Tatverlauf die Polizei in Erklärungsnot. Der Regionaldirektor der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit räumte ein, dass der Todesschütze sich mehr als eine Stunde in der Robb Elementary School aufgehalten habe, ehe Beamte der Grenzschutzpolizei ein Klassenzimmer gestürmt und ihn getötet hätten. Eltern der toten Kinder warfen der Polizei deshalb vor, zu langsam agiert zu haben.
Victor Escalon, der Regionaldirektor der Sicherheitsbehörde, wollte vor Reportern zunächst nicht auf Nachfragen eingehen, warum die Beamten den 18-jährigen Angreifer nicht früher hatten stoppen können. Stattdessen sagte Escalon, dass zu einem späteren Zeitpunkt weitere Informationen folgen würden.
Widersprüchliche Angaben seitens Polizei zum Tathergang
Seit dem Amoklauf mit 21 Todesopfern in Uvalde hat die Polizei viele widersprüchliche Angaben zum Hergang gemacht. Am Donnerstag luden Verantwortliche zu einer Pressekonferenz ein, um Einzelheiten zum zeitlichen Ablauf der Tat zu nennen.
Am Dienstag sei Salvador R. um 11.28 Uhr (Ortszeit) mit einem Kleinlastwagen in einen Graben hinter der Grundschule gekracht und mit Gewehr im Anschlag hinausgesprungen, sagte Escalon. Nachdem er den Unfall gebaut habe, habe R. auf zwei Menschen gefeuert, die gerade aus einem Bestattungsinstitut in der Nähe gekommen seien.
Gegen 11.40 Uhr habe der Täter die Schule ungehindert durch eine offenbar unverschlossene Tür betreten können. Eigentlich wird die Einrichtung von einem Sicherheitsbeamten des Schulbezirks bewacht, der an jenem Tag nicht in der Schule war, wie Escalon sagte. In vorangegangenen Mitteilungen hatte es geheissen, dass der Beamte R. vor dem Gebäude gestellt habe.
Die ersten Polizisten trafen laut Escalon zwölf Minuten nach dem Unfall von R. an der Schule ein. Erst vier Minuten nach ihrer Ankunft gingen sie demnach hinein, um dem Schützen nachzustellen. Im Gebäude seien sie durch dessen Schüsse zurückgetrieben worden und in Deckung gegangen, sagte er.
Ein Ende fand die Krisenlage, als Einsatzteams der Grenzschutzpolizei Border Patrol etwa eine Stunde später, also um 12.45 Uhr, die Schule stürmten, wie Travis Considine, der Sprecher der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit, sagte. Es kam zu einem Feuergefecht mit dem Amokläufer, der sich in einem Unterrichtsraum für Viertklässler verschanzt hatte.
Einige Minuten später, um 12.58 Uhr, kam der Polizeifunkspruch mit der Information, dass R. tot und der Alptraum vorbei sei. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Beamten Verstärkung, Experten für Verhandlungen mit Geiselnehmern und taktische Teams angefordert und währenddessen Schüler und Lehrkräfte evakuiert, sagte Escalon.
«Geht rein! Geht rein!»
Schon kurz nach Beginn des Amoklaufs forderten frustrierte Passanten laut Augenzeugenberichten die Sicherheitskräfte auf, die Schule zu stürmen. «Geht rein! Geht rein!» hätten Frauen Beamten zugerufen, sagte der 24-jährige Juan Carranza, der das Geschehen von der anderen Strassenseite beobachtete. Die Sicherheitskräfte hätten früher ins Gebäude eindringen sollen. «Sie waren mehrere. Er war nur einer.»
Unverständnis äusserte auch Javier Cazares, dessen Tochter Jacklyn bei dem Massaker getötet wurde. Er sei zur Schule gerannt, während der Amoklauf im Gange gewesen sei. Dort angekommen, habe er zwei Beamte vor der Schule gesehen. Fünf weitere hätten Schüler aus dem Gebäude eskortiert. Doch seien 15 oder 20 Minuten bis zum Eintreffen von Beamten vergangen, die Schilde und andere Ausrüstung gehabt hätten, um sich dem Angreifer entgegenzustellen.
Cazares sagte, es seien immer mehr Eltern zur Schule gekommen. Er und andere hätten die Polizisten angefleht, etwas zu unternehmen. «Viele von uns stritten mit der Polizei und sagten: «Ihr müsst alle da reingehen. Ihr müsst alle eure Jobs machen». Deren Antwort war: «Wir können unsere Jobs nicht machen, weil ihr euch einmischt», sagte Cazares. Er widersprach der Darstellung der Polizei, dass die Beamten in die Schule gerannt seien. «Wir haben das nicht gesehen.»
Der Chef der Border Patrol, Raul Ortiz, machte keine Angaben zum zeitlichen Ablauf des Einsatzes, betonte aber, dass seine Beamten bei ihrer Ankunft an der Schule nicht gezögert hätten. Eine Gewährsperson aus Ermittlerkreisen sagte indes, dass die Agenten der Border Patrol im Gebäude Probleme gehabt hätten, ins Klassenzimmer einzudringen. Schliesslich hätten sie ein Mitglied des Schulpersonals bitten müssen, die Tür per Schlüssel zu öffnen. Ein anderer Sprecher der Behörde für öffentliche Sicherheit, Christopher Olivarez, sagte dem Sender CNN, dass Ermittler prüften, ob das Klassenzimmer tatsächlich verschlossen oder verbarrikadiert war.
Viele weitere Einzelheiten des Angriffs auf die Schule waren weiter unklar. Vorstrafen oder eine psychische Erkrankung des Täters seien nicht bekannt, erklärten die Behörden.
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