Konflikt oder Annäherung?Was ist «Phase zwei»? Trump droht Nordkorea
DPA/AFP
24.2.2018
Vor Ende der Winterspiele heizt US-Präsident Trump die Spannungen mit Nordkorea wieder an. Er verhängt neue Sanktionen, droht mit einer rauen «Phase zwei». Oder wird insgeheim ein Treffen mit Nordkorea vorbereitet?
Der Besuch der Delegationen aus Nordkorea und den USA zum Ende der Olympischen Winterspiele in Südkorea hat Spekulationen über einen möglichen ersten Kontakt zwischen beiden Seiten ausgelöst.
So könnte es am Rande zu einem Treffen des hohen nordkoreanischen Generals Kim Yong Chol mit der für Korea zuständigen Vertreterin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Allison Hooker, kommen, hiess es am Samstag in südkoreanischen Medien. Beide kennen sich persönlich von einem Besuch Hookers 2014 in Pjöngjang.
Die US-Beamtin ist in der Delegation von Ivanka Trump, Tochter von US-Präsident Donald Trump, nach Seoul gereist, obwohl ihr Name nicht in der Ankündigung der Reise genannt worden war. Hooker hat auch an dem Abendessen von Ivanka Trump mit Südkoreas Präsidenten Moon Jae In am Freitag in Seoul teilgenommen. Die «First Daughter» vertritt die USA am Sonntag bei der Abschlussfeier der Spiele in Pyeongchang, zu der auch Kim Yong Chol mit seiner Delegation anreisen wird. Ein Treffen der Trump-Tochter mit dem General wurde allerdings ausgeschlossen.
Hooker kennt Kim Yong Chol von ihren Gesprächen 2014 in Pjöngjang, als sie den damaligen US-Geheimdienstchef James Clapper begleitet hatte, um über die Freilassung von zwei US-Bürgern zu verhandeln. Der General war damals Chef des Auslandsgeheimdienstes. Die Zeitung «Korea Herald» nannte die US-Beamtin Hooker eine «potenzielle Schlüsselfigur, um die Grundlagen für künftige Gespräche zwischen den USA und Nordkorea zu legen».
Auch die Zusammensetzung der Delegation des Generals weckte Hoffnungen auf eine mögliche Gesprächsbereitschaft von Machthaber Kim Jong Un. Überraschend seien auch Diplomaten dabei, die für die Beziehungen zu den USA und den Atomkonflikt zuständig seien, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Pjöngjang sende selten solche Experten zu rein innerkoreanischen Gesprächen.
«Phase zwei wird sehr, sehr bedauerlich für die Welt sein»
US-Präsident Trump hatte am Freitag weitere Sanktionen gegen Nordkorea verhängt und damit noch vor Ende der Winterspiele die Befürchtungen über neue Spannungen angeheizt. Das Finanzministerium belegte 55 Schiffe, Reedereien und Handelsunternehmen mit Strafmassnahmen. Trump sagte, es handele sich um die «heftigsten Sanktionen», die jemals verhängt worden seien.
Trump drohte Nordkorea auch mit einer Eskalation. «Wenn die Sanktionen nicht funktionieren, müssen wir Phase zwei beginnen», sagte Trump in Washington. Das werde «eine sehr raue Angelegenheit werden» und «sehr, sehr bedauerlich für die Welt sein». Er denke aber nicht, dass er diese Karte spielen wolle. «Wir werden sehen.»
Die USA fordern von Nordkorea die Aufnahme von Verhandlungen zur Beseitigung seines Atomwaffen- und Raketenprogramms. In Washington mehren sich seit längerem Stimmen für einen begrenzten Militärschlag gegen Nordkorea. Kritiker verweisen darauf, dass der Konflikt militärisch nicht zu lösen sei und jede militärische Aktion sofort mit Zehntausenden Toten extrem eskalieren könne.
Südkorea hofft auf Dialog
Südkoreas Präsident hofft, dass die innerkoreanischen Gespräche auch zu einem Dialog Nordkoreas mit den USA führen. Die Delegation aus Pjöngjang ist drei Tage in Seoul. Zwei Wochen nach dem historischen Besuch der einflussreichen Kim-Schwester Kim Yo Jong zur Eröffnung der Winterspiele wird es eine zweite Runde von innerkoreanischen Verhandlungen geben. Sie folgen der plötzlichen Annäherungspolitik von Kim Jong Un und der Teilnahme nordkoreanischer Sportler den Spielen.
