Schwere Unruhen im Iran«Sie können nicht alle schlagen, verhaften oder töten»
Von den dpa-Korrespondenten
23.9.2022 - 09:43
Weiter heftige Proteste gegen Sittenpolizei im Iran
Die Proteste im Iran nach dem Tod einer von der Sittenpolizei festgenommenen jungen Frau nehmen weiter an Ausmass zu.
Sechs Nächte in Folge fanden nun teils gewaltsame Demonstrationen statt. Die iranischen Behörden reagieren mit Gewalt.
22.09.2022
Der Iran kommt nach dem Tod von Mahsa Amini nicht zur Ruhe. Im Gegenteil: Proteste weiten sich aus, mindestens 26 Menschen sind dabei umgekommen. Nicht nur die Frauen sind wütend.
23.9.2022 - 09:43
dpa
Frauen, die öffentlich ihre Kopftücher anzünden. Männer, die Polizisten verprügeln, weil sie Demonstrationen filmen. Im Iran entlädt sich die angestaute Wut Hunderttausender Menschen auf den Strassen. Wie ein Lauffeuer breitet sich der Protest im ganzen Land nach dem Tod einer jungen Frau aus. Angst und Hoffnung liegen in der Luft, während die Staatsmacht eine Antwort vorbereitet.
In der Hauptstadt Teheran geht die Studentin Schabnam seit Tagen auf die Strasse, weil sie Veränderung will. «Ich kann rumsitzen und alles bedauern, oder ich kann etwas dagegen tun», sagt die 25-Jährige in einem Telefoninterview.
Der Tod der jungen Mahsa Ahmini im Polizeigewahrsam hatte bei ihr wie bei zahlreichen Menschen weltweit Entsetzen ausgelöst. Am Freitag vergangener Woche war die iranische Kurdin gestorben, nachdem sie wenige Tage zuvor von der Moralpolizei wegen ihres «unislamischen Kleidungsstils» festgenommen worden war.
«Sie können nicht alle zusammenschlagen, verhaften oder töten», sagt Schabnam. Es mache ihr Mut, gemeinsam mit anderen Menschen auf die Strasse zu gehen. In vielen Städten ist mit Anbruch der Dunkelheit, wenn die Menschen auf die Strassen strömen, immer wieder der Slogan zu hören: «Wir fürchten uns nicht, wir fürchten uns nicht. Wir sind alle zusammen» – eine Parole, die vor allem während der Demonstrationen nach der umstrittenen Präsidentenwahl 2009 populär geworden war.
Junge Generation kritisiert das islamische System
Doch heute, 13 Jahre später, ist das Land anders. Dabei spielt nicht nur die Wirtschaftskrise eine Rolle, die selbst gebildete Uni-Absolventen zum Taxifahren zwingt und die Ersparnisse der Mittelschicht durch hohe Inflation schwinden lässt. Auch die junge Generation stellt sich mutig dem Staat entgegen und kritisiert das islamische System. Dabei geht es vielen gar nicht darum, die islamische Religion abzulehnen.
«Wer im Islam würde ein junges Mädchen wegen eines Kopftuchs töten?», fragt Schabnams Vater, der in Teheran als Apotheker arbeitet. Anfangs war er wie seine Ehefrau noch besorgt, dass die Kinder demonstrieren gehen. Doch auch den religiösen Eltern, die während der islamischen Revolution 1979 am Sturz der Monarchie beteiligt waren, ist bewusst geworden, wie wütend viele Menschen sind. «Die Verzweiflung ist ein Grund, warum das Regime Angst haben sollte.»
Viele Demonstranten fordern seit fast einer Woche den Sturz des gesamten islamischen Regimes im Iran und stattdessen ein säkulares System, in dem Staat und Religion getrennt sind, als Alternative. Schabnam und ihre Familie gehen jedoch nicht so weit.
«Die Türkei ist ja auch islamisch, aber die Frauen dürfen zwischen Schleier und Minirock frei wählen», sagt Schabnam. Daher gehe es ihrer Einschätzung nach nicht allen Demonstranten um einen «politischen Umsturz, sondern um ein Ende unzeitgemässer islamischer Kriterien, die der iranischen Gesellschaft in den letzten vier Jahrzehnten aufgedrängt wurden».
Regierung in Erklärungsnot
Die Regierung des erzkonservativen Präsidenten Ebrahim Raisi ist seit dem Tod der jungen Frau und der landesweiten Entrüstung in Erklärungsnot geraten. Kaum jemand glaubt der offiziellen Darstellung, die 22-Jährige sei wegen Herzversagen zusammengebrochen. Längst ist ihr Fall zu einem Symbol für die Unzufriedenheit vieler Iraner geworden.
Unterstützung erhalten die Demonstranten auch von ungewöhnlicher Seite. Einst konservative Politiker fordern eine Kurskorrektur. Die Proteste haben sich in den vergangenen vier Tagen zu einer offenen Herausforderung für die iranische Führung entwickelt. Frauen legten auf den Strassen ihre Kopftücher, die sie tragen müssen, ab. Wütende Demonstranten zündeten Mülltonnen an und forderten, das bestehende System zu stürzen.
