Ist er gestorben, krank oder einfach nur im Strandurlaub? Das passiert, sollten die Gerüchte um den Tod von Kim Jong Un stimmen.
Seit mehr als zwei Wochen wurde er nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen, er verpasste den wichtigsten Tag im politischen Kalender des Landes und Medienberichten zufolge soll er sich einem dringlichen Eingriff am Herz-Kreislauf-System unterzogen haben: Könnte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ernsthaft krank oder sogar tot sein?
Seoul und Washington relativierten derartige Spekulationen zwar, allerdings gab es in den nordkoreanischen Staatsmedien bislang auch kein direktes Lebenszeichen von Kim. Was könnte passieren, wenn Kim, der das Land in dritter Generation führt, tatsächlich stirbt? Ein Überblick:
Wie würde die Welt von Kims Tod erfahren?
Nordkorea ist extrem verschlossen, insbesondere wenn es um die politische Führung geht. Kims Vater und Vorgänger Kim Jong Il war bereits zwei Tage tot, bevor jemand ausserhalb des engsten Führungskreises davon wusste. In der Vergangenheit erfolgte die erste Ankündigung in einer Sondersendung im Staatsfernsehen. Sollte die Kamera zu einer Frau in schwarzem Kleid wechseln, ist Kim tot.
Ri Chun Hee ist die dienstälteste Nachrichtensprecherin des Nordens und verkündet seit Jahrzehnten wichtige Entwicklungen. Bei Erfolgen bebt ihre Stimme vor Freude, bei schlechten Nachrichten fliessen Tränen. Bei erfolgreichen Atom- oder Raketentests trägt sie rosa, beim Tod von Kim Jong Il 2011 und beim Tod von dessen Vater und Vorgänger Kim Il Sung 1994 jeweils schwarz.
Wird es einen weiteren Kim geben?
Offiziell ist der Norden als Demokratische Volksrepublik Korea bekannt, wird aber seit seiner Gründung 1948 von Mitgliedern derselben Familie beherrscht. Die angebliche Legitimität der Arbeiterpartei gründet auf Kim Il Sungs Kampf gegen die japanischen Besatzer Koreas und später die US-geführten UN-Truppen im Koreakrieg.
Die Partei verfügt über umfassende Kontrolle der Gesellschaft - niemand rechnet mit irgendeiner Art von Volksaufstand im Fall von Kims Tod. "Nordkoreanische Generäle und ranghohe Politiker werden nicht um die Macht kämpfen, oder es wäre ein sehr begrenzter Machtkampf", sagt Andrei Lankov von der Korea Risk Group. "Sie werden einen neuen Anführer akzeptieren, der aus der Kim-Familie stammen dürfte."
Wer könnte Nachfolger werden?
Kim soll drei Kinder haben, die allerdings viel zu jung für eine Machtübernahme sind. Kims Schwester Kim Yo Jong ist eine seiner engsten Beraterinnen, die seit Kurzem auch politische Statements im eigenen Namen veröffentlicht. Sie ist wechselndes Mitglied des Politbüros der Arbeiterpartei und derzeit die prominenteste Verwandte Kims. Allerdings ist das kommunistische Land gesellschaftlich konservativ und hatte noch nie eine weibliche Führung. Kims ältester Halbbruder Kim Jong Nam, der traditionell als Nachfolger in Frage gekommen wäre, wurde 2017 ermordet.
Kim hat ausserdem einen älteren Bruder, Kim Jong Chol, der Eric-Clapton-Fan sein soll und keine politischen Ambitionen zeigt. Dann ist da noch Kims Frau Ri Sol Ju, die eine stärkere Rolle als ihre Vorgängerinnen in der Öffentlichkeit spielt und 2018 zur First Lady erklärt wurde. Kim Pyong Il, der Halbbruder von Kims Vater, diente überdies jahrzehntelang als Botschafter in osteuropäischen Staaten. 2019 wurde er aus Tschechien zurückbeordert, seitdem ist er von der Bildfläche verschwunden.
