Neue Studien So manipulierten russische Online-Trolle die US-Wahl

AFP

17.12.2018

Zwei Studien zufolge mischten sich russische Trolle gezielt in Online-Diskussionen ein, um Donald Trump während der US-Wahl 2016 zu stärken. 
Zwei Studien zufolge mischten sich russische Trolle gezielt in Online-Diskussionen ein, um Donald Trump während der US-Wahl 2016 zu stärken. 
Keystone/Archiv

Russische Propaganda-Experten haben während des US-Wahlkampfs 2016 sämtliche grossen Onlineplattformen benutzt, um das Wahlergebnis zugunsten des heutigen Präsidenten Donald Trump zu beeinflussen. Zu diesem Ergebnis kamen zwei Studien.

Jüngsten Untersuchungen zufolge mischten sich Propaganda-Experten aus Russland über alle grossen Online-Plattformen in den US-Wahlkampf von 2016 ein. Ihre Kampagnen zielten dabei darauf ab, afroamerikanische und linksgerichtete Wähler durch demotivierende Botschaften von der Teilnahme an der Wahl abzuhalten und konservative weisse Wähler zu mobilisieren.

Diese Erkenntnisse über die mutmasslichen Methoden der in St. Petersburg ansässigen Internet Research Agency (IRA) sind in zwei unabhängigen Studien für den Geheimdienstausschuss des US-Senats enthalten, die am Montag veröffentlicht wurden. Die IRA gilt als «Trollfabrik» der russischen Regierung. Trolle werden Internetnutzer genannt, die bewusst Online-Debatten stören und manipulieren.

Tausende Online-Konten

Die Forscher des Computerprogaganda-Projekts an der britischen Oxford-Universität, der auf Analyse der Onlinenetzwerke spezialisierten Firma Graphika sowie des im Kampf gegen Onlineproganda tätigen Unternehmens New Knowledge werteten für ihre Studien Millionen von Internetbotschaften aus.

Demnach nutzte die IRA neben Facebook und Twitter auch die auf die Verbreitung von Fotos spezialisierte Facebook-Tochter Instagram sowie die Video-Plattform YouTube intensiv für ihre Propaganda-Aktivitäten in den USA. Mit ihren Botschaften unter verdeckter Identität auf Tausenden von ihr eingerichteten Onlinekonten habe die IRA eindeutig «der Republikanischen Partei und insbesondere Donald Trump nutzen wollen», heisst es in der Oxford/Graphika-Studie.

Pro Trump, contra Clinton

Ein Schwerpunkt habe bei diesen Online-Aktivitäten darauf gelegen, Afroamerikaner, Angehörige sexueller Minderheiten und linksliberale Wähler zu «demobilisieren», konstatieren die Experten. So hätten die russischen Trolle die Ansicht propagiert, dass es die beste Entscheidung im Interesse der afroamerikanischen Gemeinde sei, «die Wahl zu boykottieren».

Ein von der IRA geschaffenes Onlinekonto mit dem Namen «Blacktivist» verbreitete Botschaften über Trumps Rivalin Hillary Clinton, die ihr unterstellten, kein wirkliches Interesse an den Afroamerikanern zu haben. «Keine Leben zählen für Hillary Clinton. Nur Stimmen zählen für Hillary Clinton», lautete eine der Botschaften. Damit wurde auf «Black Lives Matter» (Das Leben von Schwarzen zählt) angespielt, den Namen der Bewegung gegen Polizeigewalt.

Willkommen in der Trollfabrik: Von diesem Gebäude in St. Petersburg aus wird Einfluss in sozialen Netzwerken genommen.
Willkommen in der Trollfabrik: Von diesem Gebäude in St. Petersburg aus wird Einfluss in sozialen Netzwerken genommen.
Keystone

«Angriff auf unsere Demokratie»

In anderen Botschaften suchte die IRA den Experten zufolge gezielt konservative weisse Wähler zur Teilnahme an der Wahl anzuspornen, indem sie für diese Wählergruppe wichtige Anliegen wie das Recht auf privaten Waffenbesitz und die Bekämpfung der illegalen Einwanderung in den Vordergrund stellte.

Der republikanische Ausschussvorsitzende Richard Burr erklärte, die Studien zeigten, wie «aggressiv» Russland versucht habe, die US-Bürger entlang ihrer Rasse, Religion und Weltanschauung zu spalten und das Vertrauen in die demokratischen Institutionen zu untergraben. Der Obmann der oppositionellen Demokraten in dem Geheimdienstausschuss, Mark Warner, bezeichnete die mutmasslichen russischen Online-Kampagnen als «Angriff auf unsere Demokratie».

Aufgrund der Untersuchungen des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller hatte die US-Justiz bereits im vergangenen Februar Anklage gegen die IRA wegen ihrer mutmasslichen russischen Einmischungen in die US-Wahl erhoben. Mueller untersucht auch, ob es damals mögliche illegale Absprachen zwischen Moskau und Trump-Mitarbeitern gab. Trump bezeichnet die Ermittlungen als «Hexenjagd», der Kreml bestreitet seinerseits jegliche Interventionen in die US-Wahl.

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