Rishi Sunak Ein Thronfolger, der sich mit Boris Johnson anlegte

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21.7.2022 - 00:00

Der Sohn indischer Einwanderer hat eine Aufsteigerkarriere hingelegt. Die Konkurrenz stellt ihn als abgehobenen Steuerpolitiker dar.

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Rishi Sunak hat als Schatzkanzler eine so brillante Figur abgegeben, dass viele ihn für den natürlichen Nachfolger Boris Johnsons als Premierminister hielten.

Doch vor gut zwei Wochen warf Sunak seinem durch Skandale irrlichternden Chef den Kabinettsposten vor die Füsse und kritisierte Johnsons moralische Standards. Zwei Tage später musste der Premier seinen Rückzug ankündigen.

Vom Erbe zum Königsmörder

Im Kampf um die Nachfolge hat es Sunak zwar problemlos bis in die Stichwahl gegen Aussenministerin Liz Truss geschafft. Doch viele Parteimitglieder der Konservativen halten ihn für einen Wendehals, der sich vom rechtmässigen Erben Johnsons in einen Königsmörder verwandelt hat.

Sunak kam 1980 als Sohn indischer Eltern zur Welt, die aus Ostafrika stammten. Sein Vater war Arzt, seine Mutter arbeitete als Apothekerin. Sohn Rishi erzählte, seine Eltern hätten gespart, um ihn an teuere Privatschulen schicken zu können. Der Sohn ging aufs Winchester College, eines der schicksten und teuersten Internate Grossbritanniens, wo er sich unter die Elite des Landes mischte. Anschliessend studierte Sunak in Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaft und legte einen Masterabschluss in Stanford ab.

Im Rennen um die Nachfolge von Boris Johnson gilt Ex-Finanzminister Rishi Sunak als heisser Kadidat.
Im Rennen um die Nachfolge von Boris Johnson gilt Ex-Finanzminister Rishi Sunak als heisser Kadidat.
Stefan Rousseau/PA/dpa

«Dishy Rishi» etabliert eine Marke

Bei der Arbeit für die Investmentbank Goldman Sachs in den USA lernte Sunak seine Frau Akshata Murty kennen, mit der er zwei Töchter hat. Zurück in England sicherte er sich die Kandidatur in der Tory-Hochburg Richmond und wurde 2015 ins Parlament gewählt. Nach mehreren untergeordneten Kabinettsposten ernannte ihn Johnson Anfang 2020 zum Schatzkanzler.

Unmittelbar danach schlug die Corona-Pandemie zu. Sunak führte ein Kurzarbeitergeld ein, mit dem die Regierung die Löhne von Millionen Angestellten bezahlte, die sonst entlassen worden wären. Der Schatzkanzler avancierte zum «Dishy Rishi» – zum feschen Rishi und dem beliebtesten Kabinettsmitglied. Einen Ruf, den er mit gefälligen Botschaften in den sozialen Medien aufpolierte, die seine eigene Marke mehr betonten als die der Regierung.

Auch Sunak feierte mit

Doch Sunaks Image litt mit der Zeit. Der Öffentlichkeit fiel auf, dass er mit einer Milliardärstochter verheiratet ist, die in Grossbritannien keine Steuern für ihr Einkommen aus dem Ausland zahlt. Das ist legal, sah aber nicht gut aus, weil Sunak gerade Millionen Briten die Steuern erhöhte. Dann bekam er wie Johnson von der Polizei einen Strafbefehl, weil er während des Lockdowns an verbotenen Feten von Regierungsmitgliedern teilgenommen hatte. Seine Entschuldigung: Er sei da nur versehentlich hingeraten und nicht lang geblieben.

Von allen Kandidatinnen und Kandidaten für die Johnson-Nachfolge hat Sunak den professionellsten Eindruck hinterlassen, angefangen von einem cleveren Video bis hin zu einer Schar von Helfern, die um Unterstützung werben. Er präsentiert sich als Mann erwachsener Entscheidungen und der finanzpolitischen Nüchternheit und nennt die Steuersenkungspläne der innerparteilichen Konkurrenz waghalsig. Er dagegen werde die Inflation in den Griff bekommen.

Thatcher als Vorbild

In der Unterhausfraktion der Tories kam das gut an. Sunak hatte dort in allen Wahlgängen die meisten Stimmen. Jetzt aber muss er die einfachen Parteimitglieder für sich gewinnen. Sunak nennt wiederholt Margaret Thatcher als sein politisches Vorbild. Seine Konkurrenten bezeichnen ihn dagegen als linken Steuer- und Ausgabenpolitiker.

Inzwischen haben sie auch eine Fernsehdokumentation von 2001 ausgegraben, in der der damals 21-jährige Sunak damit prahlte, mit Aristokraten und Leuten aus der Oberklasse befreundet zu sein. Leute aus der Arbeiterschicht seien nicht darunter.

Sollte Sunak es schaffen, wäre er der jüngste Premier seit mehr als 200 Jahren und der erste mit südasiatischen Wurzeln in der Geschichte des Vereinigten Königreichs.