Verschollener Doppelbürger Schweiz will im Fall Jaccard an neue Informationen kommen

SDA/uri

11.11.2021 - 11:38

Alexei Jaccard wurde vor 44 Jahren letztmals in Buenos Aires, Argentinein, gesehen. (Archiv)
Alexei Jaccard wurde vor 44 Jahren letztmals in Buenos Aires, Argentinein, gesehen. (Archiv)
Bild: Keystone

Vor mehr als 40 Jahren verschwand der chilenisch-schweizerische Doppelbürger Alexei Jaccard im argentinischen Buenos Aires. Nun könnte wieder Bewegung in den Fall kommen: Das EDA will an Dokumente aus der Zeit der argentinischen Militärdiktatur gelangen. 

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44 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden des chilenisch-schweizerischen Doppelbürgers Alexei Jaccard in Argentinien könnte der Fall womöglich neu aufgerollt werden. Der Bund versucht nach eigenen Angaben, zu Informationen über das Verschwinden zu kommen.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) prüfe derzeit die Möglichkeit, mit Argentinien einen Mechanismus für den Austausch von Dokumenten über die während der argentinischen Militärdiktatur begangenen Menschenrechtsverletzungen einzurichten. «Dies könnte auch zu neuen Informationen über das Verschwinden von Alexei Jaccard führen.»

Das heisst es in einer am Donnerstag veröffentlichten Antwort des Bundesrats auf eine schriftliche Anfrage von Nationalrätin Stefania Prezioso Batou (Grüne/GE). Sie hatte sich nach jahrelangem Schweigen über den Fall erkundigt, welche Massnahmen der Bundesrat heute ergreife, um die Täter des Verbrechens an Jaccard vor Gericht zu bringen.

Ungeklärte Rolle von Pinochet

1977 verschwand der Student Jaccard in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Wegen seiner Zugehörigkeit zur kommunistischen Jugendbewegung war er während der Herrschaft Pinochets zweimal festgenommen worden. 1974 kam er zum Studium nach Genf. Am 15. Mai 1977 reiste er zurück nach Buenos Aires, wo er am folgenden Tag zum letzten Mal gesehen wurde.

Seine Angehörigen beschuldigten argentinische Behörden und den chilenischen Geheimdienst, ihn verschleppt zu haben. Jaccards Ehefrau reichte in Genf Klage gegen den chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet ein, den sie für das Verschwinden ihres Mannes verantwortlich machte. Ein Auslieferungsgesuch der Schweiz für den in Grossbritannien festgehaltenen Pinochet war bis zu dessen Tod Ende 2006 gültig.

Nach Angaben der chilenischen «Wahrheits- und Versöhnungskommission» tragen Mitglieder der argentinischen Bundespolizei und des chilenischen Geheimdienstes die Verantwortung für das Verschwinden Jaccards. Unter dem Strich bleibt das Verschwinden Jaccards mysteriös.