Machtvakuum in Sri Lanka Demonstranten wollen bleiben, bis der Präsident geht

dpa

11.7.2022 - 11:32

Sri Lanka: Armee ruft nach Flucht des Präsidenten zur Ruhe auf

Sri Lanka: Armee ruft nach Flucht des Präsidenten zur Ruhe auf

Nach Massenprotesten und der Flucht des Präsidenten aus der Hauptstadt blickt Sri Lanka einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Armeeführung rief die Bevölkerung des südasiatischen Inselstaats zur Ruhe auf, nachdem am Vortag Präsident Gotabaya Raja

10.07.2022

Wütende Bürger*innen haben am Wochenende die Amtssitze des Präsidenten und des Regierungschefs gestürmt – wie es weitergeht, ist aber noch völlig offen: Das Land steckt in einem Machtvakuum fest. 

DPA

Die alte Regierung muss weg: Dafür gingen in Sri Lanka in den vergangenen Monaten Zehntausende Menschen auf die Strasse. Die Massenproteste erreichten am Samstag einen neuen Höhepunkt, als Demonstrant*innen in der Hauptstadt Colombo die Büros und Amtssitze von Präsident Gotabaya Rajapaksa und Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe stürmten. Bilder von Bürger*innen, die im Pool des Präsidenten baden, gingen um die Welt.

Doch die schlimmste Wirtschafts- und Staatskrise der jüngeren Geschichte ist damit noch nicht vorbei: Den Oppositionsparteien gelang es bis Montagmittag (Ortszeit) nicht, sich auf eine neue Regierung zu einigen, die das Land führen soll. 

Die Oppositionsparteien streben eine Einheitsregierung an. Bei der Besetzung der Spitzenämter hakte es aber offenbar noch. Oppositionsführer Sajith Premadasa und Ex-Minister Dullas Alahapperuma wurden als Präsident und Ministerpräsident gehandelt, es war aber noch unklar in welcher Konstellation.

Demonstranten wollen nicht so schnell abziehen

Die Demonstrant*innen ihrerseits erklärten, sie wollen bleiben, bis die beiden Politiker effektiv zurückgetreten sind. Präsident Rajapaksa hatte seinen eigenen Rücktritt an diesem Mittwoch in Aussicht.

Wickremesinghes Büro teilte am Montag mit, er habe das noch einmal bestätigt. Der Regierungschef selbst erklärte, er werde zurücktreten, sobald eine neue Regierung im Amt sei. Nach der Verfassung würde das Amt des Staatschefs übergangsweise auf Parlamentspräsident Mahinda Yapa Abeywardena übergehen.

Es ging auch die Sorge um, dass das Militär eingreifen könnte, nachdem der Chef des Verteidigungsstabes, Shavendra Silva, zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung aufgerufen hatte. Es werde eine zivile Regierung gebraucht, keine militärische, sagte ein Oppositionssprecher.

Die Bilder gingen um die Welt: Aufgebrachte Bürger*Innen plantschen im Pool der Präsidentenresidenz in Colombo, nachdem sie diese erstürmt haben.   
Die Bilder gingen um die Welt: Aufgebrachte Bürger*Innen plantschen im Pool der Präsidentenresidenz in Colombo, nachdem sie diese erstürmt haben.   
Bild: AP