Die Tricks der Mullahs So landet Schweizer Hightech in iranischen Kamikaze-Drohnen

uri

12.1.2023

Überreste einer im Iran produzierten Drohne vom Typ Shahed 136. Der ukrainische Geheimdienst fand in einer solchen Drohne über 50 Elemente aus westlichen Ländern – auch aus der Schweiz.
Überreste einer im Iran produzierten Drohne vom Typ Shahed 136. Der ukrainische Geheimdienst fand in einer solchen Drohne über 50 Elemente aus westlichen Ländern – auch aus der Schweiz.
Archivbild: Keystone

Kürzlich wurde bekannt, dass in der Ukraine abgeschossene Drohnen aus iranischer Produktion viele Teile westlicher Firmen enthalten – trotz geltender Sanktionen. Daran dürfte sich nicht viel ändern lassen.

uri

12.1.2023

Vor einer Woche berichtete der US-Sender CNN, dass der ukrainische Geheimdienst in einer einzigen von Russland eingesetzten iranischen Shahed-136-Drohne 52 Komponenten westlicher Firmen entdeckt hat.

Das pikanterweise, obwohl der Iran aufgrund von Sanktionen gar nicht an solche Technik kommen darf. Dabei stammten 40 der Komponenten allein von 13 US-Unternehmen. Weitere 12 Teile kamen von Firmen aus Kanada, Japan, Taiwan, China – und eben auch vom Schweizer Halbleiterhersteller U-blox.

Die SRF-«Tagesschau» ging der Frage nach, wie die Komponente aus der Schweiz den langen und verbotenen Weg in die iranische Drohne finden konnte und kommt zu einem ernüchternden Schluss: Selbst mit den besten Absichten der Hersteller und der sanktionierenden Staaten ist es so gut wie unmöglich zu verhindern, dass Schurkenstaaten an die Technik kommen.

Der Halbleiter-Spezialist aus Thalwil beschäftige sich etwa mit GPS-Chips für Ortungssysteme in Autos, der Landwirtschaft oder auch der Industrie. In den Iran liefert das Unternehmen laut dem SRF – ganz gesetzestreu – aber nicht.

GPS-System aus dem E-Bike

Wie U-blox-Chef Stephan Zizala dem Sender erklärte, lasse es sich trotz entsprechendem Verhaltenskodex und Vertragsbedingungen dennoch nicht verhindern, dass entsprechenden Bauteile auch bei sanktionierten Ländern landeten.

Schliesslich könne «jedes dieser Produkte aus einem Fahrzeug, aus einem Elektrofahrrad, aus dem elektrischen Rasenmäher-Roboter ausgebaut werden und dann für etwas anderes verwendet werden», so Zizala.

Um die Teile für die im Krieg eingesetzten Drohnen zu bekommen, bedient sich der Iran laut dem SRF dabei einem Trick, den auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bereits bemerkt hat. Für die GPS-Systeme aus der Schweiz und andere entsprechende Bauteile importiere das Land dann eben einfach entsprechende kommerzielle Güter über Drittstaaten, beispielsweise Handelsfirmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

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Das Problem sei dabei, teilte das Seco dem SRF schriftlich mit, dass das von Sanktionen belegte Land so auf «weltweit frei verfügbare Güter ausweicht», sich aber zugleich «Güter für seine Waffenprogramme» beschaffen könne.

Iran schmuggelt auch ganze Airbus-Maschinen ins Land

Um tatsächlich zu verhindern, dass sanktionierte Staaten wie jene in Moskau oder Teheran erst gar nicht an die von ihnen benötigten GPS-Chips komme, dürften Unternehmen wie U-blox dann eigentlich gar niemanden beliefern, heisst es im Bericht der Tagesschau.

Für U-blox-Chef Zizala stellt sich damit eine grundsätzliche und wohl nicht aufzulösende Frage: «Wollen wir als Gesellschaft auf die Möglichkeiten der Technologie, unser Leben nachhaltiger, aber auch komfortabler zum selben Zeitpunkt zu machen, wirklich verzichten?»

Ein weiterer Fall zeigte zudem erst kurz vor Weihnachten, dass Teheran offenbar auch sehr einfallsreich ist, wenn es darum geht, ganze – und ebenfalls von den Sanktionen betroffene – Airbus-Jets ins Land zu schmuggeln.

So verschwanden am 23. Dezember 2022 gleich vier Maschinen des Typs A340 über dem iranischen Luftraum. Indizien erhärteten den Verdacht, dass Scheinfirmen die Flugzeuge über mehrere Stationen in den Iran brachten.

Zuletzt wurde in dem Vorgang erklärt, dass die Flugzeuge von Südafrika nach Usbekistan geliefert werden sollten. Auf dem Flug dorthin wurde just über dem Iran offenbar ein Notfall erklärt. Die Maschinen landeten daraufhin auf dem Flughafen in Teheran, wo sie von einem Satelliten im Bild eingefangen wurden.