Vorwürfe gegen Gruppe Wagner Russische Söldner sollen in Mali an Massaker beteiligt sein

tjnj

4.11.2022

Russische Wagner-Söldner auf einem undatierten Bild des französischen Militärs im nördlichen Mali. (Archiv)
Russische Wagner-Söldner auf einem undatierten Bild des französischen Militärs im nördlichen Mali. (Archiv)
Bild: AP

Die russische Söldnergruppe Wagner soll in Mali Zivilisten in einem Dorf getötet haben. Die Verbindungen der Gruppe, der Kriegsverbrechen auch in Syrien und der Ukraine nachgesagt werden, reichen bis zu Putin selbst.

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4.11.2022

Manche nennen sie «Putins Schattenarmee»: Offiziell ist die Gruppe Wagner ein privates Militärunternehmen, ihre engen Verbindungen zum Kreml sind aber längst kein Geheimnis mehr. Nun soll die Söldnertruppe an einem Massaker in der Region Mopti in Mali beteiligt gewesen sein.

Wie der «Guardian» berichtet, wurde das Massaker gegenüber der französischen Presseagentur AFP durch mehrere Amtsträger in der Region bestätigt. Laut einem Lokalpolitiker drang das malische Militär zusammen mit einer Gruppe «weisser Soldaten» gewaltsam in das Dorf Guelledjé ein. «Es gab Schüsse und Verhaftungen. Mindestens 13 Menschen wurden getötet.»

Russischer Einfluss in Afrika wächst

Ein Anwohner sagte der Agentur, das Dorf sei attackiert worden, weil «die Armee und die weissen Soldaten von Wagner es für eine islamistische Hochburg» halten würden. Bereits im Mai war bekannt geworden, dass die Söldner an Militäroperationen malischer Regierungstruppen beteiligt gewesen waren, bei denen zwischen Januar und April 456 Zivilisten getötet worden sein sollen.

Die Gruppe Wagner ist seit vergangenem Jahr in Mali aktiv, wo sie den Regierungstruppen bei der Bekämpfung radikaler Islamisten helfen soll. Aus Protest gegen das brutale Vorgehen der Miliz beendete Frankreich seinen Anti-Terror-Einsatz in dem Land.

Als übergeordnetes Ziel der afrikanischen Einsätze der Gruppe, die unter anderem auch in Libyen und der Zentralafrikanischen Republik operiert, gilt eine Verringerung des westlichen Einflusses auf dem Kontinent.

Vom Gefängnis an die Front

Der paramilitärischen Organisation werden ausserdem Kriegsverbrechen in Syrien und der Ukraine vorgeworfen, wo sie am Massaker in Butscha beteiligt gewesen sein sollen. Die meisten Wagner-Söldner haben zuvor im russischen Militär gedient.

Von strafrechtlichen Verfolgungen von Mitgliedern der Gruppe hat Russland bislang stets abgesehen. Stattdessen wirbt die paramilitärische Organisation verurteilte Häftlinge an, denen für sechs Monate Dienst an der Front eine Begnadigung versprochen wird.

So einflussreich wie Regierungsmitglieder

Laut dem russischen Dissidenten Michail Chodorkowski lässt sich der Einfluss, den die Anführer der Gruppe Wagner im Kreml ausüben, inzwischen mit den führenden Regierungsmitgliedern wie Aussenminister Sergei Lawrow und Verteidigungsminister Sergei Schoigu vergleichen.

Im September hatte der Putin-nahe Unternehmer Jewgeni Prigoschin zugegeben, die Gruppe 2014 gegründet zu haben, um sie in den ukrainischen Donbass zu entsenden. Prigoschin, so Chodorkowski gegenüber dem britischen Komitee für auswärtige Angelegenheiten, habe den gleichen Zugang zum russischen Präsidenten wie dessen offizielle Minister.

Ein Wandgemälde in Belgrad mit der Aufschrift «Gruppe Wagner – Russische Ritter». Der Söldnergruppe, die dem Kreml sehr nahesteht, werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen nachgesagt.
Ein Wandgemälde in Belgrad mit der Aufschrift «Gruppe Wagner – Russische Ritter». Der Söldnergruppe, die dem Kreml sehr nahesteht, werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen nachgesagt.
Bild: AP Photo / Darko Vojinovic / Keystone

So habe Prigoschin auch hinter der Ernennung General Sergei Surowikins zum neuen Kommandeur der russischen Streitkräfte in der Ukraine gestanden, um mit ihm weiterhin nahe zusammenzuarbeiten.

«Sie sind Terroristen und Mörder»

Prigoschin gilt auch als Mittelsmann zwischen der Miliz und dem Kreml. Als militärischer Kopf hingegen gilt der ehemalige Soldat und Neonazi Dmitri Utkin, der sich einst in Anspielung auf Adolf Hitlers Lieblingskomponisten Richard Wagner den Kampfnamen «Wagner» gegeben hatte.

Laut Chodorkowski nutzt Moskau Söldnertruppen, um die Verantwortung für deren Taten bestreiten und aussenpolitische Ziele illegal umsetzen zu können. «Sie sind Terroristen und Mörder», so der im Londoner Exil lebende Geschäftsmann und Oppositionelle.

Prigoschin hingegen bezeichnet die Söldner als «Helden», die «das syrische Volk, andere Völker in arabischen Ländern, die Benachteiligten in Afrika und Lateinamerika» verteidigt hätten: «Sie sind zu einer Säule unseres Vaterlandes geworden.» Bemühungen, die Aktivitäten der Gruppe nicht mit den Interessen Russlands zu verbinden, scheinen endgültig der Vergangenheit anzugehören.