Platzt der Trump-Gipfel doch noch? Warum schweigen Nordkoreas Medien?

Von Eric Talmadge, AP

12.3.2018

Kommt es nun zum historischen Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong Un - oder wird doch nichts daraus? Seit der spektakulären Ankündigung hält sich Pjöngjang merwürdig bedeckt.

Die Kunde liess eine geopolitische Schockwelle um die Welt rollen: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump planen ein historisches Gipfeltreffen. Doch seit der spektakulären Ankündigung haben die Nordkoreaner nichts mehr von sich hören lassen. Die kürzlich noch so mitteilungsfreudigen Staatsmedien sind mit einem Mal verstummt.

Und auch Regierungsvertreter in Seoul melden, dass Pjöngjang sie derzeit über die nächsten Schritte im Dunkeln lasse. «Mit Blick auf das Gipfeltreffen zwischen Nordkorea und den USA hat es bisher noch keine offizielle Antwort der nordkoreanischen Führung gegeben», sagte der Sprecher des Ministeriums für Wiedervereinigung, Baik Tae Hyun, am Montag. «Daher nehmen wir an, dass Nordkorea die Angelegenheit behutsam angeht, da es Zeit braucht, seinen Standpunkt vorzubereiten.»

Die Staatsmedien schweigen

Tatsächlich ist es nicht unüblich, dass sich nordkoreanische Medien bei der Verbreitung von Nachrichten Zeit lassen. Weil alle Zeitungen, Radio- und Fernsehsender sowie die amtliche Nachrichtenagentur vom Staatsapparat gesteuert werden, sind sie auf Linie getrimmt - ohne Ausnahme. Und mitunter dauere es eine Weile, bis klar sei, was die Botschaft sein solle, meinte Baik.

Möglich ist aber auch, dass sich die Führung in Pjöngjang zurückhält, weil sie befürchtet, dass aus Kims geplantem Treffen mit Trump am Ende doch nichts wird. Dies wäre der eigenen Bevölkerung dann schwer zu vermitteln.
Wie auch immer - klar ist: Bisher weiss die Welt nur von Südkorea, dass Nordkorea dem US-Präsidenten im Gegenzug für einen Stopp von Raketen- und Atomtests ein Gesprächsangebot unterbreitet habe.

Im Parteisprachrohr «Rodong Sinmun», der wichtigsten Zeitung Nordkoreas, fanden sich bis Montag nur einige dürre Absätze über einen Besuch einer ranghohen südkoreanischen Delegation in Pjöngjang vergangene Woche. Eine Erwähnung irgendwelcher Gipfelpläne, geschweige denn Vorbedingungen oder eine Erklärung, ob Kim ernsthaft über eine Abkehr von seinen Nuklearbomben nachdenkt? Fehlanzeige.

Skepsis an Nordkoreas Absichten wächst

Immerhin: Auch wenn den Blattmachern von «Rodong Sinmun» der hohe Besuch aus Südkorea nur etwas mehr als eine kurze Meldung wert war - ein gewisses Gewicht hatte das Treffen in Pjöngjang durchaus. Denn es führte zur Vereinbarung, dass Kim und der südkoreanische Präsident Moon Jae In für April eine Zusammenkunft anpeilen wollen. Dieselben südkoreanischen Gesandten trugen wiederum die Botschaft von Kims Bereitschaft zu einem Treffen mit Trump nach Washington.

Sogleich soll der US-Präsident eingeschlagen haben. Spätestens im Mai wollen die beiden dem Vernehmen nach zusammenkommen. Dass eine Bestätigung aus Pjöngjang bisher ausbleibt, lässt nun jedoch Skepsis wachsen, ob Seoul und Washington Kims Absichten auch korrekt wiedergegeben haben.

Das Schweigen der Führung Nordkoreas verwundert umso mehr, wenn man an deren lautstarke diplomatische Vorstösse rund um die Olympischen Winterspiele denkt. Sie lösten das Tauwetter auf der koreanischen Halbinsel überhaupt erst aus.

2018 soll «historisches Jahr» werden

In seiner Neujahrsansprache hatte Kim eine erste Salve seiner neuen Charmeoffensive abgefeuert: Er wünsche dem Süden Erfolg bei der Ausrichtung der Winterspiele in Pyeongchang. Und für Koreaner auf beiden Seiten der entmilitarisierten Zone werde 2018 ein historisches Jahr sein, versprach Nordkoreas Machthaber in der Ansprache, die traditionell als Plattform für die Ankündigung von wichtigen politischen Vorhaben gilt.

Tagelang stand der Norden wenig später bei den Olympischen Winterspielen mit einer kameratauglichen Delegation von Cheerleadern und Popsängerinnen im Rampenlicht. Der Höhepunkt war der Besuch von Kims jüngerer Schwester Kim Yo Jong, die zeitgleich mit US-Vizepräsident Mike Pence in Pyeongchang aufschlug.

Fotos mit dem Konterfei von Kim Yo Jong und Südkoreas Präsident Moon landeten auf den Zeitungstitelseiten im Norden. Kein einziges Wort verloren die Medien über die Leistung der nordkoreanischen Athleten. Ihr bestes Ergebnis erzielten sie im Eiskunstpaarlauf - Platz 13.

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