Nach der Rücktrittsankündigung des libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri hat Saudi-Arabien seine Bürger aufgefordert, das Land am Mittelmeer schnellstmöglich zu verlassen. Genauere Gründe wurden nicht genannt.
Saudiarabische Bürger sollten "angesichts der Lage" so schnell wie möglich ausreisen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Donnerstag unter Berufung auf das Aussenministerium in Riad.
Hariri hatte am Wochenende von Saudi-Arabien aus völlig überraschend seinen Rücktritt als Regierungschef des Libanons angekündigt. Der im Libanon einflussreichen Schiitenmiliz Hisbollah sowie deren Schutzmacht Iran warf er dabei vor, in der Region Unruhe zu schüren.
Im Machtkampf im Libanon suchen beide Seiten offenbar internationalen Beistand. Hariri traf sich am Donnerstag seinem Büro zufolge in Saudi-Arabien mit dem französischen Botschafter.
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron beschloss zudem überraschend, sein Reiseprogramm im Mittleren Osten zu ändern und noch am Donnerstagabend nach Saudi-Arabien zu reisen. Dort werde er Kronprinz Mohammed treffen, kündigte er via Twitter an. Macron hielt sich zu einem schon länger angekündigten Besuch in Dubai auf.
In den Tagen zuvor habe er bereits Kontakt zu diplomatischen Vertretern der Europäischen Union, Grossbritanniens und der USA aufgenommen. "Wir werden mit anderen Staaten zusammenarbeiten, um ihn nach Beirut zurückzuholen", sagte die Person, die anonym bleiben wollte. Aber auch die Regierung im Libanon setzt einem hochrangigen Vertreter zufolge auf Hilfe aus dem Ausland.
Hariri unter Hausarrest?
Mit dem überraschend erklärten Rücktritt löste Hariri eine Regierungskrise in seinem Land aus. Die Regierung geht Insidern davon aus, dass Hariri in Riad unter Hausarrest steht und von Saudi-Arabien zum Rücktritt gedrängt wurde. Präsident Michel Aoun akzeptierte Hariris Entscheidung nicht und fordert seine Rückkehr.
Saudi-Arabien und Hariris Partei dementierten Berichte, er werde festgehalten. Hariri selbst äusserte sich nicht dazu, flog Anfang der Woche aber für einen Tag in die Vereinigten Arabischen Emirate und kehrte anschliessend nach Saudi-Arabien zurück.
Die Regierungskrise im Libanon rückte das Land auch in den Fokus der Spannungen zwischen Saudi-Arabien und seinem Erzfeind Iran. Saudi-Arabien versteht sich als Schutzmacht der Sunniten, der Iran als die der Schiiten.
Er fürchte um sein Leben, begründete Hariri seinen Schritt. Er warf dem Iran und der mit ihm verbündeten Hisbollah vor, Zwietracht in der Region zu schüren. Die Hisbollah ist im Libanon an der Regierung beteiligt. Auch Aoun steht ihr nahe.
Das politische System des Landes ist eine fragile Balance zwischen den verschiedenen Religionsgruppen. Immer wieder gibt es Sorgen, in dem Land könnte ein neuer blutiger Konflikt ausbrechen. Bereits zwischen 1975 und 1990 tobte dort ein Bürgerkrieg. 2006 kam es zu einem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah.
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