Die Spekulationen über ein mögliches Treffen zwischen den USA und Nordkorea stiessen aber auch auf Skepsis. So hatte die Kim-Schwester ein heimlich vorbereitetes Treffen mit US-Vizepräsident Mike Pence am Tag nach der Eröffnung der Winterspiele kurzfristig platzen lassen. Der Grund war offenbar nordkoreanische Verärgerung über die Treffen von Pence mit nordkoreanischen Flüchtlingen in Südkorea und seine Ankündigung der neuen Sanktionen, die Trump jetzt verhängt hat.
Der geplante Besuch des Generals Kim löste Proteste in Südkorea aus. Der frühere Geheimdienstchef, der heute Vizevorsitzender des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei ist, wird unter anderem für den Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffes im Jahr 2010 verantwortlich gemacht. Das Schiff wurde von einem Torpedo getroffen. 46 Menschen starben.
Die Teilnehmer der Kundgebung forderten Kims Hinrichtung. Ausserdem müsse Pjöngjang die Verantwortung für den Angriff übernehmen und sich entschuldigen. Nordkorea bestreitet eine Verwicklung in den Vorfall und spricht von einer ungeklärten Explosion an Bord der Korvette "Cheonan", die Medienberichten zufolge Torpedos und andere Waffen sowie Munition geladen hatte.
Das südkoreanische Vereinigungsministerium hatte Bedenken im Zusammenhang mit der Visite der von Kim geleiteten Delegation eingeräumt, der auch Mitglieder des nordkoreanischen Aussenministeriums angehören. Der Besuch biete aber die "Chance, die innerkoreanischen Beziehung zu verbessern" und einer friedlichen Lösung näherzukommen.
Das Ministerium erklärte zugleich, die Versenkung der "Cheonan" sei "sicherlich" das Werk Nordkoreas. Doch die direkte Verantwortlichkeit stehe nicht fest.
Es wird befürchtet, dass die Spannungen auf der koreanischen Habinsel nach den Winterspielen wieder aufflammen könnten. Nach den bis zum 18. März laufenden Paralympics soll entschieden werden, wann die zunächst wegen Olympia verschobenen Militärmanöver Südkoreas und der USA nachgeholt werden sollen.
Hochglanz und Tristesse: Bilder von Nordkoreas Widersprüchen
Hochglanz und Tristesse: Bilder von Nordkoreas Widersprüchen
Bilder aus dem letzten Land hinter einem «Eisernen Vorhang»: Eine junge Nordkoreanerin verteilt stark riechender Jauche-Dünger auf die Felder. Weil in Nordkorea der Ertrag der Landwirtschaft stark gesteigert werden soll, werden die Landwirte nun motiviert tätig - denn um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, müssen erst die Böden verbessert werden. Alle Bauern und Arbeiter sind im Einsatz. Sie transportieren derzeit Lastwagenladungen voller Dünger zu den Feldern.
Bild: Uncredited/APTN/dpa
Eingesetzt wird ein nach der Juche-Ideologie benannter Juche-Dünger, der hauptsächlich aus organischen Bestandteilen besteht und wohl zusätzlich mit chemischen Stoffen angereichert ist. Es wird angenommen, dass in der Juche-Jauche auch menschliche Exkremente Verwendung finden, weil die Viehzucht in Nordkorea keine grosse Rolle spielt, und somit weniger tierischer Dung anfällt.
Bild: Uncredited/APTN/dpa
Ob die Aktion gewinnbringend ist, wird sich zeigen - wahrscheinlich bliebt ein Scheitern aber auch geheim, wie so vieles in Nordkorea. Denn Nordkorea ist ein Land, das in etwa so zugänglich ist wie der Meeresboden. Umso aufregender sind die folgenden Bilder, welche zwei Journalisten der Agentur AP vor Ort machen konnten.
Bild: Uncredited/APTN/dpa
Fix was los auf den Strassen Pjöngjangs: Der Verkehr in der nordkoreanischen Hauptstadt hat merklich zugenommen. Obwohl es mittlerweile auch Strassenampeln gibt, werden die Verkehrspolizistinnen so schnell nicht von den Strassen verschwinden. Die Gründe für das gestiegene Verkehrsaufkommen bleiben - wie vieles in Nordkorea - ein Geheimnis.
