Attentat auf TrumpChefin des Secret Service räumt Versagen ein – Hinweise ignoriert
sda/tgab
22.7.2024 - 22:37
Attentat auf Trump: Chefin des Secret Service räumt Versagen ein
Führten Fehler des Secret Service dazu, dass das Attentat auf Donald Trump möglich wurde? Kimberly Cheatle, die Chefin der Behörde, muss sich nun Fragen von US-Kongressabgeordneten stellen – und räumt ein Versagen des Dienstes ein.
22.07.2024
Secret-Service-Direktorin Kimberly Cheatle legt Wert auf den Unterschied zwischen verdächtig und bedrohlich. Mit ihrem Auftritt bringt sie Abgeordnete beider Parteien in Rage.
DPA, sda/tgab
22.07.2024, 22:37
dpa
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Die Secret-Service-Chefin Kimberly Cheatle sprach am Montag bei einer Befragung im US-Kongress vom grössten Versagen ihrer Behörde bei einem Einsatz seit Jahrzehnten.
Mitarbeitende der Behörde wurden mehrfach auf eine verdächtige Person bei der Wahlkampfkundgebung der Republikaner in Pennsylvania hingewiesen.
Dennoch wurden keine ausreichenden Vorsichtsmassnahmen ergriffen, sodass ein Schütze auf Trump schiessen konnte. Trump wurde am Ohr verletzt, ein Zuschauer getötet.
Der Secret Service ist vor dem versuchten Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump mehrfach auf eine verdächtige Person bei der Wahlkampfkundgebung in Pennsylvania hingewiesen worden. Die Personenschützer Trumps hätten «zwischen zwei- und fünfmal» solche Hinweise erhalten, sagte Secret-Service-Direktorin Kimberly Cheatle am Montag bei einer Befragung im US-Kongress.
Es sei aber ein Unterschied, ob jemand als «verdächtig» oder als «tatsächliche Bedrohung» eingestuft werde. Wären sie von einer echten Gefahr für das Leben von Trump ausgegangen, hätten die Personenschützer die Veranstaltung sofort beendet, sagte Cheatle.
Die Secret-Service-Chefin sprach vom grössten Versagen ihrer Behörde bei einem Einsatz seit Jahrzehnten. Sie übernehme dafür die volle Verantwortung und habe Trump telefonisch um Verzeihung gebeten. Einen Rücktritt, wie ihn viele Abgeordnete von ihr gefordert hatten, kündigte sie aber nicht an. Sie sagte vielmehr, sie werde alles in Bewegung setzen, damit so etwas nicht noch einmal passieren könne.
Augenzeugen sahen den Schützen auf ein Dach klettern
Der 20-jährige Schütze hatte sich bei der Kundgebung in Pennsylvania auf einem Dach mit Blick auf die Bühne mit einem Sturmgewehr in Position gebracht und vor dort aus auf Trump geschossen. Trump wurde am Ohr verletzt, ein Zuschauer getötet. Zuvor sahen Polizisten vor Ort, wie der Verdächtige am Rand des Veranstaltungsgeländes mit einem Entfernungsmesser hantierte. Augenzeugen sahen ihn anschliessend aufs Dach klettern.
Cheatle räumte ein, das Dach sei schon Tage vor der Kundgebung als mögliche Gefährdungsquelle identifiziert worden. Auf die Frage, warum dann keine Agenten auf dem Dach waren oder ob der Geheimdienst die Gegend mit Drohnen überwacht hat, antwortete Cheatle, sie warte immer noch auf den Ausgang der Ermittlungen.
Abgeordnete reagierten ungehalten. Der Republikaner Mike Turner warf Cheatle Inkompetenz vor. Falls Trump getötet worden wäre, trüge sie eine Mitschuld. Der Demokrat Ro Khanna erinnerte an das Attentat auf Präsident Ronald Reagan 1981, nach dem der damalige Secret Service-Direktor zurücktrat. «Was wir in diesem Land brauchen, sind Behörden, die über die Politik hinauswirken und das Vertrauen von Unabhängigen, Demokraten, Republikanern, Progressiven und Konservativen haben», sagte er. Der Secret Service gehöre nicht mehr zu diesen Behörden.