Sind Kandidaten ausserhalb der Familie denkbar?
Es ist nicht bekannt, dass Kim einen Nachfolger benannt hat, aber offiziell gilt Choe Ryong Hae als sein Stellvertreter. Er ist Mitglied im Präsidium des Politbüros und erster Vizevorsitzender des höchsten Regierungsgremiums. Er verfügt über grosse Macht und könnte sogar indirekt mit dem Kim-Clan verwandt sein: Es wird spekuliert, dass Kim Yo Jong mit Choes Sohn verheiratet ist.
Was würde mit Kims Leichnam passieren?
Kims Vater und Grossvater liegen einbalsamiert im Kumsusan-Sonnenpalast, einem grossen Mausoleum ausserhalb Pjöngjangs. Mit Kim dürfte nach einem pompösen Staatsbegräbnis ähnlich verfahren werden.
Urlaub in Nordkorea: Abenteuer oder Irrsinn?
Urlaub in Nordkorea: Abenteuer oder Irrsinn?
Urlaub in Nordkorea? Ob das Irrsinn ist oder ein spannendes Abenteuer, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zu sehen gibt es allerdings einiges in dem abgeschotteten Land.
Im gigantischen Kumsusan-Palast der Sonne liegen Kim Il-sung und sein Sohn Kim Jong-il aufgebahrt.
Monumental: Der Kim-Il-sung-Platz mit dem Porträt des Staatsgründers und dem Bildnis seines Sohnes.
Ausländische Besucher statten einem Denkmal in Pjöngjang einen Besuch ab.
Das Museum für den Befreiungskrieg in Pjöngjang bietet eine ganz eigene Sichtweise auf die Geschichte des Koreakrieges.
Pflichtprogramm für jeden Besucher ist der Juche-Turm in Herzen der Hauptstadt. Er erinnert an die von Kim Il-sung erdachte und von seinem Sohn weiterentwickelte Ideologie Juche.
Das Mansudae-Monument: Kim Il-sung (links) und sein Sohn Kim Jong-il blicken auf ihr Volk herab.
Wie im Kalten Krieg: In der demilitarisierten Zone stehen sich Soldaten aus Nord und Süd gegenüber.
Sozialistischer Chic: die Hauptstadt Pjöngjang.
Das riesige Ryugyong Hotel dominiert die Skyline von Pjöngjang.
Kim Il-sung, Gründer des nordkoreanischen Staates, lächelt dem Besucher überall im Land gütig entgegen.
Sie sind omnipräsent im ganzen Land: Soldatinnen und Soldaten prägen das Stadtbild von Pjöngjang und anderen Orten.
Viele alte Busse prägen das Stadtbild von Pjöngjang.
Überall Propaganda: Bannern wie diesem hier entkommt man in Nordkorea nicht.
Auch in Nordkorea wollen Kinder vor allem eines: möglichst viel Spass!
Auch wenn die Hauptstadt Pjöngjang heute mit Glitzerfassaden ein anderes Bild vermittelt: Auch dem Land herrscht noch bittere Armut.
Ein kleiner Ort in der Nähe von Pjöngjang: Aufs Land kommt man als Nordkorea-Tourist nicht so leicht wie in die grossen Städte.
Nach Nordkorea bitte hier entlang: Die Freundschaftsbrücke verbindet China und sein Nachbarland.
Günstiger als Fliegen: Viele Touristen erreichen Pjöngjang mit dem Zug aus China.
Ein Mann liest die neuesten Nachrichten an einem Zeitungsständer in der U-Bahn von Pjöngjang.
Die U-Bahn-Stationen in der Hauptstadt sind mit revolutionären Motiven verziert.
Viele der U-Bahn-Züge in Pjöngjang fuhren einst durch Ost-Berlin.
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