Bild: AP
Kim Jong Un bei einem Schiesstraining mit Soldaten im Jahr 2014: Laut südkoreanischen Angaben hat der Diktator bereits häufigen Gebrauch von der Waffe machen lassen, um die politische Führung zu säubern. Seit seinem Amtsantritt sollen bereits rund 70 nordkoreanische Funktionäre hingerichtet worden sein. Die nachfolgenden Bilder dieser Galerie geben Eindrücke über die Widersprüchlichkeiten eines Landes, von dem nur sehr wenig nach Aussen dringt.
Bild: Keystone
Nordkoreas Diktator Kim Jong Un bei einer seiner berüchtigten Inspektionen: Während nordkoreanische Forscher kürzlich nach eigenen Angaben eine Art «Wunderimpfstoff» entwickelten, sollen Dokumente eines Überläufers belegen, dass hier auch grausame Menschenversuche stattfinden, um Chemie- und Biowaffen zu testen.
Bild: Keystone
Kim bei einem Rundgang durch den neuen Flughafen in der Hauptstadt Pjöngjang am 25. Juni 2015. Offiziell liess er verlauten, er sei «sehr zufrieden, dass der Terminal mit dem modernen ästhetischen Geschmack und dem nationalen Charakter harmoniere» - angeblich war er jedoch so unzufrieden mit dem Bauwerk, dass er sogar den Architekten hinrichten liess.
Bild: Keystone
Kim Jong Un ordnete höchstpersönlich Änderungen für die Flughafenerweiterung an. Wie viel Geld der Bau des Prestigeobjekts im bettelarmen Nordkorea verschlang, wird verschwiegen.
Bild: Keystone
2014 wurden zwei Journalisten der Nachrichtenagentur AP auf eine Rundreise durch Nordkorea mitgenommen - ihnen sollte das Land als lohnende Destination für Touristen präsentiert werden. Die Journalisten brachten damals eine Menge Bilder aus der Volksrepublik mit, von der sie meinen, sie sei «so zugänglich wie der Meeresboden». Pjöngjang im Morgengrauen. Einzig erleuchtet, grossformatig an einer Fassade, Portraits der früheren Führer Kim Il Sung und Kim Jong Il.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Strandvergnügen: Schulkinder an einer der Buchten von Wonsan.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Eine Schiessstation in Pjöngjang soll weitere Touristen nach Nordkorea locken.
Bild: AP
Pause, von was auch immer: Männer ruhen sich entlang einer Zufahrtsstrasse nach Samsu aus.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Die Pfote eines nicht näher bestimmbaren Tieres dient als Türklinke zu jener Behausung, von der die Legenden behaupten, der frühere Führer Kim Jong Il sei dort geboren.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Nordkoreanisches Navi: Handgeschriebene, um Zeichnungen ergänzte Anfahrtsskizze zu einem Ziel in der Region von Samjiyon.
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Stille Idylle: Fischerboot auf einem Stausee und Wasserreservoir nahe Samsu.
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Wartender: Gegen den Regen schützt ein Schirm, gegen die allgegenwärtige Propaganda Wegschauen.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Angestellter in der Lobby eines Touristenhotels von Chongiin.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Zarte Pflänzchen der Privatwirtschaft: Zwei Frauen in ihren improvisierten Verkaufsbuden in den Aussenbezirken von Chongiin.
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Warten auf die Bahn - und den Anschluss an die Welt, in einem Dörfchen irgendwo in der Provinz Hamgyong.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Ein Leben in Kimchaek.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Tunnel des Schreckens: Eine nebelhafte Wolke von Abgasen entweicht dem Portal des Hamgwan Tunnels nahe Hamhung.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Einsam unterwegs: Eine Frau geht entlang einer entvölkerten Zufahrtsstrasse nach Pjönjang.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Kleine Freuden: Junge Nordkoreaner bei einem Picknick am Strand von Wonsan.
Bild: Keystone/AP Photo/David Guttenfelder
Martialisches Monument zum Abschluss: Faust hält Kalaschnikov samt Bajonett.
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