«Frauen, Leben, Freiheit», wurde gerufen oder auch «Tod dem Diktator!» – eine Anspielung auf den Religionsführer Ali Chamenei. Diese Form der offenen Systemkritik dürfte nicht unbeantwortet bleiben. Regierung und Staatsmedien thematisieren die Proteste bisher kaum. Wenn überhaupt darüber berichtet wird, betiteln die Zeitungen den Protest als Einflussversuch ausländischer Mächte.
Doch der Rhetorik der Ideologen, die aus einer Zeit des Widerstands in den 1970er Jahren stammt, glaubt heute kaum einer mehr. Auch deshalb scheint der Staat das Internet nahezu abgeschaltet zu haben, um jeglichen Versuch, Proteste zu organisieren, zu unterbinden.
Kopftuchzwang gehört zu ideologischen Prinzipien
Experten in Teheran bezweifeln, dass die Regierung jetzt Zugeständnisse macht. Der Kopftuchzwang sei nicht nur irgendein Gesetz, sondern gehöre zu den ideologischen Prinzipien der Islamischen Republik, erklärt ein Universitätsprofessor. Unterstützer des Systems befürchten einen Dominoeffekt, sollte der Staat den Frauen bei der Wahl ihrer Kleidung grosse Zugeständnisse machen.
Während nahezu alle sozialen Netzwerke gesperrt und das mobile Internet abgeschaltet sind, fürchten viele ein hartes Einschreiten der Sicherheitskräfte. Mindestens 17 Menschen wurden nach Angaben der Staatsmedien bislang getötet. Wie viele es wirklich sind, lässt sich kaum überprüfen. Weltweit solidarisierten sich iranische Prominente mit den Protesten. Doch die meisten können nur hilflos zuschauen.
Auch Schabnam hat keine Hoffnung auf Unterstützung von aussen. Trotzdem hofft die Studentin auf Veränderung und politische Reformen. «Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um Angst zu haben», sagt sie.
Schiffsbesatzung nach Brückeneinsturz in Baltimore wohlauf
Ein dramatischer Vorfall erschüttert die US-Stadt Baltimore: Ein Containerschiff rammt einen der Stützpfeiler einer Autobrücke und bringt sie zum Einsturz. Zumindest die Besatzung des Schiffes «Dali» bleibt bei dem Vorfall aber unverletzt, heisst es in einer Mitteilung, die der «New York Times» vorliegt.
26.03.2024
«War natürlich ein riesiger Schock»: Prinzessin Kate macht Krebserkrankung öffentlich
London, 22.03.2024: Es ist eine Schock-Nachricht: Die britische Prinzessin Kate hat Krebs. Die Ehefrau des britischen Thronfolgers Prinz William bekommt Chemotherapie. Sie meldet sich mit einer Videobotschaft.
O-Ton Prinzessin Kate
«Im Januar wurde ich in London einer grossen Bauchoperation unterzogen, und damals ging man davon aus, dass ich nicht an Krebs erkrankt sei. Die Operation war erfolgreich. Tests nach der Operation zeigten aber, dass Krebs vorhanden war. Mein Ärzteteam riet mir daher zu einer vorbeugenden Chemotherapie, und ich befinde mich jetzt in der Anfangsphase dieser Behandlung. Das war natürlich ein riesiger Schock.»
William und sie hätten alles getan, was sie konnten, um das im Interesse der jungen Familie privat zu verarbeiten und zu bewältigen.
O-Ton Prinzessin Kate
«Wie Sie sich vorstellen können, hat das Zeit gebraucht. Ich habe Zeit gebraucht, um mich von der grossen Operation zu erholen und mit der Behandlung beginnen zu können. Vor allem aber haben wir Zeit gebraucht, um George, Charlotte und Louis alles in einer für sie angemessenen Weise zu erklären und ihnen zu versichern, dass es mir gut gehen wird.»
Die Familie brauche jetzt etwas Zeit, Raum und Privatsphäre, während Kate ihre Behandlung abschliessen könne.
O-Ton Prinzessin Kate
«Meine Arbeit hat mir immer viel Freude bereitet und ich freue mich darauf, wieder dabei zu sein, wenn es möglich ist, aber jetzt muss ich mich auf meine vollständige Genesung konzentrieren. (...) Es geht mir gut und ich werde jeden Tag stärker, indem ich mich auf die Dinge konzentriere, die mir helfen, zu heilen – mental, körperlich und seelisch.»
22.03.2024
Prinzessin Kate hat Krebs und bekommt Chemotherapie
London, 22.03.2024: Nachdem die Spekulationen aus dem Ruder gelaufen sind, meldet sich Prinzessin Kate nun überraschend selbst zu Wort. Ihre Diagnose ist ein Schock:
Bei der Prinzessin ist nach ihrer Bauch-Operation Krebs diagnostiziert worden. Die Ehefrau des britischen Thronfolgers Prinz William bekommt Chemotherapie, das sagte sie in einer veröffentlichten Videobotschaft. Das sei natürlich ein grosser Schock gewesen, so die 42-Jährige. Zuvor hatte es wochenlang Spekulationen um ihren Gesundheitszustand gegeben.
Die Schwiegertochter von König Charles III., der ebenfalls wegen einer Krebserkrankung behandelt wird, nimmt seit Längerem keine öffentlichen Termine wahr. Nach Angaben des Palasts war Kate Mitte Januar im Bauchraum operiert worden. Eine Diagnose wurde nicht genannt, es hiess damals lediglich, dass es keine Krebserkrankung sei.
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